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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Emsgau; Ems-Jade-Kanal; Emskanal; Emsterkanal; Ems-Vechte-Kanal; Emtĭo; Emtor; Emu

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Emsgau - Emu

Der Reichstag zu Regensburg (1788) erteilte den Erzbischöfen den Rat, sich einzeln mit dem päpstl. Stuhl zu vergleichen. Papst Pius Ⅵ. erließ die «Responsio ad Metropolitanos Moguntinum, Trevirensem, Coloniensem et Salisburgensem super Nuntiaturas» (Rom 1789), worin alle Beschwerden zurückgewiesen und die Metropoliten daran erinnert wurden, daß sie ihr Amt der päpstl. Gnade verdanken, der Papst allein seine Gewalt von Gott habe. Daraufhin unterwarfen sich die Erzbischöfe. – Vgl. Münch, Geschichte des Emser Kongresses und seiner Punktate (Karlsr. 1840); O. Mejer, Zur Geschichte der römisch-deutschen Frage, Bd. 1 (Rostock 1871); Nippold, Handbuch der neuesten Kirchengeschichte, Bd. 1 (3. Aufl., Elberf. 1880).

Emsgau, einer der alten fries. Gaue des Mittelalters an der Emsmündung. – Vgl. von Richthofen, Zwei Karten von Friesland im 9. und 13. Jahrh. (Berl. 1882).

Ems-Jade-Kanal, Kanal, der von Emden aus den Dollart mit dem Jadebusen verbindet, und, im allgemeinen in westl. Richtung geführt, Ostfriesland und einen Teil des Oldenburger Gebietes durchsetzt, um, wieder auf preuß. Gebiet, in den neuen Binnenhafen von Wilhelmshaven zu münden. Mit Benutzung der ältern Treckfahrt zwischen Emden und Aurich stellte die preußische im Verein mit der Reichsregierung 1880‒87 den gesamten Kanal mit einem Aufwand von 13967500 M. her. Die Verbindung des im ganzen 73 km langen E. mit dem Dollart, der 1,14 m über Normalnull liegt, wird durch die neue Emder Seeschleuse, die 100 m Kammerlänge, 6,50 m Drempeltiefe und 15 m Weite besitzt, bewirkt. Von der 0,84 m hohen Emder Haltung erreicht der E. mittels Schleusen bei Rahe und Wiesens die teilweise über 11 m tief in das Hochmoor eingeschnittene Scheitelhaltung und fällt dann mittels zweier bei Upschort gelegener Schleusen zu der Wilhelmshavener Strecke, deren mittlere Wasserhöhe 0,20 m unter dem gewöhnlichen Wasserstand (1,32 m über Normalnull) des dortigen neuen Binnenhafens liegt. Dieser letztere ist von dem E. wiederum durch eine Schleuse (von 50 m Kammerlänge, 3 in Drempeltiefe und 7,50 m Weite) geschieden. Diese und die Emder Schleuse sollen dem Lokalverkehr kleinerer und größerer Seeschiffe dienen; die binnenländischen Schleusen haben nur 33 m Kammerlänge, 2,10 m Drempeltiefe und 6,50 m Weite und sind nur für Küsten- und Binnenfahrzeuge bestimmt. Die freien Strecken haben ebenfalls 2,10 m Tiefe und 8,50 m Sohlbreite, nur bei Wilhelmshaven ist er 3 m tief und so verbreitert, daß er als Hafen dienen kann.

Die Kesselschleuse bei Emden erlaubt ein Passieren einmal in der Richtung des E., und das andere Mal in der Richtung des 1‒2,25 m tiefer liegenden, vom E. durchschnittenen sog. Stadtgrabens, der jährlich von über 12000 Fahrzeugen passiert wird. Man schloß im Kreuzungspunkte beider Wasserstraßen jeden abgeschnittenen Teil derselben mittels je eines Schleusenthorpaares ab und bildete so durch die Schleusenthore und die zwischen diesen liegenden etwa viertelkreisförmig geführten Mauern einen allseitig abgeschlossenen Kessel, dessen Sohle mit der des Stadtgrabens in derselben Höhe liegt, während sein Wasserspiegel je nach Bedarf mit dem des Kanals oder des Stadtgrabens gleiche Höhe erhält; da sich an die Schleusenthore des Stadtgrabens je eine Kammerschleuse anschließt, wird der Wasserverlust möglichst gering. Der Brückenkanal bei Mariensiel unweit Wilhelmshaven wurde notwendig, um einen für die Landesentwässerung wichtigen Wasserlauf, die Made, zu erhalten; der E. überschreitet diese in einem eisernen «Trog».

