695
Ecouen – Ecuador
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Ecossaise'
und aus lebhaften Bewegungen bestand, erinnerte die E. mehr an ihren schott. Ursprung, während sie in ihrer modernen Form zu den Kontertänzen zählt. Der
Ecossaisenwalzer (Hopswalzer), gewöhnlich Schottisch
genannt, aus mehrern Teilen bestehend, ist eine Art des Walzers im Zweivierteltakt, der in Deutschland große Beliebtheit erlangte. – Vgl. Förster, Ecossaise-Lehre
(Bresl. 1833).
Ecouen (spr. ekuáng), Hauptort des Kantons E. (123,34 qkm, 22 Gemeinden, 12227
E.) im Arrondissement Pontoise des franz. Depart. Seine-et-Oise, 15 km nördlich von Paris, in 152 m Höhe, am Abhange eines Hügels, an der Linie
Paris-Beauvais-Amiens der Franz. Nordbahn, hat (1891) 1165, als Gemeinde 1262 E., Post, Telegraph, ein schönes, unter Franz Ⅰ. erbautes Schloß, bis zur ersten
Revolution im Besitz des Hauses Condé, got. Pfarrkirche mit prächtigen Glasmalereien von J. Cousin in der schönen Apsis, sowie ein Fort, 1877 im ersten
Verteidigungsgürtel von Paris erbaut. Das Schloß hatte ehemals von Jean Cousin gemalte Fenster und zwei von Michelangelo gesendete Statuen. Napoleon Ⅰ. gründete
im Schlosse eine noch jetzt darin befindliche Erziehungsanstalt für 300 Töchter von Offizieren der Ehrenlegion.
Écoutille (frz., spr. ekutij), Luke im Verdeck eines
Schiffs.
Écrasement (frz., spr. ekras’máng), s.
Ecraseur.
Ecraseur (frz., spr. -söhr), ein von dem franz. Chirurgen Chassaignac 1850 erfundenes Instrument mit Kette aus
scharfkantigen Stahlgliedern (auch Eisendraht oder Drahtseil), zum gewaltsamen Abschnüren krankhafter Teile (Écrasement s.
Abbinden, chirurg.); es wird nur noch selten benutzt.
Écrasez l’infâme! (frz., spr. -seh längfahm),
Rottet die schändliche aus, ein in Voltaires Briefen häufig wiederkehrender Ausdruck, der auf die Kirche und den Kirchenglauben gemünzt sein soll. Viele Briefe
(namentlich an d’Alembert und Damilaville) unterzeichnete Voltaire statt mit seinem Namen mit «Écr. l’inf.» oder
«Écrlinf.» zur Täuschung der mit der Eröffnung staatsgefährlicher Briefe betrauten Beamten.
Ecrevisse, Peter, vläm. Schriftsteller, geb. 3. Juni 1804 zu Obbicht (Provinz Limburg), studierte die Rechte und wurde 1839 Oberrichter
im Kanton Eecloo (Provinz Westflandern), wo er 1843 zum Mitglied der Provinzialstaaten und 1848 auch zum Staatsrat erwählt wurde. 1860 zog er sich aus dem polit.
Leben zurück und widmete sich bis zu seinem Tode, 16. Dez. 1879, der Litteratur. E. gehört namentlich aus dem Gebiet des histor. Romans zu Flanderns besten
Schriftstellern; sein Stil ist einfach, aber innig und zeichnet sich aus durch lebhafte Schilderung. Von seinen zahlreichen Werken sind hervorzuheben:
«De Bokkenryders in het land van Valkenburg» (Brüss. 1845; 3. Aufl. 1864),
«De Verwoesting van Maestricht» (2 Bde., Antw. 1845; 2. Aufl. 1860), «Egmonds Einde» (ebd.
1850), «De Gebroeders de Witt» (Brüss. 1859). Auch als Sittenmaler des gesellschaftlichen Lebens hat er großes Verdienst, wie
z. B. in: «De Kanker der Steden» (Brüss. 1860), «De Stiefzoon» (3 Bde., Gent 1861),
«De Nicht uit de Kempen» (Brüss. 1864). Seine gesammelten Werke erschienen 1879‒80.
