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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eierland - Eierstock
Störche, Kormorane und Steißfüße. Die Zahl fünf
ist als normale bei der größten Menge der Sing-
vögel anzufehen, doch steigt dieselbe nicht selten auf
fechs, manchmal sogar auf sieben bis acht. Gelege
von acht bis zwölf Eiern finden sich bei den Meisen
und Goldhähnchen, bei Rallen und Enten und bei
den Hühnern steigt die Gelegezahl bis auf 20 und 24.
Gierland, s. Texel.
Eieröl (Oleum ovorum), ein früher offizinelles
Präparat, erhalten durch Auspressen des Dotters
von hart gekochten Hühnereiern, stellt eine gelbe
ölige Flüssigkeit dar und besteht zum größten Teil
aus Palmitin und Olem, nebst Cholesterin und
gelbem Farbstoss; wird leicht ranzig; man verwen-
det es in der Sämischgerberei; 1 kß kostet 20 M.
Gierpflanze, s. solanuin.
Gierpflaumen, s. Pftaumenbaum.
Gierpunfch, warmes Getränt aus Weißwein,
den man mit zerquirlten Eiern, Citronensaft und
etwas Arrak über dem Feuer schaumig schlägt.
Gierschalenporzellan (engl. 6ZS-8Q6II8), sehr
dünnes, durchscheinendes chines. und japan. Por-
zellan.
Gierschwamm, Gelbling, Gelbmännel,
r6l1u8 cidariuZ ^'.), ein Pilz aus der Familie der
Hymenomyceten (s. d.), einer der wohlschmeckendsten
und zuträglichsten Speiseschwämme. Er ist dotter-
gelb, kahl, etwas fettig anzufühlen, sein Hut aus-
geschweift wellig, mit dem Saume abwärts gebogen,
oft trichterförmig vertieft, auf der untern Fläche
mit faltenartigen Lamellen, von denen die größern
vom Stocke am Strunke herablaufen, bis 8 cm im
Durchmesser. (S. Tafel Pilze I: Eßbare Pilze,
Fig. 7.) Dieser Pilz wird aus Waldgegenden häufig
auf den Markt gebracht, hält sich längere Zeit in
unveränderter Güte und wird nicht leicht von In-
sekten angegangen. Ebensowenig leicht kann er
mit andern giftigen Schwämmen verwechselt wer-
den, höchstens mit dem verdächtigen (^iMarsiiuZ
3.uraiitj3.cu8 F>., dessen Hut aber eine dunklere,
matte, filzige Oberfläche hat. Auch derKaiser-
ling ss. d.) wird E. genannt.
Gierspiegel, Instrument zur Beurteilung der
Frische der Eier. Er besteht aus einem kastenförmigen
Rehälter ohne Boden, der in der Mitte durch eine
horizontale Scheidewand geteilt ist. In dieser Scheide-
wand befindet sich ein kreisförmiger Ausschnitt, in
den das zu untersuchende Ei mit der Spitze abwärts
gerichtet gestellt wird. Blickt man durch die obere
Ofsnung des Kastens und richtet die untere gegen
ein brennendes Licht, so erscheint ein frisches Ei
gleichmäßig hell durchscheinend, während ein bebrü-
tetes, in dem der Embryo schon entwickelt ist, mehr
oder weniger dunkel oder fleckig erscheint.
Eierstab, ein aus der antiken Baukunst in die
Renaissance übernommenes vielfach verwendetes
Glied zum Schmuck der Gesimse (s. vorstehendeFigur).
