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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fallopia - Fallrecht
und der Geschichte widmete. In Landshut studierte !
er anfangs Jurisprudenz, wandte sich aber dald
ganz der Geschichte, der klassischen Philologie und
Sprachkunde zu. Nachdem er die Freiheitskriege
mitgemacht hatte, erhielt er 1818 eine Lebrerstelle
erst am Gymnasium zu Augsburg, 1821 am Pro-
gymnasium zu Landshut, 1826 eine Professur am
neuerrichteten Lyceum daselbst. 1831 folgte F. der
Einladung des russ. Generals Grafen Ostermann-
Tolstoy zu einer Reise in den Orient. 1836 bereiste !
er das südl. Frankreich, ging dann nach Florenz, !
Rom und Pisa und brachte vier Jahre größtenteils
bei dem Grafen Ostermann-Tolstoy in Genf zu.
1840 unternahm er eine zweite Reise in den
Orient. Schilderungen aus diesen zweijährigen
Wanderungen erschienen zuerst in der "Allgemei-
nen Zeitung" und dann mit einer berühmten
Vorrede in den klassischen " Fragmenten aus dem
Orient" (2 Bde., Stnttg. 1845; 2. vermehrte Aufl.
in einem Bande mit Einleitung von G. M. Tbo^
mas, ebd. 1877). Von einer dritten Reise, die
er 1847 über Konstantinopel nach Palästina, Ey-
rien und Kleinasien unternahm, rief ihn 1848 die
Verleihung einer Professur der Geschichte an der
Universität München in die Heimat zurück. Von
München in die Deutsche Nationalversammlung
nach Frankfurt gewählt, nahm F. seinen Platz im
linken Centrum und folgte später dem Reste der Ver-
sammlung nach Stuttgart, was ihm den Verlust
seiner Professur zuzog.' Den Winter 1849 auf 1850
verlebte F., steckbrieflich verfolgt, in Appenzell und
St. Gallen, bis der Amnestieerlaß ihm im April
1850 die Rückkehr nach Deutschland gestattete. Er
bielt sich seitdem meist in München auf, wo er in
der Nackt vom 25./26. April 1861 starb.
Von F.s Arbeiten sind besonders hervorzuheben:
die von der Kopenhagener Gesellschaft der Wissen-
schaften gekrönte "Geschichte des Kaisertums Trape-
zunt" (Münch. 1831), "Originalfragmente, Chroni-
ken u. s. w. zur Geschichte des Kaisertums Trape-
zunt" (ebd. 1843-44) und die "Geschickte der Halb-
insel Morea im Mittelalter" (2 Bde., Stuttg. 1830
-36). Seine darin und später in den Untersuchungen
über "Das albanes. Element in Grieckenland" l3 Ab-
teil., Münch.1857-60) niedergelegte Ansicht über die
fast gänzliche Ausrottung des autochthonen Hellenen-
tums im Mittelalter und die großenteils slaw. Ab-
stammung der Neugriechen hat zu vielen litterar.
Streitigkeiten geführt und zahlreiche Gegenschrif-
ten hervorgerufen. F.s "Denkschriften" über Gol-
gatha und das Heilige Grab (1852) und über das
Tote Meer (1853) wurden aus den "Abhandlungen"
der Münchener Akademie besonders abgedruckt. Die
nach F.s Tode von Thomas besorgte Aufgabe seiner
"Gesammelten Werke" (3 Bde., Lpz. 1861) enthält
außer den "Neuen Fragmenten aus dem Orient"
auch polit. und kulturhistor. Aufsätze sowie litterar.
Kritiken.
Fallopia oderFalloppia, Gabriel,berühmter
Anatom, geb. 1523 in Modena, studierte unter den
größten Entbehrungen in Padua unter Vesalius
und wurde in seiner Vaterstadt Kanonikus. Er
machte Reisen nach Frankreich und Griechenland
und bekleidete nacheinander die Professur der Ana-
tomie zu Ferrara, Pisa und Padua, wo er auch die
Aufsicht über den botan. Garten hatte. F. starb
9. Okt. 1562. Die Anatomie bereicherte er mit
zahlreichen und wichtigen Entdeckungen, und einige
Teile des menschlichen Körpers, wie der Fall opi-
sche Gang (C3.ii3.1i8 ^aliopii, s. Gehirn), die
Eileiter oder Fallopischen Muttertrompeten
(Wda6 I^iiopii) u. a., wurden nach ihm benannt.
Seine "Opera, ^6nuiii3. omuia." erschienen zu Venedig
(3 Bde., 1606) und zu Frankfurt (1600).
