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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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England (Gewässer. Geologisches)

Somerset steigt das Exmoor Forest im Dunkerry-Beacon 518 m und das südlichere Dartmoor (s. d.) im High Wilhays 621 m, im Cawsand-Beacon 546 m hoch auf. Das Bergland von Wales (s. d.), dem Umfang nach das bedeutendste, nebst der Insel Anglesey etwa 25000 qkm bedeckend, erhebt sich steil von allen Seiten zu 3‒400 m mittlerer Höhe, erreicht aber in vielen Gipfeln 5‒800 m. Es ist felsig, waldarm, reich an romantischen Thälern und besonders wild im N., wo der Snowdon (d. i. Schneeberg) 1094 m hoch aufsteigt. Das Cumbrische oder Bergland von Cumberland und Westmoreland, zwischen dem Morecambe- und Solwaybusen, hat echten Gebirgscharakter, ist wild zerrissen, von tiefen, engen Thalspalten und Seen durchzogen, mit Waldung und Weiden bekleidet und erreicht im Skiddaw 921, im Helvellin 932, im Scawfell-Pike 984 m Höhe. Von diesem Bergland fast völlig getrennt zieht das Centralgebirge Nordenglands, die Wasserscheide der Irischen und der Nordsee, unter dem Namen Penninische Bergkette (Pennine Chain) von S. gegen N. durch die Grafschaften Derby, York und Teile von Cumberland, Durham und Northumberland bis an das Cheviotgebirge an der schott. Grenze, mit meist schroffem Abfall gegen W., allmählichem gegen O. Es beginnt in der Mitte von Derbyshire mit einer niedrigen Hügelkette; nördlich davon erhebt sich der Peak, eine kahle Berggegend mit Gipfeln von 550‒604 m Höhe, aber reich an Metallen und merkwürdigen Höhlen. Daran schließen sich die rauhen Yorkshire-Hills mit schroffen Kämmen, höhlen- und quellenreichen Thälern sowie zahlreichen Spitzen (Peaks oder Fells), unter denen der Great-Whernside (726 m), der Penigant (692 m) und der 723 m hohe, durch seine Aussicht auf beide Meere berühmte Ingleborough nahe beisammenstehen. Weiter nordwärts erhebt sich das Centralgebirge im Croß-Fell in Cumberland, an der Quelle des Tees, zu 892 m Höhe. Dann folgt die Bodensenkung vom Solwaybusen bis zur Ostküste, einst durch den von Küste zu Küste reichenden «Piktenwall» gegen N. abgeschlossen, jetzt von der Eisenbahn zwischen Carlisle und Newcastle durchzogen. Jenseits erhebt sich das schott. Grenzgebirge, in seinem östl. Teile zu Northumberland gehörig und hier Cheviotgebirge genannt, das an dem östl. Ende im Cheviot-Pik 867 m erreicht.

Die größere Südosthälfte des Landes, die engl. Tiefebene, ist keineswegs einförmig und überall ganz flach, auch nicht auf weite Strecken mit Lagern losen Erdreichs bedeckt, sondern die Felsunterlage tritt häufig, oft überraschend, mit malerischen Formen aus dem aufgeschwemmten Lande hervor, umsäumt die Küsten, zuweilen auch die Flußufer mit steilen Rändern und verleiht den Ebenen mit ihren Wiesen, Feldern, ihren Herden, Pachthöfen, Dörfern, Flecken und Städten, Schlössern und Parks reiche Mannigfaltigkeit. So ziehen durch Lincoln die Lincoln Heights von N. nach S., östlich vom Thal der Ouse erheben sich die East Anglian Heights; zwischen Oxford und London liegen die Chiltern Hills und im S., durch die Salisburyebene und das Weald getrennt, ziehen North- und South-Downs (s. Downs) von W. nach O. Nur die östl. Küstenstriche, namentlich der Humbermündung, der untern Ouse und vor allen des Washbusens, wo der «Fen-Distrikt» 3370 qkm bedeckt, bilden eigentliche Niederungen, Moorflächen, Marschen und sandige Strandgegenden, welche an die deutschen und holländ. Nordseeküsten erinnern. Abgesehen von diesen sowie von den Heiden in Dorset Surrey und einigen Mooren in Northhumberland, Durham, Cumberland, Lancashire und Stafford sowie von den Sümpfen und Morästen (Fens) von New-Romney, Devon, Somerset u. a. sind die wellenförmigen Ebenen und Gelände des Innern von unübertroffener Fruchtbarkeit.

