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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Folie - Follen (Aug.)
legen der Spiegel benutzt. Im bildlichen Sinne ver-
steht man unter F. einen Gegenstand von geringern:
Wert, der dazu dient, einen andern hervorzuheben.
INio (frz., spr. -lih), Thorheit, Narrheit.
Folie, La (spr. -lih), Vorstadt von Epernay (s.d.).
Folierflitter, s. Flitter.
Foligno oder Fuligno (spr.-linjo), Haupt-
stadt des Kreises F. (66918 E.) in der ital. Provinz
Perugia, 40 ^m im SO. von Perugia, in 233 m
Höhe, in dem fruchtbaren Thale des Topino nnd
an den Linien Ancona-F.-Rom und Terontola-F.
(83 km) des Adriatischen Netzes, Sitz eines Bischofs,
hat (1881) 8753, als Gemeinde 22905 E., in Gar-
nison das 1. Feldartillerieregiment und 2 Train-
compagnien; zahlreiche Kirchen, darnnter Sta. An-
nunziata (16. Jahrh.) mit einer Grablegung Christi,
die Kathedrale am Victor Emanuelsplatz, die Kirchen
Sta. Maria infra Muros, San Niccolö mit dem
Altarbilde von Niccolö di Liberatore, genannt
Alunno, ferner eine Pinakothek mit röm. Skulpturen
und Gemälden nmbrifcher Maler, Gymnasium, Pri-
vatpalüste, ein großes Theater und eine technische
Schule. RafsaelsGemälde, die Madonna von F.,
früher in dem Annenkloster, befindet sich jetzt im
Vatikan zu Rom. Die Industrie erstreckt sich auf
Seidenbau, Fabrikation von Leder, Kerzen, Seife
und Confetti; der Handel ist lebhaft. - F., das alte
^uiZinia, später röm. Municipium, ward 1281 von
den Perugianern zerstört, 1305--1439 von den
guelsischen Trinci beherrscht, nach deren Ausrottung
Papst Eugen IV. F. an den Kirchenstaat brachte.
F. litt hänsig dnrch Erdbeben. - Vgl. ^ompknäio
äkiia. "toiia äi?. (Fuligno 1858/59).
I"o1io (ital., vom lat. koliuiu, Blatt), das größte
Buchformat, für das der Druckbogen nur einmal,
also in zwei Blätter gebrochen wird; in der kauf-
männischen Buchhaltung (s.d.) die numerierte Seite
(richtiger Doppelseite) eines Geschäftsbuches; ein
HV (oder ^olium, s. d.) in einer Bank haben
heißU in derselben Geld und in ihrem Hauptbuch
eine Rechnung (Conto) darüber haben; foliieren,
die Blätter eines Buches, aus je zwei einander
gegenüberstehenden Seiten bestehend, mit fortlau-
fenden Ziffern versehen.
rolwin (lat., Mehrzahl 5o1ia), Blatt, nament-
lich das Blatt in einem Buch; ^olio mso (bei An-
gabe der Blattzahl), nach meiner, d. h. nach der von
mir gebrauchten Ausgabe; ^olio reeto, auf der
ersten Blattseüe (Gegensatz: ?o1io vßrso, auf der
zweiten oder umgewendeten Vlattseite).
Folkeftone (spr. fohtst'n), Municipalstadt an
der Küste der engl. Graffchaft Kent, südwestlich von
Dover, zwischen Kreidehügeln (Folkestone-Hill 164m)
schön gelegen, ist auf unebenem Boden erbaut, hat
steile Straßen, (1891) 23700 E., eine Guildhall und
ein Denkmal des hier geborenen Thomas Harvey
(1578-1658), nach dem auch das litterar. Institut
seinen Namen führt. Der Hafen, auf Kosten der
Eisenbahngesellschaft gebaut, mit neuem Pier, steht
durch Zweigbahn mit der Linie London-Dover in
Verbindung. Täglich gehen Dampfernach Boulogne.
Bedeutend ist die Einfuhr von Woll- und Seiden-
waren sowie von Wein. F. wird auch als Seebad
viel besucht. - Die Stadt wird unter dem Namen
Folcestone als der Ort bezeichnet, wo 449 die Angel-
sachsen und Juten unter Hengift von dem Briten
Mortimer geschlagen wurden. Kaum 0,8 km im W.
liegt Sandgate^ ein kleines Seebad von 1756 E.,
mit dem von Heinrich VIII. erbauten Schlosse.
