Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

866
Flamboyant - Flamingo
Flamboyant (frz., spr. flangböäjäng), Flam-
menstil, die im 15. und 16. Jahrh, besonders in
Frankreich und England angewandte Form des spät-
got. Stils, so genannt von der flammenförmigen
(Fischblasen-) Ornamentik im Maßwerk (s. Fisch-
blase). Angewandt findet er sich z. B. bei der Kathe-
drale und der Kirche St. Maclou zu Rouen und
der Kathedrale zu Exeter. Berühmt wegen seines
reichen Flamboy antstils ist der Lettner in der Pfarr-
kirche zu Dirmuiden aus dem 16. Jahrh.
I?i2.inbn(lat., Mehrzahl1?i3.iniQ68),im alten Rom
der Eigenpriester eines einzelnen Gottes, trug u. a.
als Abzeichen seiner Würde eine kegelförmige Mütze
(ap6x), an deren Spitze eine dünne, mit einer Woll-
binde (Wtula.) umwundene Nute sich befand. Es gab
zwei Klassen ^1amiii68, nämlich die drei ma,^0i'68 aus
patricischem und die zwölf minoi-Lä aus plebejischem
Geschlechte. Erstere waren der ^. des Jupiter (1<
Via.1i8), des Mars (^. NkrtiaiiL) und des Quiri-
nus (I?. Huii-inHii8). Alle drei hatten das Recht, der
36113. cur^1i3 sich zu bedienen. Der ^. Dia1i8 aber
hatte eine Amtswohnung auf dem Palatin, die als
Asyl angesehen wurde, einen Liktor und einen Sitz
im Senat. Vei diesen Vorrechten war er aber auch
zahlreichen Beschränkungen unterworfen. So durfte
er keinen Eid ablegen, keine Fessel an sich haben,
überhaupt viele Dinge nicht berühren, kein Pferd
besteigen, nicht über Nacht die Stadt verlassen (um
täglich die vorgeschriebenen Opfer darbringen zu
können) und mußte, wenn seine Gemahlin starb,
sein Amt niederlegen. Letztere führte den Namen
^lainiinca und war bei der Besorgung des Opfer-
dienstes mitbeteiligt. Von den I^iamiue" uünoi'68
sind bekannt: der 1^. des Vulkan, der Flora, der
Carmenta, des Vulturnus, des Virbius, der Fur-
rina u. a. In der Kaiserzeit kamen dazu noch die
?1a.iii1ii63 der vergötterten Kaiser.
Flamen (spr. -mang), eigentlich Flamand,
Albert, sranz. Kupferstecher, erwarb sich zur Zeit
Ludwigs XIV. bedeutenden Ruf. Seine mehr als
600 Blätter, von 1648 bis 1664 datiert, sind radiert
oder mit der Nadel übergangen. Ferner malte er
den Einzug der Königin Christine von Schweden in
Paris, die Vermählung des Königs, Stadtansichten,
Landschaften u. s. w. Als zur Zeit der Fronde die
königl. Prinzen in Marcoussy gefangen gehalten
wurden, entstand sein Gedicht "<?^ü.t6lni ä" N^r-
00U85V", um das Mitleid für dieselben zu wecken.
Flamen, Flanken, auch Dünnungen oder
Wammen, in der Jägersprache die dünnen Lappen
Wildbret von den Rippen bis an die Keulen.
Flameng (spr. ^mäng), Leopold, franz. Kupfer-
stecher, geb. 22. Nov. 1831 in Brüssel, war Schüler
Calamattas und ließ sich 1853 zu Paris nieder, wo
er eine äußerst fruchtbare Thätigkeit für die aus-
gezeichnetsten franz. Kunstjournale, besonders für
die "AaxLtte ä63 d63.nx-3.rt3" entfaltete. Seine auf
malerische Wirkung abzielende Manier schließt sich
an diejenige der Niederländer des 17. Jahrh. an.
Weniger glücklich in selbständigen Motiven, versteht
F. vorzüglich die Werke Ncmbrandts und seiner
Schule nachzubilden. So stach er: Die Nachtwache
(1874) und Die Anatomie nach Nembrandt; Strato-
nike, Angelika, Die Quelle nach Ingres; Sappho
nach Gleyre; Geburt der Venus nach Cabanel.
Flameusen, Varietät der Gartennelte, s. Nelte.
?1a.inins8 (lat.), Mehrzahl von Flamen (s. d.).
