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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Feldgestänge - Feldhüter
Verlader festgehalten, ist in der Einführung eines
Hinterladers als Feldgeschütz begriffen.
Man legt bei den F. großen Wert auf eine ge-
streckte Flugbahn der Geschosse und bedeutende
Treffsicherheit. Mit den bei verschiedenen Staaten
eingeführten rauchschwachen Pulversorten können die
Anfangsgeschwindigkeiten noch mehr als bisher ge-
steigert werden; doch ist vorläufig meist davon Ab-
stand genommen, um die Lafetten nicht zu sehr anzu-
strengen. Material und Aufbau des Rohrs wirken
auf eine größere Widerstandsfähigkeit gegenüber den
vermehrten Ladungen hin, ebenso die Verbesserungen
in der Verschlußkonstruktion; die innere Einrichtung
der Rohre begünstigt mehr als bisher die Treff-
sicherheit. Die Unterschiede der verschiedenen Sy-
steme der F. bestehen in der besondern Bestimmung
des Ladungsverhältnisses, in der Konstruktion der
Züge, im Rohrmaterial und in der Verschlußein-
richtung. Das Rohrmaterial ist teils Stahl, teils
Hartbronze; die Verschlüsse entweder Rund- und
Flachkeilverschlüsse oder Schraubenverschlüsse. Für
die eigentlichen F. hat man vielfach noch zwei
Kaliber, das schwere für die fahrenden Batterien
oder einen Teil derselben, das leichte für die reiten-
den und den Rest der fahrenden Batterien. Doch
macht sich jetzt mehr als sonst das Streben nach
einer Einheitlichkeit der Kaliber geltend; Deutsch-
land ist in dieser Beziehung durch Abschaffung des
leichtern Kalibers von 7,87 cm vorangegangen'
Österreich wird bald nachfolgen. Im deutfchen und
rufs. Heere hat man ummantelte Stahlgeschütze mit
Rundteilverschluß; dort das Kaliber 8,8 ein, in
Rußland 8,7 und 10,7 cm. Das Feldgeschütz der
reitenden Artillerie hat in Rußland mit dem leich-
ten der Fußartillerie gleiches Kaliber, aber infolge
verminderter Seelenlänge geringeres Rohrgewicht.
Österreich-Ungarn hat F. von Hartbronze vom Ka-
liber 7,5 und 8,? cni mit Flachkeilverschluß, Italien
die gleichen Kaliber, ebenfalls in Hartbronze, aber
mit Rundkeilverschluß, ein Teil der 8,7 cm-Rohre
ist in Stahl. Frankreich hat Stahlrohre mit Schrau-
denverschluß vom Kaliber 80 und 90 min (als Po-
sitionsgeschütze auch solche von 95 mm). Die neuen
F. von Großbritannien haben ein stählernes Kern-
rohr mit ebensolchem Mantel und Schraubenver-
ichtuß. Dem Geschoßgewicht nach sind sie 12-Pfün-
der. In neuester Zeit ist in den meisten Staaten
das Bestreben vorhanden, ein Schnellfeuergeschütz
mit möglichst aufgehobenem Rücklauf in die Feld-
artillerie einzuführen. (S. auch Geschütz.)
Feldgestänge, in horizontaler, ansteigender oder
geneigter Richtung parallel untereinander hinlau-
fende Stangen, die in gewissen Abständen durch
vertikale, an einer Achse schwingende Balken (Kunst-
schwingen) gelenkartig verbunden sind und dazu
dienen, die Bewegung eines Motors, meist eines
Wasserrades, auf große Entfernungen mittels Kur-
bel und Pleuelstange zu übertragen, indem die
letztere in die erste Schwinge eingreift und derselben
beim Umgang des Wasserrades eine hin und her
schiebende Bewegung erteilt. (S. Tafel: Berg-
bau III, Fig. 3.)
Feldgewaltiger, s. Generalgewaltiger.
Feldgottesdienft, der von einem Militärgeist'
lichen vor den Truppen abgehaltene Gottesdienst im
Freien, im Kriege vor und nach Schlachttagen üblich.
Feldgraswirtfchaft, s. Koppelwirtschaft.
