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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eid (geographisch) - Eider
Nachsprechen oder Ablesen der Eidesformel unter
Erhebung der rechten Hand, an dessen Stelle bei
Stummen, wenn sie schreiben können, Abschreiben
und Unterschreiben der Eidesformel, andernfalls
Ableistung des E. durch Zeichen mit Hilfe eines
Dolmetschers tritt (Civilprozeßordn. ߧ. 444, 445;
Strafprozeßordn. §. 63). Nur Mitglieder von Re-
ligionsgesellschaften, denen besondere Gesetze den
Gebrauch gewisser Beteuerungsformeln gestatten,
z. B. die Mennoniten, dürfen sich dieser Formeln
statt des E. bedienen (Civilprozeßordn. §. 446;
Strafprozeßordn. §. 64); Anträge auf Einführung
des bürgerlichen E., d. h. Fortlassung jeder reli-
giösen Veteuerungsformel, sind im Deutschen Reichs-
tag abgelehnt. Ein Zeuge, der die Eidesleistung,
wenn auch nur weil die Formel seinen religiösen
Anschauungen widerspricht, verweigert, wird behan-
delt, als wenn er sein Zeugnis verweigert. (S. Zeug-
niszwang.) Die Landesherren und die Mitglieder
der landesherrlichen Familien einschließlich der fürstl.
Familie Hohenzollern leisten E. in ihrer Wohnung
ordn. §8. 441, 444; Strafprozeßordn. §. 71).
Wegen der früher üblichen Berührung der Evan-
gelien, des Kreuzes, von Reliquien wurde der E.
ein körperlicherE. genannt; wegen Erhebung der
Hand heißt er ein leiblicher E.; wegen der Nach-
sprechung der vom Abnehmenden vorgesprochenen
Worte ein gelehrter E.
Über die Strafen gegen die Verletzung der
Eidespflicht s. Falscheid und Eidesbruch.
Eid <in der Mehrzahl Eide oder Eid er),
Name mehrerer Kirchspiele und Güter in Norwegen,
bezeichnet eigentlich tief eingesenkte flache Pässe
zwischen den 1000 m und darüber hohen Bergen
aus einem Thal in das in entgegengesetzter Rich-
tung streichende.
Eidam, der alte deutsche Name für Schwieger-
sohn, jetzt aus der Umgangssprache verschwunden.
Eidechse, kleines Sternbild am nördl. Himmel,
dessen hellster Stern vierter Größe ist. Bemerkens-
wert ist in dem Sternbild ein fünffacher Stern,
Nr. 3922 des Struveschen Doppelsternkatalogs, so-
wie ein grob zerstreuter Sternhaufen mit vielen
hellen Sternen, etwa 16 ^ im Durchmesser.
Eidechsen (I^eertiäHch, eine zu der Gruppe der
Spaltzüngler (?i38i1iuFuiH) gehörige Familie der
Echsen (s. d.) mit etwa 80 vorzugsweise paläarktischen
Arten. Es sind Tiere mit schlankem Körper und
langem Schwänze, deren Zunge an der Wurzel keine
Scheide besitzt. Die Bekleidung des Kopfes besteht aus
breiten Schildern, die des Leibes aus kleinen gekörn-
ten, die des drehrunden, sehr spitz endigenden Schwan-
es aus ringförmig angeordneten langen Schuppen.
Die E. ersetzen den sehr leicht abbrechenden Schwanz
in kurzer Zeit. Von vesonderm Interesse ist das Genus
1^061-tH, dem die in Deutschland heimischen vier E.
