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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Engel; Engelberg; Engelberger Thal; Engelbert Ⅰ.; Engelbert Ⅱ.; Engelbrecht

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Engel (Karl Dietrich Leonhard) - Engelbrecht

Rückgratsverkrümmungen, Organgewichte u. s. w. veröffentlicht.

Engel, Karl Dietrich Leonhard, Musiker und Schriftsteller, geb. 21. Febr. 1824 in Oldenburg (im Großherzogtum), bildete sich zum Violinisten und war 1843‒46 Solist und Vorgeiger in der Kapelle des Fürsten Narischkin (Gouvernement Rjásan). 1846 wurde er Mitglied der kaiserl. Kapelle in Petersburg, von der er später als pensionierter Konzertmeister zurücktrat. Er lebte dann abwechselnd in Berlin, Dresden, Bremen und Oldenburg, seit 1869 dauernd in Dresden. Von E.s Kompositionen sind hervorzuheben ein Violinkonzert (H-moll), die komische Phantasie «Jüdischer Carneval» und «Sechs charakteristische Tonstücke» zum Konzertvortrag für Violine allein. Als Schriftsteller beschäftigte sich E. eingehend mit der Faustsage; er veröffentlichte: «Deutsche Puppenkomödien. Mit geschichtlichen Einleitungen» (Bd. 1‒12, Oldenb. 1874‒93), «Das Volksschauspiel Doktor Johann Faust» (2. Aufl., ebd. 1882), «Zusammenstellung der Faustschriften vom 16. Jahrh. bis Mitte 1884» (2. Aufl., ebd. 1885), «Die Don Juan-Sage auf der Bühne» (2. Aufl. 1888), «Das dreihundertjährige erste Faustbuch vom J. 1587. Ein Buchjubiläum» (Oldenb. 1887) u. a.

Engelberg, Dorf im schweiz. Kanton Unterwalden ob dem Wald, im nordwestl. Teil des Engelberger Thals (s. d.), in 1019 m Höhe rechts von der Aa, von dem malerischen Felskegel des Hahnen (2611 m) überragt, hat mit den kleinern Weilern des Thals zusammen (1888) 1973 E. und neben Holzhäusern große Gasthöfe und Kuranstalten. Infolge seiner schönen, gegen Nordwinde geschützten Lage wird es als Luft- und Molkenkurort viel besucht.

Die Benediktinerabtei E. wurde 1121 von dem Freiherrn Konrad von Seldenbüren gestiftet und mit reichen Gütern ausgestattet. Sie brannte dreimal, zuletzt 1729 ab und wurde dann wieder aufgebaut. Die Bibliothek, 1798 von den Franzosen unter Lecourbe geplündert, besitzt 20000 Bände, 210 Handschriften, 150 Inkunabeln und ein Relief des Engelberger Thals. Das mit dem Stift verbundene kath. Gymnasium mit Internat ist gegen Ende des 11. Jahrh. gegründet und hat 13 Professoren, 8 Klassen und 93 Zöglinge.

Engelberger Thal (Engelbergthal), das oberste Thalstück der Engelberger Aa, die bei Buochs in den Vierwaldstättersee mündet, in der Dammagruppe der Berner Alpen (s. Westalpen) im schweiz. Kanton Unterwalden ob dem Wald, nördlich vom Titlis (3239 m) und den Spannörtern, südlich vom Engelberger- (2820 m) und dem Uri-Rothstock (2932 m), zieht sich ostwärts über die Surenenalp zum Surenenpaß (2305 m) empor, während im S. der Jochpaß (2215 m) ins Engstlenthal, im O. das Juchli (2170 m) und die Storegg (1740 m) ins Melchthal (s. d.) führen. In dem E. T. liegt das Dorf und Benediktinerkloster Engelberg (s. d.). – Vgl. Cattani, Das Alpenthal Engelberg (Winterth. 1869); Fleiner, Engelberg. Streifzüge durch Gebirg und Thal (Zür. 1891).

