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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Durchgangsbahnhof - Durchmesser
Durchgangsbahnhof, s. Bahnhöfe (Bd. 2,
S. 29^).
Durchgangsmeere, Verbindungsmeere zwi-
schen Oceanen, wie das austral.-asiat. Inselmeer und
das Veringmeer.
Durchgangsventil, ein Ventil, bei welchem
die beiden Flanschen für den Eintritt und Austritt
des Dampfes oder der Flüssigkeit einander parallel
sind, sodaß das D. in eine gerade Leitung einge-
schaltet werden kann.
Durchgangsverbote, s. Durchfuhrverbote.
Durchgaugszölle, s. Durchfuhrzölle.
Durchyiebe, im Forstwesen, s. Loshiebe.
Durchkomponieren, ein Gedicht in der Weise
in Töne setzen, daß jeder Satz des Textes seine
eigene Musik erhält. Das Verfahren kommt haupt-
sächlich beim Lied in Frage. Hier unterscheidet man
das durchkomponierte Lied von dem strophi-
schen, bei dem alle Strophen nach derselben Me-
lodie gesungen werden. Die strophische Form ist die
einfachere und volkstümlichere, die durchkomponierte
gehört der höhern Kunst an. Um den Gegensatz von
strophischer und durchkomponierter Form bewegt sich
die geschichtliche Entwicklung des Liedes.
Durchlatz, Dohle, ein Bauwerk, welches be-
stimmt ist, Wasser von einer Seite eines Erdkörpers
durch denselben zur andern zu leiten. Man unter-
scheidet hierbei den Schlauch und die beiden äußern
Endigungen, Häupter genannt. Am Schlauche
sind die Sohle, die Seitenwände und die Decke
zu unterscheiden. Fehlt bei einem Eisenbahndurch-
laß die Decke und sind auf die beiden Seitenwände
Holz- oder Steinschwellen gelegt, welche die quer
überlaufenden Schienen tragen, so spricht man von
einem offenen D.; setzt sich der Erdkörper über der
Decke fort, so nennt man den D. bei einer Abdeckung
mittels Steinplatten einen Platten durch laß, im
Falle des obern Abschlusses durch ein Gewölbe ge-
wölbten D. Plattendurchlässe können für lichte
Durchflußweiten bis zu etwa 1 m zur Anwendung
kommen. Um die Gewalt des durchfließendcn Was-
sers zu mäßigen, hat man bei Gebirgsbahnen uud
Straßen an besonders steilen Lehnen die D. mit
eigenen Einfallskesseln versehen, die Sohle abge-
treppt, den: Schube gewaltige Widerlagsmassen ent-
gegcngestellt. Neuerdings ist man aber von solchen ab
getreppten D., welche auch Kaskadendurchlässc
genannt werden, zurückgekommen, da sie im Winter
durch Eisbildung leicht verstopft werden. Schneiden
sich die Achse des D. und jene des Erdkörpers unter
rechtem Winkel, so spricht man von einem normalen
D., sonst von einem schiefen D. Die Gestaltung
der Häupter ist sehr verschiedenartig, von einfachen
Stein- oder Mauerplatten bis zu verschiedenartigen
Stirn- und Flügelanlagen, wie solche bei größern
Unterführungen und Brücken üblich sind. Seit-
dem die gebrannten Thonröhren und die Veton-
röhren in rundem und ovalem Querschnitt in vor-
trefflicher Weise und mit geringen Kosten hergestellt
werden, findet man vielfach auch Röhrendurch-
lässe und Vetondurchlässe. (S. Dücker.)
Durchlässig, in der Reitkunst, s. Reiten.
Durchlatzposten, ein Unterossizierposten, der mit
der besondern Überwachung des Verkehrs durch eine
Postenkette beauftragt ist und daher meist an einem
die Postenkette durchschneidenden Wege steht. Alle
zweisellos als Angehörige des eigenen Heers er-
kannten Personell läßt er ohne weiteres hindurch.
Unbekannte oder zweifelhafte Persönlichkeiten sowie
Parlamentäre oder Überläufer werden der Feldwache
zugeführt. (S. Doppelposten.)
