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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Faltenwurf; Faltenzahn; Falter; Faltsch; Faltschi; Faltstuhl; Falu-Län; Falun; Faluner Brillanten; Falunīt; Falva; Falx; Falz

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Faltenwespen – Falz

Faltenwespen oder Wespen im engern Sinne (Vespidae), eine Familie der stacheltragenden Hautflügler (s. d.), mittelgroß bis groß, meist schwarz und gelb gezeichnet, die Vorderflügel der Länge nach faltbar, was besonders charakteristisch ist. Sie nähren sich von süßen Säften, Obst, andern Insekten, auch wohl vom Fleisch größerer Tiere. Man unterscheidet 1) die hauptsächlich in wärmern Ländern lebenden Schmarotzerwespen (s. d., Massarinae); 2) die einzeln lebenden Mauerwespen (Eumeninae). Sie legen ihre meist röhrenförmigen Nester in Lehmmauern, alten Pfosten u. s. w. an, bringen in jeder Zelle ein Ei und eine Anzahl durch einen Stich gelähmter Insektenlarven als Futter für die Larve unter und verschließen dann die Zelle; 3) Die gesellig lebenden Papierwespen (Vespinae). Das Nest der letztern findet sich in Erdhöhlungen, hohlen Bäumen oder frei an Baumzweigen, Mauern u. dgl. befestigt. Es besteht aus einer papierartigen Masse, die aus zerkautem Holz bereitet wird, und setzt sich aus einer größern Anzahl von wagerecht gelagerten Waben mit nach unten offenen regelmäßig-sechskantigen Zellen zusammen. Außen ist es oft mit einer rundlichen Hülle umgeben. Das Nest wird im Frühjahr von einem überwinterten Weibchen begonnen, das zunächst nur Arbeiterinnen erzieht. Diese setzen den Bau fort, füttern und pflegen die Larven, während das alte Weibchen sich nur noch mit Eierlegen beschäftigt. Der Bau und die Zahl der Bewohner wächst auf diese Weise während des Sommers außerordentlich schnell. Erst gegen Ende des Sommers werden auch Männchen und Weibchen erzogen. Die Weibchen werden befruchtet und überwintern, um im nächsten Frühjahr ein neues Nest zu gründen, während alle übrigen Tiere mit Beginn des Winters sterben. In Deutschland gehören zu den häufigsten Arten die deutsche und die gemeine Wespe (Vespa germanica F. und vulgaris L., s. Tafel: Insekten Ⅱ, Fig. 3), die Hornisse (s. d.) und die Feldwespe (Polistes gallica L.) mit kleinerm Neste ohne Hülle. Hierher gehört auch Polybia sedula Sauss. (s. Tafel: Insekten Ⅰ, Fig. 2) aus Brasilien.

Faltenwurf, s. Gewand.

Faltenzahn, s. Ptychodus.

Falter, soviel wie Schmetterling; dann speciell eine Familie der Tagschmetterlinge.

Faltsch, Faltosch, Fallsche, moldauisches Feldmaß = 2880 Quadrat-Stingene = 141 a.

Faltschi, s. Falciu.

Faltstuhl, Klappstuhl (mittellat. faldistolium, daraus frz. fauteuil), eine Form des Stuhles oder Sessels, bei der die Stäbe der Füße und Seitenteile sich kreuzen und, in der Kreuzung durch einen Querstab verbunden, um diesen Stab beweglich sich zusammenklappen lassen. Die einfache Form des F. war schon dem Altertum bekannt und diente bei den Römern als die Form des Curulischen Sessels (s. Tafel: Elfenbeinarbeiten, Fig. 5). Auf den mittelalterlichen Darstellungen ist sie überaus häufig, sowohl auf den Miniaturen wie auf Siegeln und sonst. Die sich kreuzenden Stäbe sind häufig unten als Tatzen, oben als Löwenköpfe gestaltet. In dieser Gestalt war der F. ein Thron, der Ehrensitz fürstl. Personen, von Bischöfen, Äbten, Äbtissinnen u. s. w. Der älteste erhaltene F., der aber nur die Form entlehnt hat und übrigens steif ist, weil aus Erz gebildet, ist der im Louvre zu Paris befindliche sog. Thron des fränk. Königs Dagobert. Besonders interessant durch sein hohes Alter sowie durch seine schöne Verzierung in Bronze und Elfenbein ist der Thronsessel der Äbtissinnen im Kloster Nonnberg in Salzburg aus dem 13. Jahrh. Im 14. und 15. Jahrh. erhielt der F. reichere Verzierung in Schnitzerei oder Marquetterie, wurde aber steifer, minder beweglich und meist mit einer niedrigen Rücklehne versehen. F. dieser Art sind noch aus dem 16. Jahrh. erhalten.