Gierstock (Ovarium), derjenige Teil des pflanz-
lichen und tierischen Organismus, in welchem die
zur Fortpflanzung der Art dienenden Eier sich ent-
wickeln. Der Vau dieses Organs ist natürlich bei
den verschiedenen Pflanzen- und Tierklassen ein
außerordentlich verschiedener. Bei den Pflanzen
und bei manchen niedern Tieren verbleibt das Ei
auch nach seiner Befruchtung im E. und wird in
demselben mehr oder weniger weit entwickelt; so
stellt z. B. der Apfel ein nach der Befruchtung wei-
ter entwickeltes Ovarium dar, in welchem die be-
fruchteten Eier als Samenkerne liegen. Bei den
höhern Tieren dagegen verlassen die Eier entweder
schon vor oder nach der Befruchtung den E. und
durchlaufen die weitern Stadien ihrer Entwicklung
entweder ganz außerhalb des mütterlichen Organis-
mus oder in einem eigenartigen Organ des mütter-
lichen Körpers, der sog. Gebärmutter ss. d.).
Bei den Säugetieren und den Menschen sind die
E. zwei eiförmige, drüsenähnliche, im kleinen Becken
rechts und links von der Gebärmutter liegende, nur
dem weiblichen Geschlecht eigene Orgcme, welche
durch einen sehnigen Strang, das Eierstockband,
mit dem obern Teil der Gebärmutter verbunden
und in eine nach der Seitenwand des kleinen Beckens
zu verlaufende Falte des Bauchfells, in die sog.
breiten Mutterbänder, eingehüllt sind. Beim
geschlechtsreifen menschlichen Weibe besitzt jeder der
beiden E. im gesunden Zustande Größe und Form
einer etwas plattgedrückten Pflaume; ihre Farbe
ist weiß oder rötlichweiß, ihr Gewicht zusammen-
genommen 10-15 F. Äußerlich ist jeder E. von
einer derben, faserigen (fibrösen) und einer glatten
(serösen) Haut überzogen; im Innern besteht sein
Gewebe aus einem gefäßreichen, von organischen
Muskelfasern durchfetzten Bindegewebe, in welchem
sich zur Zeit der Geschlechtsreife zahlreiche größere
und kleinere Gebilde bis zum Umfange einer Erbse
oder kleinen Kirsche vorfinden, die mit einer klaren,
wasserhellen Flüssigkeit erfüllt sind. Diese Bläschen
heißen nach ihrem Entdecker, dem Anatomen Regner
de Graaf, die Graaffchen Bläschen oder Fol-
likel (I^oiiieuli HraMani) und stellen Eikapseln dar,
innerhalb deren sich das eigentliche Ei (s. d.) bildet.
Sie sind schon im E. des neugeborenen Mädchens
vorhanden, jedoch noch sehr klein und unentwickelt;
erst zur Zeit der Geschlechtsreife wachsen sie beträcht-
lich und treten immer mehr an die Oberfläche des
E. hervor. Ihre Menge ist eine außerordentlich
große; nach den Berechnungen von Henle und Wal-
deyer besitzt ein menschlicher E. in der ersten Zeit der
Geschlechtsreife etwa 36000 Eier, fodaß auf beide
E. 72000 Eier kommen; die große Mehrzahl der-
selben verfällt aber dem Verkümmern, und nur
wenige reifen zu voller Ausbildung heran. Von
Zeit zu Zeit löst sich ein solches Ei nach Durchbre-
chung seiner Hüllen aus seinem Bläschen los und
tritt in die trichterförmigen Enden der Eileiter über,
durch welche es in die Gebärmutterhöhle gelangt.
Zur Erleichterung dieses Vorgangs ist der E. des
zeugungsfähigen Weibchens periodisch (beim Men-
schen während der Menstruation, bei Tieren wäh-
rend der Brunft) einer heftigen Blutanhäufung
ausgesetzt, welche nach Art einer Entzündung an
der Stelle, wo ein reifes Ei liegt, die genannten
Hüllen des E. erweicht und schmilzt, bls sie den
Durchbruch des Eies gestatten. An der geplatzten
Stelle bleibt der offene Graafsche Follikel, welcher
durch Verfärbung des ergossenen Blutes ein gelb-
liches Aussehen annimmtund deshalb gelber Kör-
per ((^orpuZ 1ut6um) heißt, zurück und heilt darauf
nach Art einer vernarbenden Wunde. Gegen die
Mitte oder das Ende der vierziger Jahre hört die