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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Engelbrechtsen; Engelburg; Engelehe; Engelfest; Engelfisch; Engelgroschen; Engelhard; Engelhardt

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Engelbrechtsen - Engelhardt

Assessor im herzogl. Obersanitätskollegium, 1866 Mitglied des ärztlichen Disciplinarhofs, 1877 Vorstand der innern Abteilung des herzogl. Krankenhauses in Braunschweig, gab 1888 seine ärztliche Thätigkeit auf und starb 4. Aug. 1892 zu Braunschweig. E. veröffentlichte verschiedene Aufsätze mediz. Inhalts sowie Biographien berühmter Ärzte und beschäftigte sich daneben mit dem Studium der Pomologie und der Verbesserung des Obstbaues in Braunschweig. Auf seinen Antrag und unter seiner Mitwirkung wurde 1862 die pomolog. Staatsanstalt bei Braunschweig gegründet. Als Vorstand der Sektion für Obstbau des Vereins für Land- und Forstwirtschaft im Herzogtum Braunschweig redigierte E. die «Mitteilungen» dieser Sektion (Braunschw. 1870‒80). Von 1880 bis 1889 war E. erster Vorstand des «Deutschen Pomologenvereins». Sein bedeutendstes Werk ist «Deutschlands Äpfelsorten. Illustrierte systematische Darstellung der im Gebiete des Deutschen Pomologenvereins gebauten Äpfelsorten» (Braunschw. 1889).

Engelbrechtsen, Cornelis, holländ. Maler, geb. 1468 in Leiden, gest. daselbst 1533. E. ist reich in der Komposition, phantastisch in der Gewandung und schillernd in der Farbe. Sein Faltenwurf ist scharf gebrochen, der seelische Ausdruck von edler Einfachheit. Die meisten seiner Werke sind beim Bildersturme untergegangen. Von den geretteten und beglaubigten ist das wichtigste ein Altarblatt mit Flügeln in der städtischen Sammlung zu Leiden, welches im Hauptbilde Christus am Kreuze zwischen den Schächern darstellt, eine figurenreiche Darstellung; das linke Seitenbild zeigt das Opfer Abrahams, das rechte die Anbetung der ehernen Schlange. Eine Beweinung Christi befindet sich im Sürmondt-Museum zu Aachen.

Engelburg, Burgruine bei Thann (s. d.) im Oberelsaß.

Engelehe, s. Ehe (Bd. 5, S. 738 b).

Engelfest, s. Engelweihe.

Engelfisch, s. Meerengel.

Engelgroschen, auch Schreckenberger, sächs. Silbermünze, zuerst 1498 von Kurfürst Friedrich dem Weisen, den Herzogen Albrecht und Johann geprägt. Der Name E. kam von dem darauf geprägten Engel mit dem Kurschild, der zweite Name von den 1492 am Schreckenberge bei Annaberg eröffneten Silbergruben, die das Metall zu den E. lieferten. Sie waren sehr beliebt, wurden vielfach nachgeahmt und bis ins 17. Jahrh. geprägt. Die einfachen E. sind mit 12, die doppelten mit 24 bezeichnet, welche Zahlen den Wert in Kreuzern angaben.

Engelhard, Wilhelm, Bildhauer und Maler, geb. 9. Sept. 1813 in Grünhagen bei Lüneburg, war zuerst als Elfenbeinschnitzer thätig, worin er sich in Paris und London ausgebildet hatte. Dann kam er in das Atelier Thorwaldsens, sowie 1841 zu Schwanthaler nach München. E. fertigte zahlreiche mytholog. Genrescenen, wie Amor auf dem Schwane, den Tanzenden Frühling, den Schleuderer mit dem Hunde und den Bacchus als Zähmer des Panthers u. s. w. Seit 1851 beschäftigte ihn der Edda-Fries in der Marienburg bei Hannover, seine Hauptschöpfung, welchen Gegenstand er auch in dem Nordischen Friese, der in Berlin am Hause Tiele-Winkler zugleich mit den Statuen Odins, Thors, der Walkyren und Jötunen in Sandstein zur Ausführung kam, behandelte. 1863 wurde seine Bronzestatue Schillers in Hannover enthüllt. Der König von Hannover beauftragte E. mit der Ausführung einer Kolossalstatue der Kurfürstin Sophie im Park von Herrenhausen. 1872 modellierte er ein Mädchen einen Schwan fütternd, 1876 einen heil. Michael (Kadettenhaus in Lichterfelde), ferner die Kolossalstatue des thronenden Odin.

