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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Diede; Diedenhofen; Diefenbach

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Diede - Diefenbach

tingen, studierte daselbst, wurde 1847 Repetent, 1850 Privatdocent, 1854 außerord. Professor in Göttingen, 1860 ord. Professor der Kirchengeschichte in Rostock, 1882 Konsistorialrat. Mit Kliefoth gab er 1860‒64 die «Theol. Zeitschrift» in Schwerin heraus. Er schrieb: «Die Waldenser im Mittelalter» (Gött. 1851), «Die evang. Abendmahlslehre im Reformationszeitalter» (Bd. 1, ebd. 1854), «Die evang.-luth. Lehre von der heiligen Schrift» (gegen von Hofmann, Schwerin 1858), «Der Sieg des Christentums über das Heidentum unter Konstantin» (ebd. 1863), «Luthers Lehre von der kirchlichen Gewalt» (Berl. 1864), «Schrift und Tradition. Widerlegung der röm. Lehre vom unfehlbaren Lehramt» (Rost. 1870, gegen von Kettelers Schrift «Das allgemeine Konzil und seine Bedeutung für unsere Zeit»), «Die obligatorische Civilehe» (Lpz. 1873), «Die kirchliche Trauung» (Rost. 1878), «Civilehe und kirchliche Trauung» (ebd. 1880), «Justin, Augustin, Bernhard und Luther» (Lpz. 1882), «Die Menschwerdung des Sohnes Gottes» (ebd. 1882, gegen Ritschls Theologie), «Die Stellung der theol. Fakultäten zur Kirche» (Rost. 1883), «Die Stellung Luthers zur Kirche und ihrer Reformation in der Zeit vor dem Ablaßstreit» (ebd. 1883), «Luthers Recht gegen Rom» (Lpz. 1883), «Der missourische Prädestinatianismus und die Konkordienformel» (Rost. 1885), «Der Ablaßstreit. Dogmengeschichtlich dargestellt» (Gotha 1886), «Zur Lehre von der Bekehrung und von der Prädestination» (Rost. 1886), «Luthers Lehre in ihrer ersten Gestalt» (ebd. 1887), «Leibniz’ Stellung zur Offenbarung» (Rektoratsrede, 1888), «Das Wort Gottes» (Rost. 1888), «Inspiration und Irrtumlosigkeit der heiligen Schrift» (Lpz. 1891), «Noch einmal über Inspiration» (Rost. 1893).

Diede, Charlotte, bekannt durch die von W. von Humboldt an sie gerichteten klassischen «Briefe an eine Freundin» (Lpz. 1847; seitdem in vielen Ausgaben erschienen), geb. 1769, Tochter des Pfarrers Hildebrand in Lüdenhausen (Lippe-Detmold), heiratete 1789 den Dr. jur. Diede in Cassel; doch wurde die Ehe 1794 getrennt. Da sie ihr Vermögen während der Freiheitskriege verloren hatte, suchte sie durch Verfertigung künstlicher Blumen ihren Lebensunterhalt zu gewinnen. 1814 wandte sie sich an W. von Humboldt, den sie 1788 in Pyrmont kennen gelernt hatte, um ihn, der als preuß. Staatsminister auf dem Kongreß in Wien thätig war, zu bitten, ihr zur Wiedererlangung ihres in braunschw. Papieren angelegten Vermögens behilflich zu sein. Dies war die Veranlassung zu einem Briefwechsel, der von 1822 bis zum Tode Humboldts (1835) regelmäßig fortgeführt wurde. Später erhielt sie durch König Friedrich Wilhelm Ⅲ. eine jährliche Unterstützung. Sie starb 16. Juli 1846 in Cassel. Ihre an Humboldt gerichteten Briefe sind nicht erhalten. Doch erschienen «Briefe von Charlotte D., der Freundin W. von Humboldts, an Karl Schulz», den Bruder von Humboldts Sekretär (mit einer Einleitung von Lothholz, Lpz. 1883). – Vgl. Piderit und Hartwig, Charlotte D. (Halle 1884).