Gewässer. E. hat 550 Bäche und Flüsse, deren nach allen Seiten hin verbreitetes Geäder für die Bewässerung des Bodens wie für die Vermittelung des Verkehrs hohe Bedeutung besitzt. Die Flüsse sind nur klein; selbst der größte, die Themse (s. d.), ist nur 350 km lang. Allein mehr als 50 derselben sind schiffbar; unter ihnen, außer der Themse, die wichtigsten: die östl. Ouse, der aus der Vereinigung des Trent und der Ouse entstehende Humber, der Tees, Wear und Tyne im O., der Avon im S., Severn, Dee, Mersey im W. Die meisten haben ein tiefes Bett, große Wasserfülle, wenig Fall und, nur selten von Felsen eingeengt, einen ruhigen Lauf, frühe Schiffbarkeit und Mündungen, welche die Flut nicht versanden läßt und großenteils in tiefeindringende, für ganze Flotten hinlänglich geräumige Meerbusen und Häfen verwandelt hat. Die Länge der natürlichen Wasserstraßen, der Flußschiffahrt, beträgt 3400 km. Sie wird noch um 4880 km vergrößert durch die zahlreichen Kanäle, welche die Flußsysteme der Ost- und Westküste verbinden und deren Netz das ganze Land überspannt. Die drei großen Vereinigungspunkte sind London, Birmingham und Manchester. Die bedeutendsten dieser Kanäle, die fast alle auf Privatkosten erbaut worden, sind: der Grand-Trunk oder Trent-and-Merseykanal (150 km lang) mit dem Oxfordkanal (150 km), der Grand-Junction (145 km) mit dem Grand-Union (70 km), der Leeds-and-Liverpoolkanal (210 km), der Bridgewaterkanal, der Themse-Severnkanal (48 km), der berühmte Ellesmerekanal (97 km), der aus der Mersey 15 km von Liverpool nach Chester und durch einen Teil von Wales nach Shrewsbury führt. Zahlreich sind die Seen, nicht groß, aber berühmt durch ihre landschaftlich schöne Lage. In den Cumbrischen Bergen liegt der vielbesuchte «Lake district» mit dem Derwent-Water, Windermere u. a., in Wales der Balasee. Die Flut ist an der Westküste am höchsten; im Solway-Firth und an der Severnmündung ist sie äußerst ungestüm und erreicht in letzterer eine Geschwindigkeit von 16 km in der Stunde und eine Höhe von 13‒14 m. An der Themsemündung ist sie gewöhnlich kaum 5 m hoch, nördlicher an der Ostküste etwas höher.

Geologisches. Die Linie, die Hochland und Flachland scheidet, trennt auch das geolog. alte E. von den jüngern Gebilden. Es finden sich die ältern Formationen vom Cambrium bis zur Kohle gefaltet, an diese lehnen sich die jüngern in typisch ungestörter Lage an. Cambrische Schichten finden sich in Nordwales (Penrhyn) und Shrewsbury; Silur und Devon sind in Cornwallis, Südwales und der Grafschaft Devon sowie in den Bergen Cumberlands verbreitet. Für die heutige äußere Gestaltung von Wales und Cornwallis sind zwei Perioden eruptiver Thätigkeit von großer Bedeutung geworden (z. B. im Cader Idris und Snowdon), während die Berge im allgemeinen den starken atmosphärischen Niederschlägen, die stets hier geherrscht haben, ihre sanften, gerundeten Formen verdanken. Das Kohlengebirge ist vorherrschend in den Penninischen Ber- ^[folgende Seite]