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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fischer (Ludwig Hans) - Fischerei
Als Mitglied der nationalliberalen Fraktion zählte
er nicht selten zu der schutzzöllnerischcn Minder-
heit seiner Partei.
Fischer, Ludwig Hans, Maler und Radierer,
geb. 2. März 1848 In Salzburg, lernte seit 1869
auf der Wiener Akademie nnter den: Landschafts-
maler von Lichtenfels die Malerei sowie bciIacoby
und Unger die Radierkunst. Nachdem er dann Italien,
Nordasrika, Kleinasien, Spanien und Indien bereist
hatte, ließ er sich in Wien nieder. Von seinen Öl-
gemälden sind hervorzuheben: Heimkehr griech.
Piraten (1874), Hof eines arab. Hauses (1876),
Arabisches Serail in Tunis (1879), In der (^tein-
wüste von Iudä'a (1880), Palmenwald bei Mem-
phis (1882), Ansicht von Jerusalem (1886), Chamsin
bei Theben in Ägypten (1888). 1889 schnf er einige
Gemälde für das Hofmuseum in Wien; es folgten
dann: Das Goldene Horn (1890), Mondnacht in
der Wüste (1891), Wald am Himalaja (1892), Wald-
partie auf Ceylon, fowie histor. Landschaften ans
Österreich-Ungarn. Besonders zu erwähnen sind
eine Reihe von Aquarellen ans Indien und Ägyp-
ten, wie der Künstler überhaupt viel dazu beige-
tragen hat, Interesse für die Aquarellmalerei zu er
regen. Er gründete 1889 den Wiener Aquarellisten-
klub und radierte auch einiges nach Canaletto und
Gaspar Ponssin.
Fischer, Martin, Bildhauer, geb. 1740 zu Ve-
bele im Allgäu, kam nach Wien, wo er als Aka-
demieprofessor 27. April 1820 starb. Er wurde
Schüler Schletterers und wandte sich im Anschluß an
Raphael Donner im Gegensatz zum Barockstil mehr
der Antike und dem Naturstudium zu. Doch haben
seine sorgfältig durchgearbeiteten Werke einen trock-
nen Zug. Seine zahlreichen Arbeiten, besonders
Brunnenfiguren, meist aus weichem Metall (einer
Mischung von Zinn und Blei), schmücken Plätze,
Kirchen und Gebände in Wien. Sein edelstes Werk
ist der Moses auf dem Franziskanerbrunnen, ferner
die Hygieia iu der Alservorstadt, die heil. Marga-
reta ebendort, der Springbrunnen vor dem Schlosse
in Schönbrunn, endlich seine ausgezeichnete ana-
tom. Aktfigur in der Akademie.
Fischer, Otto, Chemiker, geb. 28. Nov. 1852
zu Euskirchen, studierte in Berlin, Bonn und Straß-
burg Chemie, habilitierte sich 1878 in München,
wurde 1884 uach Erlangen berufen und dort 1885
der Nachfolger seines Vetters Emil F. (s. d.). Seine
zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten liegen zumeist
auf dem Gebiete der organischen Farbstoffe, nament-
lich der Zunächst gemeinschaftlich mit Emil F. bear-
beiteten Triphenylmethanabkömmlinge. 1881 fand
er in dem Kairin das erste künstliche Fiebermittel.
Fischer, Theobald, Geograph, geb. 31. Dez.
1846 zu Kirchsteitz bei Zeitz, studierte zu Heidelberg,
Halle, Bonn und Wien Geschichte, Botanik und
Geographie. Er bereiste 1868-76 den grüßten Teil
von Mittel- und Südeuropa, später auch Nordafrika,
habilitierte sich 1876 in Bonn für Geographie, wurde
1879 Professor in Kiel und 1883 in Marburg. F.
schrieb: "Beiträge zur physischen Geographie der
Mittelmeerländer, besonders Siciliens" (Lpz. 1877),
"Studien über das Klima der Mittelmeerländer"
(Ergänzungsheft Nr. 58 zu "Petermanns Mittei-
lungen", Gotha 1879), "Die Dattelpalme" (ebd.,
Nr. 64, 1881), "Norwegen, ein geogr. Charakter-
bild" (in der "Sammlung von Vortragen", Heidelb.
