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Fingerkrampf – Finiguerra
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Fingerhut'
ambigua
Murr.), ebenfalls in Deutschland einheimisch, mit unten
seidenhaarigen Blättern und blaßgelben oder schwefelgelben Blumen,
Digitalis ferruginea
L., im Orient heimisch, mit meist rispenartig geordneten Trauben, graulich rostfarbigen Blumen. Alle Arten
enthalten ein starkes Gift, das
Digitalin (s. d.). Zur Herstellung desselben
werden besonders der Samen und die Blätter des roten F. verwendet; die Blätter sind als
Folia digitalis purpureae
offizinell, da das Digitalin in kleinen Mengen ein wichtiges Heilmittel bildet.
Fingersatz, Applikatur, die geregelte Verteilung der beim Spielen eines Instrumentes
beteiligten Finger auf die Noten. Die Beherrschung des F. ist bei Blas- und Streichinstrumenten nötig, besonders wichtig aber bei den Tasteninstrumenten, da
diese mit den Fingern allein zum Tönen gebracht werden. Der F. ist daher bei Klavier und Orgel zu einer großen Kunst ausgebildet und nimmt einen erheblichen
Teil des Unterrichts in Anspruch. Die fünf Finger werden durch die Zahlen 1 bis 5 bezeichnet. Die Engländer zählen die Finger von 1 bis 4 und geben den
Daumen durch ein + an; früher wurde der Daumen meist durch 0, seltener durch + bezeichnet. Diese besondere Bezeichnung des Daumens hängt damit
zusammen, daß noch früher (bis in die erste Hälfte des 18. Jahrh.) der Daumen überhaupt beim Spiel nicht benutzt wurde.
Fingersprache, die Darstellung der Buchstaben des Alphabets durch Bewegungen der Finger oder der Hand. Die alten Römer
bedienten sich der Finger namentlich, um Zahlengrößen auszudrücken. Später wurde die F. in Klöstern sehr beliebt und weiter ausgebildet. Von Bedeutung
wurde sie, als sie Abbé de l’Epée in seiner Methode des Taubstummenunterrichts verwendete. In den Anstalten dagegen, die nach deutscher Methode
unterrichten, ist sie nie zur Geltung gekommen, und neuerdings wird sie auch in Frankreich, Italien, Spanien, England und Amerika weniger angewendet, da
auch dort die Lautsprache mehr gepflegt wird, die F. aber deren Anwendung nur hindert. Das bekannteste Fingeralphabet veröffentlichte zuerst der Spanier
Bonet 1620, der es einer Schrift Johann Baptista Portas, «De furtivis litterarum notis» (Die Geheimsprache, Neap. 1602),
entnahm. (S. Taubstummenunterricht.)
Fingersteine, volkstümliche Benennung der Belemniten (s. d.).
Fingertier oder Aye-Aye (Chiromys madagascariensis
Desm., s. Tafel: Halbaffen II, Fig. 2), eins der merkwürdigsten und interessantesten Säugetiere
aus der Ordnung der Halbaffen (s. d.), wurde zuerst von Sonnerat aus Madagaskar nach Europa gebracht und blieb lange ein zoolog.