Feldgrille ((^rv11u3 (Ninp68trj8 !>.), eine 20
bis 25 mm lange, glänzend schwarze Grille (s. d.),
die an sonnigen Abhängen in selbstgegrabenen
Löchern lebt. Im heißen Sonnenschein zirpen die
Männchen, am Eingänge ihres Loches sitzend, laut
und unermüdlich.
Fcldhauptmann, zur Zeit der Landsknechte Be-
! feblshaber von Regimentern, größcrn Kriegshaufen
und ganzen Kriegsvölkern. Frundsberg war F.,
auch Wallenstein und Tilly werden von ihren Zeit-
genossen vielfach als Feldhauptleute bezeichnet. -
Über die Feldhauptleute im mittelalterlichen Rom
s. Okpitkui.
Feldherr, der Oberbefehlshaber eines kriegfüh-
renden Heers oder einer größeren Heeresabteilung,
der auf einem besondern Kriegsschauplatz selbstän-
dige Aufgaben zufallen. Das Symbol des Feldherrn-
tums ist der Feld Herrn stab (f. Kommandostab).
Feldhetman (poln. poln? Ketman), im ehe-
maligen poln. Heere ursprünglich der Feldherr, der
die Landesgrenzen gegen die Einfälle der Tataren
zu verteidigen hatte, später der dem Großhetman
beigegebene Unterfeldherr. (S. Hetman.)
Feldheuschrecken oderSchnarrheuschrecken
l^.ci-idiäa.e), eine Familie der Geradflügler (s. d.) in
engerm Sinne, haben seitlich zusammengedrückten
Körper, ziemlich kurze, höchstens 24gliedrige Fühler,
mit dicken Schenkeln versehene Hinterbeine (Spring-
beine) und dreigliedrige Füße. Die Flügeldecken (Vor-
derflügel) sind, wo sie vorhanden sind, lang und
schmal, erscheinen aber ebenfo wie die Hinterflügel
öfters verkümmert. Am ersten Hinterleibsring findet
sich jederseits ein Gehörorgan in Form einer mit einer
' zarten Haut überspannten Grube. Die Männchen
^ bringen durch Streichen einer fein gezahnten Leiste
! ihrer Hinterschenkel gegen eine vorspringende Ader
, der Flügeldecken zirpende Töne hervor. Die F. leben
auf Feldern und Wiesen und nähren sich ausschließ-
lich von Pflanzenstoffen. Sie sind im Spätsommer
und Herbst vollständig entwickelt. Die Eier, in Hau-
fen abgelegt, überwintern und liefern im Frühjahr
die ungeflügeltcn Larven, die sich im Laufe der war-
men Jahreszeit zum vollkommenen Insekt entwickeln.
Manche Arten treten unter Umständen in großen
Scharen auf und richten dann furchtbare Verhee-
rungen auf den Feldern an, so namentlich die Wan-
derheuschrecken (s. d.). Es giebt, besonders unter
den tropischen F. sehr schön gezeichnete Arten (z.B.
NIwinHl6H mil68, s. Tafel: Insekten I, Fig. 6), bei
denen, wie auch bei der einheimischen bekannten
Okäipoäa mimatÄ ^a?l., auf den Hinterflügeln Rot
Feldhuhn, s. Rebhuhn. ^vorherrscht.
Feldhühner (?eräiciu3.6), eine Unterfamilie
der Rauchfußhühner (s. d.), welche sich durch den
an der Spitze hakenförmig übergebogenen Schna-
bel, die spaltenförmigen Nasenlöcher mit unbe-
fiederten Decken, den kleinen Warzenfleck über den
Augen, die kurzen abgerundeten Flügel mit harten
Schwingfedern und durch die unbefiederten Läufe
und Zehen unterscheidet. Man teilt heute die Gruppe
in einige 20 Gattungen mit über 100 Arten, welche
über ganz Europa, ganz Afrika mit Madagaskar,
Asien und über die austral. Region bis Neuseeland
verbreitet sind. Zu ihnen gehören unter andern die
echten F., wie das Red-, Rot- und Steinhuhn, die
Wachtel und die Franlolinhühner. (S. die betref-
fenden Artikel.)
Feldhüter, Flurschützen, von Gemeinden oder
Grundbesitzern angestellte Personen, welche die Feld-
mark zu beaufsichtigen und für Wahrung der feld-
polizeilichen Vorschriften (s. Feldpolizeigesetzgebung)
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