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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Durlach - Dürnberg
seine Güter zu D. der Abtei Limburg, deren Lehns-
träger seit 1128 die Grafen von Leiningen waren.
Unter diesen ließ Graf Friedrich III. 1260-70 eine
Burg bauen, Emich V. befestigte 1359-79 den Ort
und erhob ihn zur Stadt. Diese wurde 1471 vom
Kurfürsten Friedrich von der Pfalz erobert, im
Dreißigjährigen Kriege von den Spaniern, 1674
und 1689 von den Franzofen geplündert und ver-
heert. Als Residenz der Grafen von Leiningen-
Hardenburg erhielt D. 1700 neue Privilegien, dann
ein neues Schloß mit Lustgarten und 1780 ein
Theater, dessen Direktor Iffland war. Das Schloß
wurde 1794 von den Franzosen unter Custine zer-
stört. Am 15. Juni 1849 fand hier ein Gefecht
zwifchen den Preußen und den Insurgenten statt.
2 km im SW., am Eingang in das Ifenach-
oder Dürkheimerthal, liegen die stattlichen
Trümmer der ehemaligen Venediktinerabtei Lint-
burg oder Limburg. Sie wurde von Kaiser
Konrad II. 12. Juli 1030, an demselben Tage, wo
er den Grundstein zum Dom von Speyer legte, an
Stelle des väterlichen Stammschlosses aegründet,
1504 vom Hardenburger Grafen von Leiningen,
Emich VIII., erobert und zerstört, 1515-51 dürftig
wieder aufgebaut, 1574 vom Kurfürsten von der
Pfalz aufgehoben. Erhalten sind die Umfassungs-
mauern, der südwestl. Turm (14. Jahrh.), ein Teil
der Kreuzgänge und die jetzt oben offene Gruftkirche.
(Vgl. Kloster Limburg, hg. vom Mannheimer Alter-
tumsverein, 1892.) 4 km weiter westlich die Ruinen
der Karden bürg (Hartenburg), eine der größ-
ten in Deutschland, mit gewaltigem Rundturme,
die um 1200 von den Grafen von Leiningen ge-
gründet, fpäter vergrößert und 1510 im Renaissance-
stil ausgebaut, 1689 von den Franzosen zerstört
wurde. 1 km davon die Reste der frühroman.
Vurg Schloß eck, seit 1880 von vr. Mehlis auf-
gedeckt. 4 km südwestlich von D. die roman. Kirche
des Klosters Seebach. Nordöstlich von Limburg
umschließt den Scheitel des Kastanienberges die
Heidenmauer, ein 10-25 in breiter, 3-10 m
hoher Steinwall, der mit dem Kloster Limburg den
Stoff zu Coopers Roman "Die Heidenmauer und die
Benediktiner" geliefert hat. Seit 1874 wurden hier
viele Altertümer gefunden. - Vgl. Vutters, Führer
durch Bad D. und seine Umgebungen (Dürkh. 1868).
Durlach. 1) Amtsbezirk im bad. Kreis Karls-
ruhe, hat (1890) 33154 (16 395 mä'nnl., 16 759 weibl.)
E., darunter 6984 Katholiken und 547 Israeliten,
21 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Amtsbezirks
D., 4 km östlich von Karls-
ruhe, mit dem es durch Dampf-
straßenbahn verbunden ist, an
der Psinz, in 119 m Höhe, am
Fuße des Turmbergs, auf dem
ein röm. Wartturm steht und
zu dem eine Drahtfeilbahn
führt, an den Linien Bafel-
Heidelberg, Karlsruhe-Pforz-
heim und Karlsruhe-Eppingen
der Bad. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes und
eines Amtsgerichts (Landgericht Karlsruhe), hat
(1890) 8240 (4307 männl., 3933 weibl.) E., darunter
1575 Katholiken und 24 Israeliten, in Garnison das
3. Bataillon des 111. Infanterieregiments Mark-
graf Ludwig Wilhelm; Postamt zweiter Klasse, Tele-
graph; Überreste von Mauern und Gräben der
alten Befestigungen, gotische evang. Pfarrkirche
mit Turm (12. Jahrh.), Rathaus, 1689 zerstört,
^
1717 wieder aufgebaut, 1845 renoviert, altes Schloß,
jetzt Kaserne, neues Schulhaus (1878), Standbild
des Markgrafen Karl II., der D. zur Residenz
machte (1565), Kriegerdenkmal für die 1849 hier
gefallenen Preußen und Nassauer; ein großherzogl.
