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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Essäer - Esseg
Papst verbotenen Übersetzung des Neuen Testa-
ments (Vraunschw. 1807; Sulzbach 18 w u. ö.,
gemeinsam mit seinem Vetter Karl van E.) folgte
die des Alten Testaments (2Tle., ^ulzbach 1822u. ö.)
sowie eine Gesamtausgabe der Bibel (ebd. 1840,
mit Wctzer). Die Einwände, welche von streng
kath. Seite gegen sein Zurückgreifen auf den Grund-
text erhoben wurden, und das in seiner Kirche herr-
schende Vorurteil gegen das Vibellesen der Laien
bekämpfte er u. a. in den Schriften: "Auszüge aus
den heiligen Vätern und andern Lehrern der kath.
Kirche über das notwendige und nützliche Vibel-
lesen" (Lpz. 1808; 2. Aufl., Sulzbach 1810) und
"Pragmatisch-kritische Geschichte der Vulgata im
Allgemeinen und zunächst in Beziehung auf das
Tridentinische Dekret, oder: Ist der Katholik gesetz-
lich an die Vulgata gebunden?" (Tüb. 1824; von
der Freiburger theol. Fakultät gekrönte Preisschrist).
E. besorgte auch Ausgaben der Vulgata (3 Bde.,
Tüb. 1822-24), der Septuaginta (Lpz. 1824) und
des griech. Neuen Testaments (Tüb. 1827).
Gfsäer, jüd. Sekte, s. Essener.
Ü882.i (frz., spr. essäh), s. Essay.
Gfsarts (spr. essahr), Charlotte des, geb. um
1580, wurde die Maitresse Heinrichs IV., dann die
des Kardinals von Lothringen, Ludwigs von
Guise, und heiratete, schon im vorgerückten Alter,
den Marschall de l'Höpital. 1633 wurde sie in die
Verschwörung Gastons von Orleans (s. d.) gegen
Richelieu verwickelt und auf ihre Güter verbannt,
wo sie 1651 starb.
Essay (engl., spr. cheh; srz. 688^i, d. h. Versuch),
kurze Abhandlung populärwissenschaftlichen oder
litterar. Inhalts. Es scheint, daß Bacon, der zuerst
die E. in die engl. Litteratur einführte (1597),
durch Montaigne dazu angeregt wurde, der in seinen
1580 gesammelten philos. Betrachtungen diese Gat-
tung bereits in vollendeter Form gepflegt hatte.
Von unmittelbaren Nachfolgern Vacons verdienen
Cowley, Drydenuno Temple besondere Erwähnung,
die ihm in Gedankenfülle weit nachstanden, an Leich-
tigkeit des Stils aber ihn übertrafen und sich sprach-
lich schon dem heutigen engl. Stile nähern, ferner
Defoe. Neu belebt wurde der E. durch Addison und
Steele, deren "^tl6i-))(1709),"8p6ct,awr)) (1711) und
"6uHräiaw> (1713) ibm zuerst die periodische Presse
eröffneten und durch die Besprechung der Zustände
des Tags einen bedeutenden Einfluß auf die Bil-
dung der Nation sicherten. Diesen vorzugsweise so
genannten Essayisten folgten in gleicher Richtung
Johnson im MknMer" (1750) und "läler" (1758),
Hawkesworth im "^äveuwrei-" (1752), Moore in
der "^Voriä" (1753), Colman und Thornton im
"00QQ0i336ur" (1754), Mackenzie im "^In-roi'" (1779)
und "I^onuZLr" (1785). Einzelne E. schrieben fast
alle bedeutenden Schriftsteller jener Zeit, Gold-
smith, Ehcstersield, Walpole, Warton u. a. Seine
letzte und gegenwärtige Gestalt gab dem E. seit
1802 die "^äindni'Fii liLvio^", der die "Hualwi-I^
Nevien" und andere Vierteljahrsschriften folgten.
Die äußere Form ist hierbei meist die einer Recen-
sion, doch giebt das angezeigte geistige Erzeugnis
nur den äußern Anlaß zu selbständiger Behand-
lung desselben oder eines verwandten Themas.
