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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Diez (Wilh.) - Differentialgetriebe
dem Ierdinandsplatz in Dresden (1880) verschaffte
ihm mehrere goldene Medaillen. D. vollendete das
von Breymann begonnene Denkmal der Gefallenen
in Vraunschweig 1881. Für die Außenseite des
Universitätsgebäudes in Strahburg entstanden zehn
Porträtstatuen deutscher Gelehrter', serner mehrere
große Grabmonumente und zwei Monumental-
brunnen für den Albertsplatz in Dresden. Seit 1891
ist er Professor an der Dresdener Kunstakademie.
Diez, Wilh., Maler, geb. 17. Jan. 1839 in
Vayreuth, besuchte 1855-50 die Münchener Aka-
demie und trat zuerst mit Illustrationen zu Schillers
"Geschichte des Dreißigjährigen Krieges" in die
Öffentlichkeit, deren Frische und hiftor. Treue fessel-
ten; ihnen folgten zahlreiche andere für die Münche-
ner "Fliegenden Blätter", Scherrs "Germania",
für das Werk "Aus deutschen Bergen" und sür
Hesekiels Buch "Vom Grafen Vismarck". Seine Ge-
mälde sind bedeutsam durch ihre Eigenart. So: Die
Marodeure, Excellenz auf Reisen (1872), Der Hinter-
halt (1873), Reisegesellschaft ans dem 17. Jahrh, in
einem Dorf (1874), Bei der Marketenderin (1876),
Zwei Reiter vor einer Schenke (1879), Das Wald-
fest (1880; Berliner Nationalgalerie), Die Anbetung
der Hirten (1883, große goldene Medaille; Samm-
lung Schön in Worms), Gang zur und Rückkehr von
der'Kirchweih (1885), Ruhende Landleute (188l'>),
Die Strauchritter (1887), Überfall eines Reisewagen>ö
(1888), Episode aus dem Dreißigjährigen Krieg
(1889). Auch im Aquarell hat sich D. hervorgethan.
Er ist feit 1872 Professor an der 3Nünchener Akademie.
Dieze, Fluh in den Niederlanden, s. Dommel.
Diezel, Johann, Ablaßkrämer, s. Tezel.
Diezel, Karl Emil, Iagdschriftstellcr, geb. 8. Dez.
1779 in Irmelshausen an der Milz (Bayern), stu-
dierte in Jena und Leipzig Sprach-und Naturwissen-
schaften, wurde 1806 Lehrer der neuern Spracben
und Fechtkunst an dein forstlichen Privatinstitut
Cottas in Zillbach und war seit 1809 an verschiede-
nen Orten als praktischer Forstmann thätig, zuleltt
1816-52 als Revierförster zu Kleinwallstadt. D.
starb 23. Aug. 1860 in Echwebheim bei Sckwein-
furt. Als ausgezeichneter Kenner der Jagd hat er
vorzügliche Arbeiten geliefert. Sein Hauptwerk sind
die "Erfahrungen aus dem Ocbietc der Niederjagd"
(Offenbach 1849; 7. Aufl., Berl. 1892, bearbeitet
von Freiherr von Nordenflycht).
Diezmann oder Dietrich der Jüngere, Land-
graf von Thüringen, Sohn Albrechts des Entarteten
und Margaretes, der Tochter Kaiser Friedrichs I I.,
geb. um 1260, wurde, nachdem letztere 1270 infolge
der Zuneigung ihres Gatten zu Kunigundc von
Eisenberg hatte flüchten müssen, nebst seinem
Bruder, Friedrich dem Gebissenen, am Hofe scinee
Oheims, Dietrich von Landsberg, erzogen. Mit
seinem Bruder in den Kampf gegen den Valer ver-
wickelt, gelangte er 1279 in den Äesitz deo Pleisiner-
landcs; 1288, nach Heinrichs dcs Erlauchten Tode,
erhielt er die Markgrasschaft Lausitz und 1291, nach
dem Tode Friedrich Tuttas, das Ostcrland. Noch
kurz vor seinem Todc hatte er Anteil am Siege von
Lucka, 31. Mai 1307, der den Vettinischen Brüdern
ihre Länder zurückgab (f. Friedrich der Gebissene).