1884), "IvHeeoIta. äoi inapponionäi 6 cai't6 nautielio
6kl XIII ^1XVI Fscolo" (10 Kartenwerke in 79 Blät-
tern, Vened.1881), "Beiträge zur Geschichte der Erd-
kunde und der Kartographie in Italien im Mittel-
alter" (ebd. 1886), "Die südeurop. Halbinseln" <m
"Unser Wissen von der Erde", hg. von A. Kirchbon,
Bd. 3, Prag 1893), "Italien, eine länderkundliche
Skizze" (Hamb. 1893).
Fischer-Achten, Karoline, Sängerin, geb.
29. Jan. 1806 zu Wien, wnrde 1827 für die Hofoper
engagiert. 1830 heiratete sie den Bassisten Fried-
rich Fischer (geb. 6. Juni 1809 zu Preßburg,
gest. 10. April 1871 zu Graz), machte dann Gast-
reisen, wurde 1832 Mitglied des Frantsurter Thea-
ters, 1836 auf Lebensdauer für das Vraunschweiger
Hoftheater engagiert und zog sich dann, 1853 pen-
sioniert, nach Graz zurück. Sie besaß eine schone,
durch großen Umfang ausgezeichnete Stimme.
Fischer von Erlach, s. S. 836d und 837a.
Fischer von Waldheim, s. ^. 837 ^.
Fischerei, der gewerbsmäßige Fischsang. Die
Technik der F. ist in neuerer Zeit bedeutend ver-
vollkommnet worden, namentlich dadurch, daß an
Stelle der schweren, aus Hanf und von den Fischern
selbst verfertigten Netze viel leichtere baumwollene
getreten sind, welche in Fabriken hergestellt werden.
Abgesehen von der Angclfischerei is. d. und Leinen-
sischerei) wird der Fischfang uüt Netzen oder netz-
artigen Fanggcräten betrieben (s. Netzfischerei).
Die Binnenfischerei in den süßen Gewässern
ist die leichteste, mit Angel, Hamen, Stell-und Zug-
netzen betriebene Art der F.; in höchster Blüte steht
sie in China, Sibirien, Rußlands Schweden, Groß-
britannien und Frankreich: in Deutschland steht
Ostpreußen in erster Linie. Ihre wichtigsten Gegen-
stände sind in Flüssen die verschiedenen Störarten
(in Rußland fängt man jährlich über 2 Mill. ^
Störe uüt einem Ertrag von über 5 Mill. Rubel)
und die lachsartigen Fische (namentlich in den sibir.
Strömen, in Nordamerika und in Großbritannien,
wo der Ertraa, der Lachsfischereien jährlich allein
12 Mill. M/beträgt), ferner Maisische (Alsen),
namentlich der amerik. Ehad, Aale, Nasen, Stinte
und Neunaugen. In Landseen fängt man, wie im
nördl. Deutschland und südl. Schweden, vornehm-
lich den Brachsen, im Ladogasee, den Alpen-und
einigen norddeutschen Seen die Maränen, Renken
oder Felchen. In kleinern Seen und Teichen bilde:
neben Karauschen, Weißfischen, Schleihen, Hechten
und Sandern der Karpfen den Hauptgegenstand des
Fanges und zugleich den einer rationellen Teichwirt-
schaft (s. d.). In schnellfliehenden Bächen fängt man
Forellen, Aschen, Grundeln u. a.
Die Erträge der Binnenfischerei sind in
den volkreichern Ländern Europas in den letzten
Jahrzehnten allgemein sehr heruntergegangen, eine
natürliche Folge der bedeutenden Steigerung des
Konsums und dadurch herbeigeführter übersischung,
verbunden mit einer Vernichtung der Laichplätze
und Störung des Laichgeschäfts durch Flußregulie-
ruugcn, Eisenbahnbauten und Industrieanlagen,
sowie einer durch Entwaldung hervorgerufenen Ver-
minderung der Pflanzennahrung in den süßen Ge-
wässern. Zur Wiederbevölkerung der verödeten Ge-
wässer dient namentlich die künstliche Fischzucht (s. d.);
viel wichtiger aber sind sachgemäße Fisch erei-
gesetze (s. Fischereipolizei), die jetzt fast in allen
europ. Staaten bestehen und den Schutz der Ge-
wässer gegen eine sinn/ose Ausbeutung bezwecken.
Das seit 1874 bestehende preuß. Fischereigejetz
gipfelt wesentlich in einer staatlichen Beaussich-