Dergleichen E. lieferten zuerst Sidncy Smith,
Brougham, Ieffrey, Southey, Coleridge; in stilisti-
scher Beziehung übertraf sie alle Macaulay. Neuere
Schriftsteller dicfer Richtung sind: de Quincey, Car-
lyle, I. S. Mill, N. W. Senior, Vulwer-Lytton,
Lord Stanhope,LordHoughton,JohnForster, Gold-
win Smith und Matthew Arnold; als einer der
genialsten ragt der Amerikaner Emerson hervor.
Unter den Deutschen waren die ersten Vertreter
Lessing, Iustus Möser, Herder; die deutsche Littera-
tur, die von jeher mehr eine erschöpfende Erörterung
als elegante Skizzen liebte, hat sich die Gattung des
E. nur langsam angeeignet, doch ist sie seit dem
Ausblühen des Feuilletons auch häusiger geworden.
Essayisten, s. Essay.
Etzback, s. Back.
Eßbare Erden, erdige Massen, die in manchen
Gegenden gegessen werden, z. V. die fette Erde,
welche nach dem Bericht A. von Humboldts die am
Oriuoco wohnenden Ottomaken verzehren. Der
Hauptbestandteil dieser E. E. sind lebende oder fos-
sile Bacillariaceen (s. d.), wie sie in dem sog. Verg-
mehl (s. d.) sich finden, das fast ausschließlich aus
den Kieselpanzern solcher Algen besteht. Sehr ver-
breitet ist der Gebrauch des Erdeessens auf dem boliv.
Hochland, wie von Tschudi (in den "Reisen dmck
Südamerika", V, 223) berichtet. Hier ist es eine
leichte weiße Thonerde, die in der Nähe von Oruro
gegraben wird und im Aymara den Namen i>1ia8li
führt. Sie wird entweder roh gegessen, oder wird
geschlämmt und zu den verschiedenartigsten Figuren,
Töpfchen, Krugen, Monstranzen, Heiligen, Madon-
nen, Zitberspielern u. dgl. geformt. Diese Artikel
werden auf dem Markte wie die übrigen Lebens-
mittel verkauft und befonders von der indian. Be-
völkerung zur Bereitung einer Art Sauce gebraucht
und mit gesottenen Kartoffeln gegessen. Außerdem
kennt man das Erdcessen vo:r den Negern von
Guinea, aus dem Indischen Archipel und an an-
dern Orten. Es scheint nicht, daß diese "Verirrung
des Nahrungstriebes" nachteilige Folgen hat.
Ehbare Nester, s. Indische Vogelnester.
Esjbouquet (frz., fpr. -bukeh, Abkürzung vom
cngl. 1^3861106 of Zouciuet), beliebtes Parfüm, das
man z. V. erhält, wenn man 2 KZ Veilchenwurzcl
mit 20 1 Weingeist extrahiert und 30 Z Rosenöl,
15 3 Neroli, 0,5 3 Mofchus und 1500 F Iasmin-
essenz hinzufügt.
Etzchen, Gewicht, s. Eschen.
ÜL83V (der substantivisch gebrauchte Infinitiv
des lat. Verbum 8um), das Sein; in seinem Esse
(für: u 80u 3.186) sein, soviel wie sich in dem seinen
Neigungen, Fähigkeiten u. s. w. entsprechenden Zu-
stande befinden.
Esse, s. Schornstein.
^88bÄa.rii, s. Gladiatoren.
Efseg, magyar. I^xök, kroat. 0^6k, königl.
Freistadt mit Municipium, Haupt- und bedeutendste
Industrie- und Handelsstadt von Slawonien und des
Komitats Virovititz, rechts an der Dräu, an der
Linie Großwardein-E.-Villcmy der Ungar. Swats-
bahnen, ist Sitz der Komitatsbehörden, einer königl.
Gerichtstafel, Finanzbezirksdireltion, Geniedirek-
tion, der Kommandos der 7. Infanterietruppen-
division und der 13. Infanteriebrigade sowie einer
Handels- und Gewerbekammer und besteht aus der
Festung, mit Fort auf dem linken User der Dräu und
von der Stadt durch einen 760 in breiten Zwischen-
raum getrennt und mit Schanzen und Basteien um-
geben, aus der Unter- und Oberstadt und aus der
Neustadt. Die Stadt hat schöne Hauptstraßen und
(1890) 19778 meist kath. E. (10657 Deutsche, 7118
Serben und Kroaten), darunter 1602 Griechisch-
Orientalische und 1378 Israeliten; in Garnison