Engelhardt, Georg von, russ. Staatsmann und Nationalökonom, geb. 23. Aug. 1775 zu Riga, diente anfangs im Heere und trat 1796 in das Departement der auswärtigen Angelegenheiten. Bei der Thronbesteigung Kaiser Alexanders Ⅰ. (1801) wurde E. Gehilfe des Staatssekretärs im Reichsrat. In dieser Stellung gehörte er zu denen, die durch Schrift und Wort die neuen Ideen zu verbreiten bemüht waren und namentlich in der von dem Nationalökonomen und Jugendlehrer des Kaiserhauses, dem Geheimrat von Storch, herausgegebenen Zeitschrift «Rußland unter Alexander Ⅰ.» (27 Lfgn., Petersb. u. Lpz. 1804‒12) eine Reihe von Aufsätzen über praktische Fragen veröffentlichten. 1811 wurde er zum Direktor des Pädagogischen Instituts in Petersburg ernannt; 1816 übertrug ihm der Kaiser die Leitung des Lyceums in Zarskoje-Selo, welchem Amt er bis 1823 vorstand. Er starb 27. Jan. 1862 in Petersburg. Er gab nach den handschriftlichen Journalen Wrangels dessen «Reise längs der Nordküste von Sibirien und auf dem Eismeer» heraus (2 Bde., Berl. 1839) und redigierte 1838‒52 die «Russ. Landwirtschaftliche Zeitung».

Engelhardt, Moritz von, luth. Theolog, geb. 8. Juli (26. Juni) 1828 zu Dorpat, studierte daselbst, in Erlangen, Bonn und Berlin, habilitierte sich 1853 in Dorpat, wo er 1859 außerord. und einige Monate später ord. Professor wurde und 5. Dez. (23. Nov.) 1881 starb. E. schrieb: «Valentin Ernst Löscher nach seinem Leben und Wirken» (Dorpat 1853; 2. Aufl., Stuttg. 1856), «Schenkel und Strauß, zwei Zeugen der Wahrheit» (Erlangen 1864), «Katholisch und Evangelisch» (Dorpat 1867), «Die Aufgabe des Religionsunterrichts in der Gegenwart» (ebd. 1870), «Das Christentum Justins des Märtyrers» (Erlangen 1878), «Predigten, gehalten in der Universitätskirche zu Dorpat» (Dorpat 1880). – Vgl. von Oettingen, M. von E.s christl.-theol. Entwickelungsgang (Riga 1883).

Engelhardt, Otto Mor. Ludw. von, Naturforscher, geb. 8. Dez. 1779 auf dem Gut Wieso in Esthland, studierte seit 1796 in Leipzig, dann in Göttingen Jurisprudenz, bezog aber 1801 die Bergakademie in Freiberg. Von hier aus unternahm er mit Karl von Raumer geognost. Reisen durch Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien, die sie später in ihren «Geognost. Versuchen» (Berl. 1816) und «Geognost. Umrissen» (Lpz. 1817) veröffentlichten, und kehrte im Herbst 1809 nach Rußland zurück. Mit Parrot unternahm E. 1811 eine Reise in die Krim und den Kaukasus, die er in zwei Bänden (Berl. 1815) beschrieb, und beschäftigte sich dann bis 1817 mit der mineralog. Untersuchung Liv- und Esthlands. 1818 bereiste E. Finland, welches er in seinem großartig angelegten Werke: «Darstellung aus dem Felsgebäude Rußlands» (Bd. 1: «Geognost. Umriß von Finland», Berl. 1821) beschrieb; 1820‒30 war er Professor der Mineralogie in Dorpat, bereiste seit 1826 die Gouvernements Olonez und Archangel bis zum Ural, dann die mittlern und südl. Gouvernements Perm, Saratow und Orenburg und entdeckte daselbst Lagerstätten von Gold, Platin und Diamanten. E. starb 10. Febr. 1842 in Dorpat.