Folketing, deutsch oft Folkething geschrieben,
das dän. Abgeordnetenhaus (s. Dänemark, Bd. 4,
S. 763 ch.
I"o1k-I"orv (spr. fohk lohr), ein von dem engl.
Gelehrten William I. Thoms (gest. 15. Aug. 1885)
gebildetes und zuerst in der Londoner Wochenschrift
"^tü6NH6um" vom 22. Aug. 1846 zum Gebrauch
vorgeschlagenes Wort, welches "Volkswissen" (d. h.
das Wissen des Volks) bedeutet. Thoms empfahl
das Wort als Bezeichnung alles dessen, was man
bisher in England populär ^ntiHiiiti63 (Volks-
altertümer) oder?0Mlar I^wraturs (Volkslitte-
ratur) genannt hatte. Das neue Wort bürgerte sich
in England bald ein, und feitdem 1878 in London
die 1^. Zocist? (^oik-I^ors-Gesellschaft) gegründet
worden ist, die sich die Sammlung, Veröffentlichung
und Erforschung von heimischem und fremdem V'.
zur Aufgabe gemacht hat und zu diefem Zwecke eine
eigene Zeitschrift (zuerst "^. Kycoi-ä", seit 1883 "^.
Journal") und außerdem noch besondere Schriften
herausgiebt, sind I?. und die davon abgeleiteten Wör-
ter (im Deutschen Folklorist und folkloristisch,
auch wohl Folkloristik) allmählich international
geworden. Man kennt und gebraucht jetzt überall in
der wissenschaftlichen Welt ^. als zufammenfassende
Bezeichnung aller Volksüberlieferungen, also ins-
besondere der Sagen und Märchen, der Lieder und
Reime, der Sprichwörter und Rätsel, der Meinungen
und des Aberglaubens, der Sitten und Bräuche. -
Vgl. Gaster, I1eü68t6r leowres on 6i'66ko-3i3.v(mic
literaturo, anä itg reiation to tk6 ?. 0t' Nurope
änriuZ t1i6 miäälk 9.F68 (Lond. 1887).
Folkunger, Name eines mächtigen schwed. Ge-
schlechts, das unter einer Reihe von schwachen Kö-
nigen immer größern Einfluß gewann und endlich
mit Waldemar 1250 die Kömgswürde erlangte;
doch war dessen Vater Birger Iarl (s. d.) der eigent-
liche Regent des Reichs. Die Regierungszeit der
F. (in Schweden bis 1363 und nachher in Norwegen
bis 1387) ist durch unaufhörliche Streitigkeiten
zwischen den Gliedern des königl. Hauses gekenn-
zeichnet. (S. Schweden, Geschichte.) Es regierten
nacheinander Waldemar bis 1275,Magnus Ladulas
1275 - 90, Birger bis 1318 und Magnus Erikson
(Smet) 1319-63, nebst seinen Söhnen Erich (1357
-59) und Häkon (1362-63). Durch die Vermäh-
lung des Hakon mit der dän. Prinzessin Margarete
ward die Vereinigung der drei Reiche durch die
Kalmarische Nnion angebahnt.
Folkwangr ("das Gefilde der Scharen"), in der
eddischen Mythologie die Wohnstätte der Göttin
Freyja. Hierher kommen die Toten, die dieser Göt-
tin zuteil werden.
Follen, Aug. (später Adolf Ludw.), auch Fol-
lenius, Dichter, geb. 21. Jan. 1794 zu Gießen,
studierte daselbst Theologie, machte 1814 als Frei-
williger den Feldzug gegen Frankreich mit, studierte
hierauf in Heidelberg die Rechte und übernahm
1817 zu Elberfeld die Redaktion der dortigen "All-
gemeinen Zeitung". Nachdem er, wegen demagogi-
fcher Umtriebe angeklagt, 1819-21 in Berlin in
Haft gefesfen hatte, erhielt er eine Stelle an der
Kantonsfchule zu Aarau, wohnte dann zu Altikon
im Kanton Zürich, später in und bei Zürich, er-
warb 1847 das Schloß Liebenfels im Thurgau und
widmete sich ganz der Ökonomie. 1854 verkaufte
er das Grundstück und zog nach Bern, wo er 26. Dez.
1855 starb. F. ist der Verfasser mehrerer Demo-
kratemieder (wie "Vaterlandssöhne, traute Ge-