Nachdem D. noch den Abt von Pegau, der die
Königlichen unterstützt, durch Niederbrennung dos
Klosters gezüchtigt, lehrte er uach Leipzig zurück,
wo er 10. Dez. 1307 plötzlich starb. Nach'spätern,
besonders durch die altenzellischen Annalen ver-
breiteten, unglaubwürdigen Berichten wurde D.
während der Christmette in der Thomaskirche er-
mordet. Er wurde in der Kirche der Dominikaner
zu St. Pauli beigesetzt. Ein Denkmal, in Sandstein
von Rietschel gearbeitet, ließ ihm König Friedrich
August von Sachsen 1841 daselbst errichten.
Diffalco, ein in Italien im Warenhandel (nicht
im Wechselgeschäft) vorkommender Ausdruck für
Abzüge von der Hauptsumme bei der Bezahlung,
soviel wie Diskont.
Diffamation, Defamation (lat.), im allge-
meinen soviel wie Verbreitung einer übeln Nachrede
gegen jemand. In frühern dentschen Civilprozeß-
rechten verstand man darunter speciell die vor Drit-
ten oder in sonst benachteiligender oder bedrohlicher
Weise geschehene Berühmung, einen Anspruch gegen
einen andern zu baben. Dieser, der Diffamat,
war daraufbin befugt, von dem sich Verühmenden,
dem Diffamanten, zu verlangen, daß er den An-
spruch biunen einer vom Gericht bestimmten Frist
klagend geltend mache. That er dies nicht, so wurde
ibm "ewigesStillschweigen" auferlegt; d.h.er konnte
später den Anspruch nicht mehr geltend machen (sog.
provocktio 6x 1e^6 äiifllmiii'i, Provokationsprozeß).
Die Deutsche Reichscivilprozeßordnung hat dieses
Verfahren ersetzt durch die negative Feststellungs-
klage, nach welcher jemand auf Feststellung des Nicht-
bestehens eines Rechtsverhältnisses klagen kann, so-
fern er ein rechtliches Interesse an dieser Feststellung
nachzuweisen vermag. (Vgl. Deutsche Civilprozeß-
ordn. ß. 231; auch Feststellungsklage.)
Different (lat.), verschieden. ftechnung.
Differential (in der Mathematik), s. Disferential-
^ Differential... (neulat.), in Verbindung mit
einem Hauptworte oft zur Bezeichnung maschineller
Vorrichtungen angewandt, z. V. Differential-Dy-
namo lueter, -Manometer, -Getriebe, -Schraube,
-Bremse, -Flyer, -Winde u. s. w. Die Bedeutung
des D. bei diesen Vorrichtungen ist im allgemeinen
die, daß eine starke Hauptbewegung durch eine ent-
gegengesetzte Bewegung geschwächt wird, sodaß die
nun verbleibende Differenz nur einen Bruchteil der
direkten Bewegung darstellt.
Differentiälbeobachtungen, in der Astrono-
mie diejenigen Beobachtungen, welche zur Orts-
bestimmung der Gestirne dienen und deren Orte nur
in Bezug auf die bekannte Lage anderer Sterne an-
geben. Sämtliche Beobachtungen mit Mikrometern
und weitaus die Mehrzahl der an Meridiankreisen
ausgeführten Ortsbestimmungen von Gestirnen sind
als D. zu bezeichnen, wenn bei letztern (den Orts-
! destimmungen an Meridiankreisen) auch der Ort des
l zu bestimmenden Gestirns auf das ganze System der
! Fundamentalsterne und nicht wie bei den Mikro-
meterbeobachtungen nur auf einen einzelnen andern
Stern bezogen wird. j>98d).
Differentialbremse, s. Bremsen (Bd. 3, S.
Differentialdiaanose, s. Diagnose.
Differentialdretetk, s. Differentialrechnung.
Differentialflyer (spr. -fleier), s. Differenüal-
getriehe.
Differentialgetriebe, im allgemeinen Bezeich-
nung folchcr Mechanismen, durch die drehende Be-
wegungen addiert und subtrahiert werden können.
Die umstehende Fig. 1 zeigt ein solches Getriebe,
ein D. mit Kegelrädern, das vorzugsweise bei
manchen der neuern Spinnmaschinen zur Faden-
auswicklung angewendet wird, um die genau vor-
geschriebene, in feinen Abstufungen steigende oder
i sinkende Geschwindigkeit der Spulen zu erzeugen,