Fläming, Höhenrücken an der Grenze der preuß.
Provinzen Brandenburg und Sachsen, etwa zwi-
schen Wittenberg, Zerbst, Belzig, Luckenwalde und
Dahme. (S. Karte:Brandenburg u. s. w.) Man
unterscheidet einen westl. Hohen und einen östl.
Niedern F. Ersterer erhebt sich im Hagelberg
bei Belzig zu 201, letzterer imGolmberg zwischen
Baruth und Iüterbog zu 178 m Höhe. Der F. bildet
die Wasserscheide zwischen Elbe und Havel, hat vor-
wiegend sandigen Boden und ist vielfach mit Wald
bestanden. Er hat feinen Namen von den vläm.
Kolonisten, welche Albrecht der Bär hier ansiedelte.
Flamingo (?1i06iiic0i)t6i'ii8 ^.), eine 8 Arten
enthaltende Gattung großer Schwimmvögel aus der
Ordnung der Siebschnäbler, welche durch die unge-
meine Länge der Füße und des Halses zwar den
Stelzvögeln ähnelt, aber durch den in der Mitte
fast rechtwinklig abwärts gebogenen, mit Quer-
lamellen versehenen, an den Rändern gekerbten
Schnabel, eine volle Schwimmhaut zwischen den
Zehen und durch den ganzen übrigen Bau sich den
entenartigen Vögeln anreiht. Die hierher gehörigen
und schwer zu unterscheidenden Arten sind im Alter
sämtlich rot gefärbt. Von ihnen kommt in Europa
nur eine Art vor, der gewöhnliche F. (^Iwsui-
coptLi-us r086U8 ^em., s. Tafel: Schwimmvögel
IV, Fig. 1), welcher sich in Südeuropa, an den
afrik. Küsten, am Kaspischen See und in Ostindien
findet, 1,30 bis 1,50 in hoch wird, wovon auf seine
dünnen roten Füße allein 80 cin kommen, und rosen-
rot gefärbt ist, mit karminroten Oberflügeln und
schwarzen vordern Schwingsedern. Das Nest wird
aus Schlamm, der durch Wasserpflanzen verdichtet
wird, in Form eines kegelförmigen Haufens mit
flacher Mulde errichtet, in welcher der Vogel seine
zwei weihen Eier von kreidigem Aussehen bebrütet,
indem er sich mit eingezogenen Beinen auf das
Nest setzt. Der Vogel nährt sich von weichen Tieren
des Wassers und des Schlamms, die er mit dem
kellenarüg gebrauchten Schnabel aufschöpft, indem
er den Kopf so dreht, daß der Oberschnabel unten
liegt. Er hält sich am liebsten an brackischen Strand-
seen und Flußmündungen, oft in Scharen von Tau-
senden, auf. Beim Fliegen ordnen sich die Züge in
Keilform. Die alten Römer rechneten das Fleisch
der F., welches von den jungen Vögeln wohl-
schmeckend ist, bei den alten Vögeln aber einen
widrigen Fischgeschmack hat, zu den höchsten Lecker-
bissen, und besonders wurden die Zungen, deren
Inneres aus reichlichem, fast mit ölartiger Flüssig-
keit erfülltem Zellgewebe besteht, hoch geschätzt und
teuer bezahlt. Noch jetzt wird er in Nordägypten
als geschätztes Wildbret zu Markte gebracht. Im
mittlern Rußland und auf Sicilien und Sardinien
wird der F. zuweilen gezähmt gehalten, wo er mit
dem übrigen Hausgeflügel verträglich lebt. Aus
Nordägypten gelangen jährlich große Mengen F.
nach Europa und in die dortigen Tiergärten, die
das Stück mit 70 -100 M. bezahlen. Ihre Halt-
barkeit ist nicht überall die gleiche', am besten leben
sie noch im Kölner Zoologischen Garten, der einige
Exemplare bereits 20 Jahre hat. Sie werden dort
fast das ganze Jahr auf einem Weiher gehalten,
der von unzähligen kleinen Krebsen wimmelt; außer-
dem wird Reis und Hanf in das Wasser geworfen.
Überzieht sich dieses mit Eis, so werden die F. in
ein Haus gebracht, das eben frostfrei ist, kommen
aber, so oft es die Witterung erlaubt, ins Freie.
Dem Körnerfutter wird in dieser Zeit Garneelen-
schrot und Geflügelfutter zugesetzt und alles mit
ÄVasser bedeckt gegeben.