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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ettlingen - Etty
reich zu untersuchen und den gewonnenen Pflanzen-
schatz zu bearbeiten. E. wurde 1854 Professor der
Botanik und mediz. Naturgeschichte an der Iosephs-
akademie in Wien und nach deren Aufhebung 1870
an die Universität Graz versetzt. 1878-80 wurde
er vom Britischen Museum in London zur Unter-
suchung der dortigen Sammlungen fossiler Pflanzen
berufen. E. veröffentlichte in den "Abhandlungen
der Geologischen Neichsanstalt" sowie in den "Denk-
schriften" und "Sitzungsberichten" der Wiener Aka-
demie eine Reihe Arbeiten, von denen hervorzuheben
sind: "Die Tertiärflorcn der österr. Monarchie"
(1851), "Die tertiäre Flora von Häring" (1852),
"Die Steinkohlenflora von Nadnitz" (1854), "Die
fossile Flora von Bilin" (1806, 1868, 1869), "Die
fossile Flora von Sagor" (1872), "Die fossile Flora
vonLeoben" (1888) und "über neue Pflanzenfossilien
aus den Tertiärschichten Steiermarks" (1893). Von
selbständigen Werken E.s sind anzuführen: "Photogr.
Album der Flora Österreichs" (Wien 1864, mit 173
photogr. Tafeln), "Die Blattfkelette der Dikotyledo-
nen" (ebd. 1861, mit 95 Tafeln in Naturselbstdruck),
"Die Farnkräuter der Ietztwelt" (ebd. 1865, mit 180
Tafeln in Naturselbstdruck), "Physiographie der
Medizinalpflanzen" (ebd. 1862) und mit Pokorny
ttlH^si'ot^ia plg.nt3,rliin miZti-iircarnm. Die Ge-
fäßpflanzen Österreichs in Naturselbstdruck" (2 Bde.
Text, 10 Bde. Kupfertafeln, ebd. 1856-73).
Gttlingen. 1) Amtsbezirk im bad. Kreis Karls-
ruhe, hat (1890) 22901 (11442 männl., 11459
weibl.) E., darunter 1797 Evangelische und 302 Is-
raeliten; 19 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Amts-
bezirks E., 7 km südlich von Karlsruhe, in 136 in Höhe,
am Eingang des romantischen Thals der Alb und an
der Linie Heidelderg-Vafel der Bad. Staatsbahnen
gelegen, mit Straßenbahn (2,70 km) nach dem Bahn-
hof, Sitz eines Bezirksamtes, Amtsgerichts (Land-
gericht Karlsruhe), zweier Bezirksforsteien, ist noch
teilweife mit alten Mauern umgeben und hat (1890)
6547 (3507 männl., 3040 weibl.) E., darunter 1550
Evangelische und 55,Israelitcn, Post zweiter Klasse,
tath. Schullehrerseminar, höhere Bürger- und Mäd-
chenschule, Gewerbeschnle, königl. Nnteroffizierfchule
iim Schloß), Vorschuß- und Sparverein, städtisches
Krankenhaus, private Heil-und Pflegeanstalt; Gas-
beleuchtung und Wasserleitung. Die merkwürdigsten
Gebäude find: das alte fürftl. Schloß, 1728-33 er-
baut, mit großem Garten auf dem Grunde eines
röm. Kastells, 1689 von den Franzofen niederge-
brannt und im Anfange des 18. Jahrh, neu gebaut,
die 1689 zum Teil erhaltene und wieder ausgebaute
kath. Pfarrkirche, die neue prot. Kirche, das Rat-
haus und das neue schöne Knabenschulhaus, vor
welchem ein schönes Kriegerdenkmal steht. Die Be-
völkerung betreidt Hopfen-, Tabak-, Obst- und
Weinbau, verbunden mit Viehzucht. Es bestehen
drei Papierfabriken, eine Aktien-Banmwollfpinnerei
und Weberei (1200 Arbeiter, 30000 Spindeln),
Sammctfabrik, Färberei, Bleicherei und Appretur-
anstalt, Pergament-, Kunstdüngerfabrik und 3 Kunst-
mühlen, 2 Essigfabriken und Viehmärkte. - E. ist
aus eiuer röm. Niederlassung hervorgegangen und
wird 788 urkundlich als Ediningom erwähnt; da-
mals bestätigte Otto I. dem Kloster Weißenburg das
Patronat und E. sein Marktrecht. 1227 kam E. durch
einen Güteraustausch mit Kaiser Friedrich II. an Ba-
den, dessen Markgrafen zeitweise die Pfarrrechte dem
Kloster Lichtenthal überliehen. 1459 wurde die Pfarr-
kirche in ein Stift verwandelt, das bis 1535 bestand.