Falloux (spr. -luh), Alfred Fre'deric Pierre,
Comte de, franz. Schriftsteller und Politiker, geb.
7. Mai 1811 zu Angers aus einer Familie, die
unter der Restauration geadelt, 1830 für königs-
treue Gesinnung in den Grafenstand erhoben wurde,
machte sich zuerst durch zwei Werke konservativ-ultra-
montaner Richtung bekannt, nämlich "i^ouiL XVI"
(Par. 1840; 6. Aufl. 1860) und die "lliLtoirk äe
?i6 V" (2 Bde., ebd. 1844; 3. Aufl. 1859). 1846
wurde er vom Depart. Maine-et-Loire in die Depu-
tiertenkammer gewählt, wo er sich zur Opposi-
tion der Rechten hielt und die Freiheit des Unter-
richts eifrig verteidigte. Nach der Februarrevolu-
tion von 1848 gehörte F. zu den ersten, die im
Interesse der Kirche die aus dem Aufstande her-
vorgegangene Staatsgewalt anerkannten. Nach der
Wahl Ludwig Napoleons zum Präsidenten wurde
er ins Ministerium des öffentlichen Unterrichts be-
rufen, in welcher Stellung er seine zehnmonatige
Amtsführung mit der Ausarbeitung eines organi-
schen Gesetzentwurfs über das Schulwesen bezeich-
nete, der zwar erst unter seinem Nachfolger zur
Durchführung gelangte, aber den Namen seinem
Urbebers behielt und dem kath. Klerus einen über-
wiegenden Einfluß auf die Schule sicherte. Beim
Herannahen des Staatsstreichs trennte sich iedoch
F. von der Politik Ludwig Napoleons gänzlich und
zog sich nach dem 2. Dez. 1851 auf seine Güter in
Anjou zurück, wo er sich fortan mit Landwirtschaft
beschäftigte. Am 26. März 1857 wurde er in die
Französische Akademie aufgenommen. 1871 lehnte
er zwar ab, in die Nationalversammlung zu treten,
beteiligte sich aber eisrig an den Versuchen, eine
Vcrsöhnuug zwischen dem Grasen von Chambord
und den Orleans zu stände zu bringen. Dies
führte zu einem völligen Bruch zwischen ihm und
seiner Partei, besonders nachdem er sich im land-
schaftlichen Verein zu Segrö für das Septennat und
die Verlängerung der Gewalten des Marschalls
Mac-Mahon erklärt hatte (Sept. 1873). Seitdem
lüelt sich F. von der Politik gänzlich fern. Er starb
7. Jan. 1886 zu Angers. Von seinen Schriften sind
zu erwähnen: "1^6 parti catkolicius, e6 hii'ü a 6t6,
c6 Hu'ii 68t äevkrm" (Par. 1856), "8ouv6uir3 cis
oüarite" (ebd. 1857), <M3.aiz.ni6 8^v6tedin6, 83, vi6
6t 868 wuvrez" (2 Bde., ebd. 1860; deutsch Regensb.
1860), "1^3. hU68ti0n ita.Ü6nn6" (1860), "I)ix 3.113
^'aFricnItur6" (1863), "1^3. Convention ä"i 15 86p-
t6nidl6'> (1864), "Itin6r3.ii'6 ci6 ^urin ü.Iioni6"
(1864), "Hu68tion8 moii3.rciii(iu63,I6ttr68 3.N. I^u-
i-6iiti6" (1873), "^uFii3tw Oockin" (1874); außer-
dem veröffentlichte er eine Sammlung von "I^6tti-63
ä6 51"" 8^6tc1iw6" (2 Bde., 1862; 5. Aufl., 3 Bde.,
1881) und "Xouv6i1e8 ietti-68 ä6 N^ 8^otcniQ6"
(1875). Seine Denkwürdigkeiten erschienen u.d.T.
"N6M0ir68 ä'uu i-o^Ust"" (2 Bde., Par. 1887). -
Vgl. Du Saussois, 1.6 coiM6 äo ^. (Par. 1886);
Veuillot, 1^6 C0NU6 ä6^. 6t 868 ni^inoi^L (ebd. 1888).
Fallraum, s. Fall.
Fallrecht (^113 r6ea.ä6utia6 oder rtivolutiouilz),
der früher besonders in Schwaben und Franken,
außerdem aber auch in nördlichern Gegenden geltende
Rechtssatz, nach welchem der Nachlaß eine^ ohne
letztwillige Verfügung und ohne Abkömmlinge Ver-
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