Falu-Län, s. Dalekarlien.

Falun, Stadt in der schwed. Landschaft Dalarna (Dalekarlien, s. d.), Hauptstadt des Kopparbergs-Län, liegt in einem Thale auf beiden Seiten eines Baches an dessen Ausfluß in den Runnsee und an den Linien Gefle-F.-Rättvik und F.-Domnarfvet-Göteborg der Schwed. Privatbahnen. F. ist Sitz des Landeshauptmanns und eines deutschen Konsularagenten, besteht aus neun Stadtteilen, ist seit dem Brande von 1761 regelmäßig angelegt, aber infolge des Hüttenbetriebes von düsterm Ansehen. Die Stadt hat (1891) 8085 E., zwei Kirchen, Taubstummenstalt und eine höhere Schule. Die 1822 gestiftete Bergakademie, seit 1860 von der Vereinigung der Bergwerksbesitzer unterhalten, mit Laboratorium und Sammlungen, befindet sich jetzt in Stockholm und ist durch eine Bergschule ersetzt. F. ist berühmt durch das Kupferwerk, das ehemals reichste Kupferwerk in ganz Schweden und vielleicht an Ausdehnung das größte der Erde. Die Grube Falu grufva oder Stora Kopparberget, 1,3 km im SW. der Stadt gelegen, besteht aus einer offenen Pinge, Stöten genannt, einem Abgrunde, der im 17. Jahrh., namentlich 1687, durch den Einsturz alter Grubenbaue entstand und durch Erdrutsche 1833 und 1876 erweitert wurde. Die Grube ist 385 m lang, 211 m breit und 96 m tief, sodaß die Bergleute an den meisten Stellen bei Tageslicht arbeiten konnten. Unten am Boden, den ungeheure Schutthaufen bedecken, befinden sich die Eingänge zu den tiefern, jetzt im Betriebe stehenden Gruben. Die Maschinen werden durch Wasserkraft getrieben. Seit 1616 ist das Bergwerk im Besitz einer Aktiengesellschaft, deren Kapital sich auf 1200 Aktien im Werte von je 4000 Kronen verteilt, der auch Wälder, Eisenbrüche und 60‒70 Hoch- und Schmelzöfen der Umgegend gehören. Die Ausbeute an Kupfer war früher viel bedeutender als jetzt; sie betrug 1650, wo das Bergwerk zu F. in seiner Blüte stand, über 27000 Ctr., 1891 aber nur 271200 kg Garkupfer. Außerdem wird Gold (1891: 107 kg) und Silber (303 kg) sowie Schwefel und viel Vitriol gewonnen. Auch sind mit der Kupfergrube eine Schrotfabrik sowie Anstalten zur Bereitung von Vitriol, Schwefel und Braunrot verbunden. 1716 fand man in einer Tiefe von 134 m die in den vitriolischen Gewässern unversehrt gebliebene Leiche eines 1670 verschütteten jungen Bergmanns, welchen ein altes Mütterchen als ihren einstigen Bräutigam erkannte; H. Heine benutzte den Stoff zu einer Ballade, E. T. A. Hoffmann zu einer Novelle.

Faluner Brillanten, Faluner Diamanten, Zinnbrillanten, der starkglänzende, diamantähnliche Zinnschmuck der Theatergarderobe, bestehend aus einer Legierung von 29 Teilen Zinn und 19 Teilen Blei.

Falunīt, s. Cordierit.

Falva (ungar.), Dorf; häufig in zusammengesetzten ungar. Ortsnamen.

Falx (lat.), Singular von Falces (s. d.).

Falz, eine bei Holz- und Blechverbindungen sowie bei Verschlüssen vorkommende Vertiefung oder