In der Wilhelmshavener Strecke des E. findet ein ziemlich lebhafter Verkehr von Seeschiffen statt, die binnenländischen Strecken vermitteln den Absatz von Torf aus den Moor- sowie Sand aus den Heidegegenden und das Aufbringen fruchtbaren Schlicks auf diese unfruchtbaren Landstrecken; namentlich die Baggerarbeiten in der Jade, die jährlich etwa 200000 cbm Schlick fördern, haben große Quantitäten davon für die benachbarten Moore, die zum Teil denn auch schon von der preuß. Regierung in Kolonate ausgeteilt sind, geliefert. Noch mehr wird die Bedeutung des E. wachsen, wenn erst der Kanal Dortmund-Emshäfen hergestellt und so der Wassertransport der westfäl. Kohle, namentlich für die Schiffe und den Werftbetrieb von Wilhelmshaven, ermöglicht sein wird.

Emskanal, s. Ems (Fluß).

Emsterkanal, der schiffbare, 16,5 km lange Abfluß der Seen von Lehnin, geht oberhalb Brandenburg in die Havel, hat eine kleinste Tiefe von 1,2 m und kann von Kähnen mit einer Tragfähigkeit von bis 2000 Ctrn. befahren werden. Der E. ist Privateigentum.

Ems-Vechte-Kanal, s. Ems (Fluß).

Emtĭo (lat.), Kauf (s. d.). Der Vertrag wird von den Römern gewöhnlich bezeichnet E. venditĭo, Kauf und Verkauf. E. per aversiōnem, Kauf einer Menge von Sachen in Bausch und Bogen. E. spéi, Hoffnungskauf, z. B. der Kauf eines Fischzuges; der Preis ist auch zu zahlen, wenn gar nichts gefangen wird. E. réi sperātae, Kauf der gehofften Sache, bedingter Hoffnungskauf, z. B. die Ernte eines Weinbergs fällt in sich zusammen, wenn gar nichts geerntet wird; der im voraus zugesagte Preis ist aber zu zahlen, gleichviel ob wenig oder sehr viel geerntet wird. Beide Verträge sind also aleatorisch (s. Aleatorische Verträge). Wie hier unterscheidet auch das Preuß. Allg. Landr. Ⅰ, 11, §§. 528 u. 582; das Sächs. Bürgerl. Gesetzb. §. 1083 nimmt im Zweifel E. spei an, wenn die Entstehung der Sache eine rein zufällige ist, E. rei speratae, wenn die Sache nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge zum Dasein gelangt. Nach Österr. Bürgerl. Gesetzb. §. 1276 trägt der Käufer die Gefahr der ganz vereitelten Erwartung sowohl dann, wenn er die Hoffnung in einem bestimmten Preise, als wenn er die künftigen Nutzungen einer Sache in Bausch und Bogen kauft.

Emtor (lat.), Käufer; E. bonae fidĕi, Käufer im guten Glauben (an das Recht des Verkäufers zum Verkauf). E. bonōrum, der, welcher bei der Versteigerung einer Konkursmasse, die von den Römern im ganzen ausgeboten wurde, den Zuschlag erhielt. Er befriedigte die Gläubiger nach Maßgabe seines Gebots pro rata und besorgte den Einzelverkauf für eigene Rechnung.

Emu (Dromaeus Novae Hollandiae Gray, s. Tafel: Straußvögel Ⅱ, Fig. 2), Name des austral. Straußes, der sich durch geringere Größe und die dreizehigen Lauffüße von dem afrik. Strauße unterscheidet. Das Gefieder ist lockig, wollig; die Flügel gänzlich verkümmert, Kehle und Wangen nackt, der Schnabel gerade, an den Rändern sehr platt, mitten schwach gekielt und an der Spitze abgerundet. Die Beine sind weit kürzer und dicker als