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Engelsburg – Engers
Engelsburg (Castello Sant'Angelo), das von Hadrian für sich und seine Nachfolger erbaute,
von Antoninus Pius 139 vollendete Grabmal (Moles Hadriani), worin die röm. Kaiser und ihre Angehörigen bis auf
Caracalla (217) bestattet wurden. Den Zugang zur E. bildet die Engelsbrücke
(Pons Aelius; Ponte Sant'Angelo), 136 n. Chr. von Hadrian erbaut. Die E. bestand
ursprünglich aus einem viereckigen Unterbau von 104 m Seitenlänge, auf dem sich ein cylinderförmiger 73 m im Durchmesser haltender Bau aus Travertin mit
Marmorbekleidung erhob. Das Ganze krönte wahrscheinlich eine Kolossalstatue des Hadrian. Die Gesamthöhe betrug etwa 50 m. Der Sturm der Goten unter
Vitiges (537) wurde von hier durch die Römer, welche die oben stehenden Statuen herabwarfen, zurückgewiesen. Den jetzigen Namen erhielt die E. von Gregor
d. Gr., dem bei einem Umzug wegen einer Pest (590) der Erzengel Michael erschien. Deshalb erbaute Bonifacius IV. auf dem Gebäude die Kapelle
Sant'Angelo inter nubes, an deren Stelle später eine Marmorstatue des Engels von Montelupo, seit 1740 dessen
Bronzestatue von Verschaffelt trat. Von dem seit 923 völlig zur Festung umgewandelten Bau aus bedrohten Gewalthaber die Stadt (s.
Marozia und Crescentius); 1379 ward sie denn auch von den Römern zerstört. Seit 1406 dauernd in der Gewalt der
Päpste, diente sie 1527 Clemens VII. als Zufluchtsort bei der Plünderung Roms durch die Kaiserlichen, ihm und andern Päpsten als Kerker (s.
Cellini, Cenci); Sixtus V. u.a. benutzten sie als Schatzkammer. Die Außenwerke legte Urban V. an, der bedeckte Gang
zum Vatikan wurde um 1500 gebaut; 1822 ward das Innere von Schutt befreit, und Pius IX. verstärkte die Befestigungswerke. Seit der Besetzung Roms durch die
ital. Truppen (1870) dient die E. militär. Zwecken. – Vgl. Borgatti, Il Castel Sant'Angelo in Roma, storia e descrizione (Rom
1890).
Engelschen, Münzgewicht, s. Engels.
Engelsehe, s. Ehe (Bd. 5, S. 738b).
Engelskirchen, Dorf im Kreis Wipperfürth des preuß. Reg.-Bez. Köln, 22 km südlich von Wipperfürth, an der Agger und an der
Nebenlinie Siegburg-Derschlag der Preuß. Staatsbahnen, in gebirgiger, waldreicher Gegend, Sitz einer Bürgermeisterei (3988 E.), hat (1890) 1331 E., darunter
185 Evan elische; Post zweiter Klasse, Telegraph, eine kath. und eine evang. Kirche; Baumwollspinnerei (600 Arbeiter, jährliche Erzeugung 75–100900 t Garn),
Eisen- und Stahlhämmer, Bergbau auf Brauneisenstein, Bleierze und Blende. Die Gruben sind im Besitz der Aktiengesellschaften
«Vieille Montagne» und Rhein-Nassau sowie der Gewerkschaft Bliesenbach.
Engelweihe oder Engelfest, soviel wie Michaelistag (29. Sept.).
Engen. 1) Amtsbezirk im bad. Kreis Konstanz, hat (1890) 21279 (10386 männl., 10893 weibl.)
