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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Drap d'or - Draeseke
Drap d'or (frz., spr. dra; OonuZ t6xti1i3 ^.),
Goldenes Netz, eine schöne hellgelbe, mit braunen
Längswellenlinien und weihen dreieckigen Flecken
verzierte, bis 10 cm lang werdende Kegelschnecke
(s. d.) des Indischen Oceans.
Drapean (frz., spr. -poh), Fahne, Papier; v.
dlanc (spr. blang), in Frankreich das weiße Panier
mit den Lilien, das Parteizeichen der Bourbonen;
D. rollte (spr. ruhsch), die Fahne der roten Re-
publik.
Draper (spr. drehp'r), Henry, amerik. Natur-
forscher, Sohn des folgenden, geb. 7. März 1837 im
Staate Virginien, promovierte 1858 an der mediz.
Fakultät der Universität der Stadt Neuyork mit
-einer Schrift üdcr die Funktion der Milz, die weit-
gehende Aufmerksamkeit erregte, und war von 1860
bis 1873 daselbst Professor der Physiologie und der
Hnalyt. Chemie. D. hat das grohe Telefkop zu Ha-
stings am Hudson konstruiert, und ist durch seine
"Erfolge auf dem Gebiete der astron. Photographie
bekannt. Mit Hilfe derselben entdeckte er 1877 Orygen
in der Sonne. Er erzielte die größten bis jetzt an-
gefertigten Photographien des Mondes (1,30 in im
Durchmesser). Er starb 20. Nov. 1882. - Vgl. die
Biographien im "^msricHn ^oui-nai ol äcience"
(Febr. 1883) und in den "VioZi-^liic^i inemoir.? ok
1,kk ^V^ionHl /Vcaäem^ ok 8oi6nc63" (Bd. 3).
Draper (spr. drchp'r), John William, amerik.
Chemiker und Physiolog, geb. 5. Mai 1811 in St.
Helens bei Liverpool, studierte Chemie in London
und ging 1833 nach Amerika, wo er seine Studien !
in Philadelphia fortsetzte. Bald nach 1836 zum
Professor der Chemie am Hampden-Sydney-Collegc
^Virginien) ernannt, folgte er 1839 einem Rufe
an die Universität Neuyork, die il?n 1850 auch
zum Professor der Physiologie ernannte und 1874
zum Präsidenten ihrer naturwissenschaftlichen und
mediz. Abteilung erwählte. D. starb 4. Jan. 1882
auf feinem Landsitze in Hastings-on-Hudson. Unter
feinen etwa 200 Schriften sind hervorzuheben:
"^r6ati86 0Q tQ6 lorceL ^vliicn Pi'0äuc6 tQ6 0i'Fani-
Kation ol Z)lant3" (Neuyork 1844), "I'ext-doolc 011
0N6ini3ti^n (1846), "^^turai piiii080pliv" (1847),
"Human pli)'8i0l0^, 8tNtica,1 anä clMHinical"
<1856), "Ili^or^ ok td6 iiit6ii6ot,ia1 äLvelo^inLiN
ok Nui-0p6" (1862; deutsch von Vartels, 2. Aufl.,
LpZ. 1871), "lli8toi'^ ol tlie ^meiican civil ^vlir"
(3 Bde., 1867-70), "scientiiio mem0ir3" (1878).
Berühmt ist seine "Hi^oi-v of t1i6 s-^nüict det^een
reiiZion anä 8ci6Q06" ("Geschichte der Konflikte
zwischen Religion und Wissenschaft", als Bd. 13
der "Internationalen wissenschaftlichen Bibliothek",
Lpz. 1875). - Vgl. Nsuioii- ot'^. ^V. I). dv 6601-Z6
l'. Var^6r (in den "Vio^i-^diciii N6M0ii-3 0k td6
^tionai ^caäLinv 0k 8ci6nc68", Bd. 2).
Draperie (frz., spr. drap'rih), eine Dekoration
(s. d.), die mit frei aufgehängten oder in Falten ge-
legten Geweben (ärapä) hergestellt ist. Früher ver-
stand man unter T>. auch die Festdekoration wie sie
noch jetzt bei besondern Anlässen an Straßen und
Plätzen angebracht wird. Jetzt versteht man unter
D. ausschließlich die Ausschmückung der Stuben
mit kunstreich gelegten oder geschnittenen Stoffen
oder das einzelne Arrangement in diesen. In dieser
Kunst hat man in Deutschland große Fortschritte
gemacht, namentlich indem man den schweren Web-
arten ihre natürlichen, vollwirkenden Falten beließ.
Die D. ist im wesentlichen Sache des Tapezierers.
- Vgl. Luthmer, Werkbuch des Tapezierers (Berl.