Progymnasium (1586 gegründet) mit Realabtei-
lung (1879), städtische höhere Mädchenschule, städti-
sches Krankenhaus, Rettungshaus für verwahr-
loste Knaben; Volksbank; Maschinenfabriken und
Eisengießereien, Orgelbauanstalt, Fabrikation von
Nähmaschinen, Cichorien, Glaceleder und Hand-
schuhen, Bürsten, Margarine und Weinstein, ferner
Aktienbrauerei, Dampffägewerk und bedeutenden
Gemüsehandel nach Karlsruhe. In dem 1814 ge-
gründeten Amalienbad befindet sich eine kohlensäure-
haltige Eisenquelle. - D., zuerst 1161 als Dorf
genannt, gehörte früher zur Graffchaft Calw, kam
1227 an die Markgrafen von Baden und war 1565
-1715 Residenz der Markgrafen von Baden-Dur-
lach. Die Franzofen unter Mölac verbrannten die
Stadt nebst dem Schlosse 16. Aug. 1689. Am 25. Juni
1849 fanden hier heftige Kämpfe zwischen Preußen
und den aufständischen Badenern statt. - Vgl.
Fecht, Geschichte der Stadt D. (Heidelb. 1869).
DuVM,IosefWilhelm,Baumeister,geb.14.Febr.
1837 zu Karlsruhe, studierte auf dem Polytechnikum
feiner Vaterstadt, bereiste Italien, Frankreich, Bel-
gien, Österreich. Seit 1868 lehrt er als Professor
am Polytechnikum zu Karlsruhe und wurde 1875
zum Vaurat, 1883 zum Oberbaurat, 1887 zum Hoch-
baudirektor ernannt. Zahlreiche Reisen nach Grie-
chenland, Kleinasien, Nordafrika gaben ihm die
Unterlagen zu feinen bauwissenfchaftlichen Publi-
kationen, unter denen hervorzuheben sind: "Die
Baukunst der Griechen" (Darmst. 1881; 2. Aufl.
1892), "Die Baukunst der Etrusker und Römer"
(ebd. 1885), "Die Kunstdenkmäler im Großherzog-
tum Baden" (gemeinsam mit F. T. Kraus und
Wagner, Freiburg 1887 fg.). D.s hauptfächlichste
Bauwerke sind: das Vierordtsbad, die Kunstge-
werbefchule,die Synagoge sowie das erbgroßherzogl.
Palais in Karlsruhe, das Landcsbad und Kaiserin-
Augustabad in Baden, Kirchen zu Schopfheim,
Vadenweiler u. a. D. ist Vertreter einer maßvollen
und fein durchgeführten Renaissance.
Durmitor oder Dormitor, höchster Berg
Montenegros, im nördl. Teile des Landes, zwifchen
den Flüssen Tara und Piva, ist aus Gesteinen der
Triasformation gebildet, in seinen nackten, weißen,
dolomitischen Nadeln einer Säge ähnlich und er-
reicht 2528 m Höhe.
Durn, Neinbot von, Dichter ritterlichen Ge-
schlechts, aus der Gegend von Straubing, Dienst-
mann Herzog Ottos des Erlauchten von Bayern,
verfaßte 1236-37 nach dem franz. Original eines
Richard eine Poet. Bearbeitung der Legende vom
heil. Georg, im Stile Wolframs von Eschenbach,
mit starker Neigung zu Schwulst und Allegorie,
letzteres namentlich in der Schilderung der Tugend-
burg. Ausgabe in von der Hagens und Vüschings
"Gedichten des Mittelalters", Bd. 1 (Berl. 1808).
Dürnberg (Dürrenberg, Thürnberg),
Bergstock im Gerichtsbezirk Hallein der österr. Be-
zirkshauptmannschaft Salzburg, füdlich von Hal-
lein, mit dem größten Salzbergwerk im österr. Salz-
kammergut (2862 m lang, 1250 in breit, 380 m
tief), das 350 Arbeiter befchäftigt und jährlich an
20 Mill. Kß Salz liefert. Nahe an der Einfahrt in das
Bergwerk das DorfD., in 771 m Höhe, mit (1890)