E., darunter 421 Evangelische; 4753 Haushaltungen und 43 Gemeinden. –
2) Hauptstadt des Amtsbezirks E. und Hauptort des Hegau, 38 km im NW. von Konstanz, 15 km im NW. von Singen, an
der westl. Aach, in 528 m Höhe, an der Linie Offenburg-Singen (Schwarzwaldbahn) der Bad. Staatsbahnen, ↔ ist Sitz eines Bezirksamtes,
Amtsgerichts (Landgericht Konstanz), eines fürstl. Fürstenbergschen Rentamtes und einer Bezirksforstei und hat (1890) 1568 meist kath. E., Vorschuß- und
Sparverein, Spar- und Waisenkasse; Landwirtschaft und Viehzucht, Post zweiter Klasse, Telegraph, roman. Pfarrkirche (12. Jahrh.) mit den Gräbern der Grafen
Lupfen und Pappenheim. In der Nähe ein Schloß der Fürsten von Fürstenberg. Etwa 3 km im S. der steile Basaltkegel
Hohenhöwen (848 m) mit der Ruine des Schlosses der Freiherren von Höwen. Bei E. besiegte Moreau 3. Mai 1800 die
Österreicher unter Kray.
Enger, Dorf im Kreis Herford des preuß. Reg.-Bez. Minden, 8 km im NW. von Herford, in der hügeligen Ebene zwischen dem
Teutoburgerwalde und dem Wesergebirge, Sitz eines Amtes, hat (1890) 2271 meist evang. E., Post, Telegraph, evang. Provinzial-Männerasyl, Pflegehaus für alte
Leute; Garnspinnerei, Leinweberei, Liqueur-, Wurst- und Cigarrenfabrikation, Garnhandel und Versand von Schinken; Acker- (Weizen, Roggen) und Leinbau,
Viehzucht. 3 km entfernt die Bauernschaft Wester-Enger mit 1041 E. – E. (Angaria)
war einst Residenz Wittekinds, dessen Gebeine in der 903 gegründeten, im 12. Jahrh. erbauten Stiftskirche ruhen; ein Sarkophag mit steinernem Standbild aus
dem 12.Jahrh. wurde von Kaiser Karl IV. 1377 errichtet, aber im 17. Jahrh. stark verändert.
Engern (Angraria), der mittlere, zwischen West- und Ostfalen auf beiden Seiten der Weser
gelegene Teil des alten Sachsenlandes, hat seinen Namen von den Angrivariern (s. d.) erhalten, einem von Hause
aus nichtsächsischen, aber von den Sachsen unterworfenen Stamme. Die Grenzen dieses Landes können unter Zuhilfenahme der heutigen Mundart mit
ziemlicher Bestimmtheit ermittelt werden. Es reichte westwärts bis Iserlohn, Hamm, Versmold, weiter bildete die Hunte die Grenze; die Wesermündung war im
Mittelalter friesisch. Nach Osten zu reichte E. bis Celle, Burgdorf, Sarstedt, Eldagsen, das Göttingisch-Grubenhagensche Gebiet einschließend. Die Südgrenze ist
genau die heutige Sprachgrenze zwischen Nieder- und Hochdeutsch, d.i. eine Linie von Olpe über Waldeck und Münden nach Lauterberg am Westharz.
Unsicher ist nur die Nordostgrenze E.s, die entweder in der Lüneburger Heide oder an der untern Elbe gewesen ist. Der geistige Mittelpunkt E.s, ja des ganzen
Sachsenlandes war seit Karl d. Gr. das Kloster Corvei (s. d.), lat. Corbeja nova. Der Name E. wurde im
Mittelalter fast nur noch gebraucht, wo es auf alte Gewohnheitsrechte oder auf die Bezeichnung der Gegend im allgemeinen ankam, außerdem aber auch im
Titel der Kurfürsten von Köln, welche 1180 die herzogl. Gewalt über einen Teil Westfalens und E. erhielten, sowie in dem der sächs. Herzoge. Ehemaliger
Hauptort Angaria (das heutige Dorf Enger, s. d.). Seit dem 16. Jahrh. nannte man die Landesteile westlich von der Weser Westfalen, die
östlich von derselben Niedersachsen. Über die heutigen engrischen Mundarten s.
Deutsche Mundarten (Bd. 5, S. 33a.).
Engers, Flecken im Kreis Neuwied des preuß. Reg.-Bez. Koblenz, 5 km östlich von Neuwied, rechts des Rheins, an der Linie
Troisdorf-Niederlahnstein und der Nebenlinie E.-Siershahn (21,6 km) der
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 117.