Im 17. Jahrh, wurde E. zerstört, aber später wieder
aufgebaut. Im Spanifchen und Polnischen Erb-
folgekriege wurde E. bekannt durch die Ettlinger
Linie, die von hier bis zum Rhein gezogen wurde.
Bei E. wurde 9. und 10. Juli 1796 Moreau vom
Erzherzog Karl besiegt.
Gttmüller, Ernst Mor. Ludw., Germanist, geb.
5. Okt. 1802 zu Gersdorf bei Löbau in der fä'chs.
Oberlausitz, studierte 1823 - 26 zu Leipzig, habili-
tierte sich 1830 in Jena, ging 1833 als Profes-
sor der deutschen Sprache und Litteratur an das
Gymnasium zu Zürich und war dort zugleich, seit
1863 ausschließlich, an der Hochschule thätig. Er
starb 15. April 1877 in Unterstraß bei Zürich. Von
seinen zahlreichen Ausgaben mittelhochdeutscher
und mittelniederdeutscher Dichtungen sind heute
höchstens noch brauchbar "Heinrichs von Meißen
des Frauenlobes Leiche, Sprüche u. s. w." (Quedlinb.
1843) und "Heinrich von Veldeke" (Lpz. 1852). Da-
gegen hat E. in "8aiit 08^va1ä63 ledsn" (Zür. 1835).
den "Gudruuliedern" (ebd. 1841), in dein "^laei-e
vou fronn llkienon Lünen" (ebd. 1846), "Orcndcl
und Bride" (ebd. 1858) u. a. die Lachmannsche
Methode höherer Kritik und eigene willkürliche
kritische Grundsätze so unglücklich angewendet,
daß diese Arbeiten wertlos sind. Mehr Ertrag
brachten feine angelfächs. ("I^xicon kNAloZaxoni-
cum", Quedlinb. 1851) und altnord. Studien, die
er namentlich verwandte, um altgcrman. Sagen
und Dichtungen in Übersetzungen bekannt zu machen:
"Lieder der Edda von den Nibelungen" (Zür. 1837),
"Beowulf" (ebd. 1840), "Altnord. Sagenschatz"
(ebd. 1870). Die Form des Stabreims suchte E. auch
in einer selbständigen Dichtung "Deutsche Stamm-
könige" (ebd. 1844) wieder zu beleben, der er
(anonym) zwei humoristische Epen: "Karl d. Gr. und
das frank. Iungfrauenheer" (2. Aufl., ebd. 1847) und
"Das verhängnisvolle Zahnweh, oder Karl d. Gr.
und der heil. Goar" (ebd. 1852) folgen lieh. Sein
"Handbuch der deutschen Litteraturgeschichte" (Lpz.
1847) hat einen gewissen Wert dadurch, daß es die
angelsächs., altnord. und mittelniederländ. Poesie
mit berücksichtigt, während die novellistisch und
dialogisch eingekleidete Litteraturgeschichte "Herbst-
abende und Winternächte" (3 Bde., Stuttg. 1865-
67) verfehlt ist. ^gramm.
Gttogramma, ital. Bezeichnung für Hekto-
Gttolitro, ital. Bezeichnung für Hektoliter.
Gttometro, ital. Bezeichnung für Hektometer.
Gttrick, Kirchfpiel im füdl. Teil der fchott. Graf-
schaft Selkirk, im Thale des Flusses E., ist bekannt
durch den fchott. Volksdichter James Hogg (s. d.),
genannt der Ettrickfchäfer. - Ettrick Forest
ist ein alter Name der Graffchaft Selliik, im
16. Jahrh, ein Jagdrevier.
Gtty, William, engl. Maler, geb. 10. März 1787
zu York, besuchte feit 1807 die Akademie in Lon-
don, wo er Schüler von Lawrence war. Ein durch
eigenartige Farbenwirtuug Aussehen erregendes
Bild, Seefahrt der Kleopatra, begründete 1821 sei-
nen Ruf. Er liebte fcharfe Gegenfätze, blühende
Jugendtraft und Todesbläfse zusammenzustellen,
i^ein Hauptwerk, die Geschichte der Judith in drei
Bildern (1831), wirkte durch äußerst geschickt ange-
brachtes Helldunkel. E. war ein Meister in der
farbigen Wiedergabe des Fleifches, infolge der An-
wendung von Asphalt in der Farbe sind aber seine
Bilder jctzt schon fast alle zerstört. Minder bedeutend
ist er in seinen Landschaften. Er starb hoch gefeiert