Engelbert Ⅰ., der Heilige, Erzbischof von Köln (1216‒25), jüngerer Sohn des Grafen Engelbert Ⅰ. von Berg, geb. um 1185, wurde schon 1199 Dompropst und als solcher in den Streit der Könige Otto Ⅳ. und Philipp von Schwaben und der beiden Kölner Gegenbischöfe Adolf und Bruno verwickelt. Als Anhänger des gebannten Adolf zog er gegen sein Domkapitel zu Felde und brandschatzte dessen Besitzungen. Gebannt, unternahm er zur Sühne seiner Schuld einen vierzigtägigen Kreuzzug gegen die Albigenser. Dieses und sein Eintreten für den von Rom begünstigten Friedrich Ⅱ. söhnte Papst Innocenz Ⅲ. mit ihm aus. Am 29. Febr. 1216 wurde er zum Erzbischof von Köln gewählt. Er war einer der kraftvollsten Regenten, der den Raubadel eifrig befehdete, die klösterlichen Niederlassungen begünstigte, Ackerbau und Gewerbe schützte. Er entwarf mit den Meistern der Kölner Bauhütte den Riß zu dem Kölner Dom. Als Kaiser Friedrich Ⅱ. 1220 nach Italien zog, übertrug er E. die Erziehung seines unmündigen Sohnes Heinrich und die Verwaltung des Reichs. E. krönte Heinrich 8. Mai 1222 zu Aachen und führte im Reich ein kräftiges und gerechtes Regiment. Sein Neffe, Graf Friedrich von Isenburg, dem E. schuld gab, daß er seine Stellung als Schirmvogt des Stiftes Essen im eigenen Interesse mißbraucht habe, ließ ihn 7. Nov. 1225, als er zur Einweihung der Kirche nach Schwelm reiste, in einem Hohlwege am Gevelsberge, zwischen Hagen und Schwelm, erschlagen. Seine Gebeine wurden 26. Febr. 1226 in Köln feierlich beigesetzt. E. wurde als Heiliger verehrt, obwohl eine Heiligsprechung nie stattgefunden hat. – Vgl. Ficker, E. der Heilige (Köln 1853).

Engelbert Ⅱ., Herr von Falkenburg, Erzbischof von Köln (1261‒74), vorher Dompropst, wurde 2. Okt. 1261 vom Domkapitel gewählt. Er drängte die Zünfte der Stadt Köln durch den Versuch militär. Gewaltherrschaft, der Aufhebung der Selbständigkeit der städtischen Verwaltung und der freien Verfügung über die Steuerkraft der ganzen Bürgerschaft auf die Seite der 1259 gestürzten Geschlechter. Als E. 1262 nach Rom reiste, um vom Papst Urban Ⅳ. das Pallium zu erhalten, vertrieben Zünfte und Patriciat 8. bis 11. Juni die erzbischöfl. Besatzung aus der Stadt und nahmen Nov. 1263 den Erzbischof selbst gefangen. Ein von E. angezettelter Ausstand der Zünfte wurde von den Geschlechtern in harten Straßenkämpfen niedergeschlagen (Juni 1265). Als der Erzbischof den Handel durch Errichtung unzulässiger Zölle beschwerte, kam es 1266 zum Kriege zwischen dem Erzstift, dem Bistum Paderborn und dem Grafen von Rietberg einerseits und Jülich, Geldern, Berg, Isenburg, den Bistümern Münster und Utrecht und der Stadt Köln andererseits. Bei Mariawald ward E. 18. Okt. 1267 geschlagen und 3½ Jahre auf Schloß Nideggen bei Düren gefangen gehalten, während welcher Zeit auf der Stadt Köln das päpstl. Interdikt lastete. Im April 1271 wurde unter Vermittelung von Albertus Magnus der Friede geschlossen: der Erzbischof erhielt seine Freiheit wieder, mußte aber sämtliche Privilegien der Stadt bestätigen. Er verlegte nun seine Residenz nach Bonn, krönte König Rudolf Ⅰ. 24. Okt. 1273 zu Aachen und starb nach einer Reise zum Lyoner Konzil 20. Okt. 1274 zu Bonn. Die Kämpfe der Stadt mit E. sind in der Reimchronik Meister Gottfried Hagens des Stadtschreibers, eines Zeitgenossen, geschildert.

Engelbrecht, Theod. Elias Aug. Benjamin, Mediziner und Pomolog, geb. 18. Jan. 1813 auf dem Gute Monplaisir bei Braunschweig, praktizierte nach Beendigung seiner Universitätsstudien seit 1839 als Arzt in Braunschweig, wurde 1844 Professor der Physiologie am Collegium anatomico-chirurgicum daselbst, 1861 Medizinalrat und