1884-87); Hirth, Das deutsche Zimmer (3. Aufl.,
Münch. 1886).
Drapeyron (spr.-peröng), Ludovic, franz. Ge-
schichtsforscher, geb. 26. Febr. 1839 zu Limoges,
besuchte die höhere Normalschule in Paris und wurde
dann Lehrer der Geschichte in Besancon, später am
1^066 <H3.i-i6inaFN6 in Paris. Unter seinen Schrif-
ten sind hervorzuheben: "I^'smpereui- Il6i'Hc1iii3 et
1'6mpir6 d^Hiitin au VII^ 8i6oi6" (1869), "36MI-3.-
tiou ä6 13. ?rauc6 6t ä6 1'^1i6IN3.FU6 3.UX IX^ 6t x^
3160163" (1870), ttl^2.1'i8t0(:rg.ti6 r0U1lliQ6 6t 16 Oou"
cii6" (anonym, 1870), "0^9.1118^1011 ä6 i'^usti-HFw
6t 13. C16Äti0I1 ä6 1'^.1i6N13.FI16" (1869), "^88Hi8Ur i6
C3.ract616 ä6 lg. 1utt6 cl61'^<iuit3.il16 6t ä61'^U8tr3.816
80U3 163 N6rdvil1Fi6I18 6t 168 0ai'0iiUFi6118" (1878).
Drapieren (frz.), mit Stoffen bekleiden, Ge-
wänder künstlerisch in Falten legen (s. Draperie).
Drapierer (Drapier), Großbeamter des Deut-
schen Ordens, der die Ordensglieder bekleidete und
bewehrte.
Dräsche, Anton, Mediziner, geb. 1. Juli 1826
zu Lobendau in Böhmen, studierte zu Prag, Leipzig
und Wien und leitete 1854 im Auftrage der Regie-
rung den mediz. Nntcrricht der ägypt. Mediziner.
Er habilitierte sich 1858 für specielle mediz. Patho-
logie und Therapie an der Wiener Universität und
wurde 1874 zum außerord. Professor der Epide-
miologie ernannt; als Primärarzt ist er seit 1866
Vorstand einer mediz. Abteilung des Allgemeinen
Krankenhauses in Wien. D. ist seit 1880 Mitglied des
obersten Sanitätsrats. Bedeutenden Nuf verschaff-
ten ihm insbesondere seine Arbeiten über Cholera
und über Herzkrankheiten (veröffentlicht in der
"Wiener mediz. Wochenschrift" und in andern Fach-
zeitschriften). Er hat die Strophantustinktur in die
Therapie der Herzleiden eingeführt und in fünf
Choleraepidemien (1850, 1854, 1855, 1866 und
1873) teils Abteilungen, teils Cholerafpitäler felb-
ständig geleitet. Seine "Gesammelten Abhand-
lungen" erschienen Wien 1893.
Draescke, Felix, Komponist, geb. 7. Okt. 1835
zu Coburg, besuchte 1852-55 das Leipziger Kon-
servatorium. Mit Hans von Vülow und Liszt be-
kannt geworden, wurde D. einer der entschiedensten
Verfechter dcr sog. Zukunftsmusik, für die er in zahl-
reichen Zeitungsartikeln mit jugendlicher Begeiste-
rung eintrat. Nach kürzern Aufenthalten in Berlin,
Dresden und München siedelte sich D. 1862 in Lau-
sanne an, wo er bis 1875 als Lehrer am Konser-
vatorium thätig war. Er bereiste dann Frankreich,
Spanien, Algerien und Italien. 1876 ging er nach
Dresden, wo er als Lehrer der Komposition (seit
1884 am königl. Konservatorium) thätig ist und 1892
den Professortitel erhielt. D. veröffentlichte eine Neihe
größerer Kompositionen, von denen 3 Sinfonien,
2 Opern ("Gudrun" und "Herrat"), 1 "Adventlied"
und 1 "Requiem" für Chor, Soli und Orchester, eine
Kantate "Columbus" (für Männerchor), 10-Hefte
Gesänge für 1 Stimme, verschiedene Hefte Piano-
forte-Kompositionen (darunter die Sonate 0p. 6),
1 Klavierkonzert, 2 Streichquartette, 1 Klavier-
quintett, eine Sonate für Pianoforte und Klari-
nette, 18 Kanons zu 6, 7 und 8 Stimmen (für Piano-
forte), 2 sinfonische Vorspiele, zu Kleists "Pcnthcsilea"
und Calderons "Leben ein Traum", hervorzuheben
sind. Außerdem veröffentlichte er als Beiträge zur
musikalischen Theorie eine "Anweisung zur kunstge-
rechten 3)todulation","DieVeseitigung des Tritonus"
und eine humoristische "Lehre von der Harmonie".