sämtlich angehören. Alle E. sind bewegliche, mun-
tere und verhältnismäßig kluge Tiere, die besonders
trockne, sonnige Gegenden lieben. ^>ie nähren sich
ausnahmslos von Insekten, kleinen Schnecken und
Würmern, verschmähen jedoch auch ihre Eier und
Jungen nicht. Im Herbst verkriechen sie sich in die
Erde, um hier, gewöhnlich in größern Gesellschaften,
bis zum Frühjahre zu schlafen. Das Weibchen legt
vier Wochen nach der im Mai erfolgten Begattung
6-8 schmutzigweiße, weichschalige Eier an einen
feuchten Ort; die Jungen schlüpfen im August
oder September aus. Die E. haben viele Feinde,
V
darunter namentlich verschiedene Schlangen. Es
giebt vier deutsche Eidechsenarten. Die gemeine
Eidechse, Zauneidechse (I^certa stir^ium
2)a^., aMsN^s. Tafel: Echsen I, Fig. 2), lebt
in allen mildern Ländern Europas nördlich der Alpen
und selbst noch im Süden Skandinaviens, ist etwa
eine Spanne lang, meist graubraun, seltener gelb-
oder blaugrün gefärbt, mit in Längsreihen geord-
neten schwarzen Flecken auf dem Rücken und gelblicher
oder grünlicher, schwarzgefleckter Bauchseite. Größer
und schöner gefärbt ist die bis 40 cm lange grüne
Eidechse (I^cLrta. viriäis ^essn., s.Taf.I, Fig. 1),
die über den ganzen Körper glänzendgrün (das
Männchen zur Paarungszeit oft an der Kehle und
am Kopfe blau untermischt), auf dem Bauche gelblich
ungefleckt ist. Sie lebt nur in Mittel- und Süd-
europa, in Deutschland bis Heidelberg. Eine eben-
falls mehr südliche, aber noch im Rheinthale vor-
kommende, nur bis 19 cm lange Art ist die Mauer-
eidechse ll^cm-ta inur^liZ _^me?-., s. Taf. I, Fig. 3),
ein äußerst bewegliches Tier von auf dem Rücken
grauer, mit fleckiger und wolkiger Zeichnung durch'
setzter Färbung, in den Seiten blauen Flecken und
auf weißlichem Bauche mit gelben oder braunen
Flecken. Die Mauereidechse variiert außerordent-
lich, sodaß man von ihr eine ganze AnzahsVarie-
täten unterschieden hat. Nicht eierlegend wie die
übrigen, sondern lebendiggebärend ist die Berg-
oder Waldeidechse (I^cei-ta. vivipara "/ac^., s.
Taf. 1, Fig. 4), die waldige, bergige Gegenden liebt
und hoch in die Gebirge hinaufgeht. Sie mißt 16 cm
und ist auf dem Rücken braun mit weißlichen Flecken,
am Bauche safrangelb oder weißlich, schwarz ge-
sprenkelt. Die nur in Südeuropa heimische Perl-
eidechse (I^ckrta ocsIiHtiz. Att^.), von braun-
grauer Färbung, mit an den Seiten befindlichen
grünlichen, schwarz umrandeten Augenstecken, ist die
größte europ. Art und mißt 60 cm.
Gidechsenbund, Bund des Adels im Ordens-
lande Preußen, der 1397 zur Erlangung ständischer
Rechte gegenüber den Deutschen Rittern gegründet
wurde. In eine Verschwörung gegen den Hoch-
meister Heinrich von Plauen verwickelt, verlor der
Bund seinen Anführer Nikolaus von Renys, der
hingerichtet wurde. Später vereinigte er sich mit
dem preuß. Bunde.
Eider, Pässe, s. Eid (geogr.).
Gider oder Ey der, Fluß in der preuß. Provinz
Schleswig-Holstein, entsteht 14 Kin südlich von Kiel
aus den Zuflüssen des kleinen Sees von Nedder,
stießt zunächst nördlich, dem Grieben- und Voth-
kampersee zu, wendet sich südlich nach Beesoorf,
dann nördlich bis nahe an Kiel zum Schulensee.
Von hier erreicht sie den Westensee und bildet seinen
nördl. Abfluß zum Flemhudersee. Sie wendet sich
dann bei Landwehr als Grenzfluß zwischen Holstein
und Schleswig westwärts über Rendsburg und
Friedrichstadt, durchzieht mit großen Krümmungen
weite Marschgegenden, die durch Eindeichungen vor
ihren Überschwemmungen geschützt sind, und mün-
det, rechts verstärkt durch die Sorge und Treene
(s. d.), nach einem Laufe von 185 km bei Tönning
in die Nordsee. Bei Friedrichstadt ist die E. 180, bei
Tönning über 300 m breit und 4-5 ni tief; weiter
unterhalb erweitert sich die Mündung zu 11 Km
Breite. Das Flußgebiet umfaßt 3400 <^iu. Ihre
Schiffbarkeit beginnt bei Rendsburg, und sie stellt
durch den Eiderkanal ts. d.) die Verbindung mit
der Ostsee her. Als Grenzfluh hat die E. histor.