Diedenhofen. 1) Kreis im Bezirk Lothringen, hat 946,82 qkm, (1890) 84505 (44106 männl., 40399 weibl.) E. (darunter 4594 Evangelische und 915 Israeliten, 2885 Militärpersonen) in 102 Gemeinden und zerfällt in die 5 Kantone D., Fentsch, Kattenhofen, Metzerwiese, Sierck. –

2) D., franz. Thionville, Hauptstadt des Kreises D. und des Kantons D. (176,91 qkm, 21 Gemeinden, 37572 E.), Festung dritten Ranges, 28 km von Metz, 16 km von der franz. und 12 km von der luxemb. Grenze, am linken Ufer der hier 120 m breiten Mosel, von der sich oberhalb der Stadt ein kanalisierter, sich unterhalb derselben wieder mit dem Hauptstrom vereinigender Arm abzweigt, liegt an den Linien Koblenz-Trier-D. (181,5 km), D.-Teterchen-Völklingen (69,8 km), D.-Algringen-Fentsch (16,1 km), Saarburg-Metz-Luxemburg der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen. Die Stadt ist Sitz der Kreisdirektion, eines Amtsgerichts (Landgericht Metz), Hauptzollamtes, eines Artilleriedepots, einer Fortifikation, einer Oberförsterei, eines kath. Archidiakonats und hat (1890) 8923 (5568 männl., 3355 weibl.) E., darunter 6047 Katholiken, 2712 Evangelische und 162 Israeliten, in Garnison das Infanterieregiment Nr. 135, das Dragonerregiment Nr. 6 und die 8. Compagnie des Fußartillerieregiments Nr. 8; Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, Gymnasium, seit 1887, ein Lehrerinnenseminar, eine höhere Mädchenschule, Theater, zwei Spitäler; Reste röm. und mittelalterlicher Befestigungsanlagen, mehrere ansehnliche Militärgebäude; mehrere Bohrmühlen, Säge- und Ölmühlen; ferner Bierbrauereien, Gerbereien, Weinbau (103 ha), lebhaften Handel mit Wein, Getreide, Gemüse, Obst und Vieh. Die Befestigung ist alten Systems. Die Werke bestehen aus der Stadtbefestigung auf dem linken Moselufer und einem doppelten Kronenwerke auf der von der Mosel und dem kanalisierten Arme gebildeten Insel; dieselben rühren in ihrer jetzigen Gestalt von Condé (1690) her. Eine steinerne, mit Stauvorrichtung versehene Brücke führt zu den Forts auf dem rechten Moselufer. Sehr gefährlich für die Festung sind die Höhen, welche auf dem linken Ufer 2‒4000 m von der Festung entfernt bleiben, auf dem rechten hingegen ganz nahe an die Werke herantreten und dieselben beherrschen. Nach 1875 wurde das Mosel-Kronenwerk auf dem rechten Ufer eingeebnet und die Stadtbefestigung vereinfacht. – In D. (im Mittelalter Theodonis villa, 962 Diedenhowen) war schon im 8. Jahrh. eine königl. Pfalz, wo Pippin der Kleine Hof hielt. Reichstage wurden hier 805, 816, 821 und 835 gehalten. Im Vertrag von Mersen 870 kam D. an Deutschland. Später gehörte der Ort zur Herrschaft Arlon und kam an Luxemburg, erhielt 1357 durch Kaiser Karl Ⅳ. städtische Rechte, wurde 1443 durch Philipp von Burgund, 1639 durch die Franzosen erfolglos belagert, jedoch 1558 und 1643 (unter Condé) von letztern eingenommen. D., das inzwischen burgundisch und mit den Niederlanden österreichisch und spanisch geworden war, kam durch den Pyrenäischen Frieden (1659) an Frankreich und 1871 an das Deutsche Reich. Belagert wurde es 1705, 1792, 1814 und 1815. Im Deutsch-Französischen Kriege von 1870 und 1871 wurde D. von der 14. Division unter General von Kameke 10. Nov. 1870 eingeschlossen und 22. und 23. beschossen, worauf es 24. Nov. sich ergab. – Vgl. Teissier, Histoire de Thionville (Metz 1828); Spohr, Die Cernierung, Belagerung und Beschießung von Thionville im Deutsch-Französischen Kriege 1870/71 (Berl. 1875).

^[Abb. Wappen]

Diefenbach, Lorenz, Sprachforscher und Ethnolog, geb. 29. Juli 1806 zu Ostheim im Großherzog- ^[folgende Seite]