Durchlaucht, ein dem lat. 86r6uila.8 oder ssre-
niLLimuL nachgebildeter Titel, der schon den röm.
Kaisern Honorius und Arcadius und nach ihnen
den frank, und got. Königen beigelegt und für höher
geachtet wurde als "Hoheit" (OslLituäo). Im ehe-
maligen Deutschen Reiche erhielten das Prädikat
Durchlauchtig 1375 zuerst die Kurfürsten durch
Kaiser Karl IV.; seit Kaiser Leopold I. wurde das-
selbe indes auch andern altfürstl. Personen, und
zwar zuerst 1K64 an Württemberg gegeben, während
die andern Durchlauchtig Hochgeboren blie-
ben. Als später das D. immer allgemeiner wurde,
erhielten die weltlichen Kurfürsten, sowie die geist-
lichen, wenn sie fürstl. Herkunft waren, und auch die
Erzherzöge von Österreich das Prädikat Durch-
lauchtigst. Untereinander gaben sich die alten
Fürsten, zufolge gemeinsamen Beschlusses vom
14. Mai 1712, ebenfalls das Prädikat Durchlauch-
tigst; hinsichtlich der neuen reichsfürstl. Häuser aber
verabredeten sie 14. Dez. 1746, denselben auch Durch-
lauchtig oder Durchlauchtig Hochgeboren zugestehen
zu wollen, wofern selbige fortfahren würden, ihnen
das Durchlauchtigst und in der Unterschrift Dienst-
willigster zu geben. Nachdem mit der Auflösung
des Reichsverbandes ein Teil der Fürsten, zu böhern
Ehren aufgestiegen, das Prädikat D. den übrigen
souverän gewordenen Häusern, welche in der neuen
Rangliste dem Großherzog folgten, überlassen hatte,
ein anderer aber mediatistert und deshalb seine hohe
Titulatur vielfach beanstandet worden war, stellte
endlich in Beziehuug auf die letztern der Bundes-
beschluh vom 18. Aug. 1825 ein Rang- und Titel-
regulativ fest. Demzufolge sollte den mittelbar ge-
wordenen, vormals reichsständischen fürstl. Familien
oder vielmehr, nach Bundesbeschluh vom 12. März
1829, nur den Häuptern derselben das Prädikat D.
gewährt werden, während den Häuptern der vor-
mals reichsstäudischen grast. Familien nur das Prä'
dikat Erlaucht zugestanden wurde. Thatsächlich
wird das Prädikat D. auch den nicht zum Reichs-
fürstenstaude gehörigen fürstl. Personen beigelegt.
Durchlauchtigst nannte sich auch, wie ehedem
die Republiken Venedig, Genua und Polen, der
ehemalige Deutsche Bund.
Durchlaufsposten oder durchlaufende Po-
sten, im Rechnungswesen Zahluugen, welche an
cine Kasse, ohne zu deren regelmäßigen Einnahmen
zu gehören oder zur besondern Verwendung für
die Zwecke der bezüglichen Verwaltung bestimmt
zu sein, lediglich zur unverkürzten Ablieferung
an eine andere Kasse oder an eiuen sonstigen
Empfangsberechtigten geleistet werden, und bei
denen sonach jeder Einnahme eine gleich hohe Aus-
gabe gegenübersteht.
Durchliegen, s. Aufliegen.
Durchmarsch, der Durchzug der Truppen eines
Staates durch das Gebiet eines andern, f. Durch-
zugsrecht.
Durchmesser oder Diameter, in der Geo-
metrie eine gerade Linie in einer Plansigur, die alle
in bestimmter Richtung gezogenen parallelen Sehnen
der Figur halbiert. Das Parallelogramm, der Kreis,
die Ellipse, die Hyperbel haben unendlich viele D.,
die alle durch den Mittelpunkt der Figur gehen und
in ibm halbiert werden. Nur der Kreis hat aber
die Eigenschaft, daß alle seine D. gleich sind; jeder
derselben halbiert die auf ihm senkrecht stehenden