Ecrins, Barre des (spr. bahr däsekräng), der höchste Gipfel der
gleichnamigen Gruppe der ↔ Dauphiné-Alpen (s. Westalpen), an der Grenze der franz. Depart. Isère und Hautes-Alpes, südöstlich
von Grenoble, eine der schönsten Berggestalten der Alpen, erhebt sich zu 4103 m und wurde zuerst von Whymper, Moore und Walker mit den Führern Michel Croz und
Christian Almer 25. Juni 1864 bestiegen. Die Besteigung ist schwierig; drei Schutzhütten befinden sich an dem Berge.
Écritoire (frz., spr. -tŏahr), Schreibzeug.
Écriture (frz., spr. -tühr), Schrift, Handschrift (Art
zu schreiben), Schriftstück; la sainte É. oder les (saintes) Écritures, die
Heilige Schrift, Bibel.
Ecsed (spr. ettschedd), Sumpf im nordöstl. Ungarn, in der Nähe von Nagy-Károly und Szatmár, ist 229 qkm groß,
zwischen 1,2 und 2,5 m tief, reich an Fischen und Geflügel. Durch Kanalisierung und Regulierung an
der Kraßna, einem linken Zufluß der Theiß, und am Szamos ist er neuerdings teilweise ausgetrocknet.
Ectoprócta, Unterordnung der Moostierchen (s. d.), bei welcher
die Afteröffnung außerhalb des Tentakelträgers liegt.
Ecu (frz., spr. eküh, «Schild»), früher die Hauptsilbermünze Frankreichs, der franz. Thaler; er hieß auch
Louis blanc oder Louis d’argent und wurde zuerst 1640 unter Ludwig ⅩⅢ. nach dem Muster
der span. Piaster geprägt. Er hatte annähernd den Wert des alten deutschen Reichsthalers, jedoch mit Schwankungen. 1726 wurde er =6 Livres gesetzt (s.
Laubthaler) und 1803 abgeschafft.
Ecuadōr (d. h. Äquator), einer der drei aus der ehemaligen Republik Columbia (s. d.) gebildeten
Freistaaten Südamerikas, erstreckt sich zu beiden Seiten des Äquators etwa bis 1° 50′ nördl. und 4° 50′ südl. Br., zwischen 73° 10′ und 81° westl. L. von Greenwich,
grenzt im W. an die Südsee, im N. und NO. an Columbia, im S. und SO. an Peru, läuft im äußersten O. in eine Landspitze aus, welche nördlich von dem Rio Napo
(nach anderer Ansicht vom Yapura) begrenzt wird und hat 299600 qkm ohne die über 950 km im W. gelegenen Galapagos-Inseln (s. d.). Obgleich E.
eine Küstenlinie von 650 km (mit den Krümmungen von 1400 km) hat, so wird der Vorteil dieser Berührung mit dem Meere dadurch beeinträchtigt, daß die Küste,
abgesehen von dem Golf von Guayaquil und der Bucht von Pailon (s. d.), im ganzen einförmig und ohne größere Flüsse ist, welche das Innere des
Landes mit der See in Verbindung brächten. (S. Karte: Columbia, Venezuela, Ecuador, Peru und Bolivia und
die Nebenkarte, Bd. 4, S. 439.)
Oberflächengestaltung. Die vertikale Gliederung E.s ist höchst mannigfaltig und bietet bedeutende Kontraste dar. Der größere
östl. Teil gehört zu der wasser- und waldreichen Tiefebene des Amazonenstroms, dessen Ufergebiet die Republik teilweise beansprucht. Der westl. Teil wird auf
einer Fläche von mehr als 120000 qkm erfüllt durch einen Abschnitt der Cordilleren. Während in Peru und Columbia drei Ketten das Andengebirge zusammensetzen,
ziehen durch E. nur zwei solche, welche zwischen sich ein gewaltiges Hochthal lassen. Die östliche besteht in ihrer Achse aus Granit, Gneis und krystallinischen
Schiefern, die westliche aus Diorit, Porphyr, Grünsteinen und Gesteinen der Kreideformation, Sandstein, Kalkstein, Mergel, Schiefer u. s. w. Tertiär findet sich
nur im Becken von Loja; die übrigen sind von Quar-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 696.