Rätsel, bis weitere Exemplare eine genauere Untersuchung ermöglichten. Es ist ein 45–50 cm langes Tier mit ebenso langem buschigem Schwanz, breitem
Kopf, kleinen Nachtaugen mit runder Pupille und rötlicher Iris, sehr großen, nackten Ohren und rötlichgrauem feinwolligem Pelz. Die hintern Extremitäten sind
länger als die vordern, mit Händen, deren freibeweglicher Daumen einen Plattnagel trägt. Die Vorderbeine dagegen enden in jene sonderbaren, überaus lang-
und dünnfingerigen Pfoten, denen das Tier seinen Namen verdankt. Die Weibchen tragen zwei Zitzen am ↔ Bauche, keine an der Brust. Das
Gebiß des F. ist beim erwachsenen Tiere infolge einer Sonderanpassung höchst eigentümlich entwickelt, insofern die zwei großen, vorstehenden
Schneidezähne des Ober- und Unterkiefers und der Mangel von Eckzähnen das Gebiß eines Nagetieres vortäuschen. Es hat dies lange die systematische
Stellung des Geschöpfes verdunkelt, bis man das Milchgebiß der jungen Tiere mit seinen vier Schneide- und zwei Eckzähnen kennen lernte und damit den
Halbaffencharakter erkannte. Das F. ist ein überaus lichtscheues, langsames Geschöpf, das nach neuern Beobachtungen sich vom Marke des Bambus und
Zuckerrohrs, aber auch von Insektenlarven ernährt, die es durch Abnagen der Baumrinden bloßlegt und mit dem dünnen Mittelfinger hervorholt. Es führt eine
vollkommen nächtliche Lebensweise. – Vgl. Owen, On the Aye-Aye (in den
«Transactions of the Zoological Society of London», Bd. 2); Peters, Über die Säugetiergattung
Chiromys (Berl. 1866).
Fingieren (lat.), erdichten, aussinnen, vorgeben; davon Fiktion (s. d.).
Fingierter Wechsel, bisweilen Bezeichnung eines auf eine fingierte Person gezogenen oder eines mit mehrern Unterschriften
nichtexistierender Personen versehenen Wechsels, der betrügerisch so ausgestellt ist, um dem Giranten den Schein von außer ihm haftenden Hintermännern
zu geben und das Diskontieren zu erleichtern. Fingierter Rückwechsel wurde früher der Wechsel genannt, welchen der
Regreßnehmer auf den Regreßpflichtigen nach dem Kurse zog (Art. 53 der Deutschen Wechselordnung) und an seinen Commis oder eine andere
untergeschobene Person girierte, ohne von dieser Zahlung erhalten zu haben; oder ein Rückwechsel, welchen der Bezogene gar nicht einzulösen brauchte,
dem vielmehr der Regreßnehmer die Regreßsumme in Rechnung gestellt hatte. Man glaubte, daß durch diese Manöver betrügerische Kursgewinne erzielt
würden, weshalb fingierte Rückwechsel in manchen Wechselordnungen verboten waren. (Vgl. Treitschke, Encyklopädie der Wechselrechte, Lpz. 1831, Bd. 2,
S. 426.) Da nach der Deutschen Wechselordnung Art. 50, 51, nach Schweizer Obligationenrecht Art. 768, 769 die Regreßsumme auch ohne Rückwechsel nach
dem Kurse zu zahlen ist, so hat für Deutschland und die Schweiz ein fingierter Rückwechsel keine Bedeutung.
Fingo, Name eines Kaffernstammes in Kapland oder vielmehr der Überreste mehrerer Stämme, welche gegenwärtig, gegen
152000 Köpfe stark, nordöstlich vom Keiflusse wohnen. Sie haben zum guten Teil europ. Kultur und das Christentum angenommen; Aus- und Einfuhr
betragen jährlich gegen 3 Mill. M. Ursprünglich am Tugela in Natal ansässig, wurden sie von dem Zulufürsten Tschaka nach Südwesten vertrieben, gerieten im
Lande der Galeka am Keiflusse in deren Sklaverei und riefen darauf die Kapregierung um Hilfe an. Diese befreite sie 1834 und gab ihnen das Land Peddie am
großen Fischfluß. Als die Galeka 1858 wegen fortwährender Räubereien endlich aus ihrem Territorium verjagt worden waren, überließ man dieses den F. zur
Ansiedelung; es wurde 1875 als Transkeidistrikt (s. d.) der Kapkolonie förmlich einverleibt.
Finigŭerra, Maso, eigentlich Tommaso di F., ital. Bildhauer und
Goldarbeiter, dem einige
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 804.