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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frankreich (Industrie)

ziemlich bedeutend. 1892 kamen aus Belgien 5,2, aus England 5,2, aus Deutschland 0,6 Mill. t; die Gesamteinfuhr betrug 9912022 t, wozu noch 1424103 t Koks kommen. Der Konsum ist auf die verschiedenen Departements sehr ungleich verteilt. 1887 verbrauchten sieben mehr als die Hälfte sämtlicher Kohlen (Nord 5,1, Seine 3,6, Pas-de-Calais 2,1, Meurthe-et-Moselle 2, Seine-Inférieure 1,3 Mill. t) und auf die Metallindustrie entfielen 15, auf die Eisenbahnen 10 und auf den Bergbau 4 Proz. des Gesamtbedarfs.

Die Zahl der Torfgruben hat sich sehr verringert (von 2337 im J. 1847 auf 507 im J. 1887) und ebenso geht ihre Ausbeute sehr zurück; während sie 1840: 500000 t betrug, fiel sie 1890 auf 157701 t.

Vgl. Dujardin-Beaumetz, Histoire graphique de l'industrie houillère en France (Par. 1888).

Sehr groß sind die Schätze an nutzbaren Steinen und Erden. Die Zahl der Steinbrüche schätzt man auf 33300 (mit 113000 Arbeitern), welche für 164 Mill. Frs. Steine liefern und von welchen 4300 unterirdisch abgebaut werden. An Granit sind namentlich die Bretagne und die vorgelagerten Inseln, an Syenit die Provence, die Alpen und Pyrenäen, an Basalt die vulkanischen Gebiete von Centralfrankreich reich. Marmor (für etwa 4,4 Mill. Frs.) liefern die Alpen und Pyrenäen (Marmorsäulen von Bagnères-de-Bigorre), Schiefer (4,5 Mill. Frs.) die Umgegend von Angers und die Ardennen, Gips das Pariser Becken. Dasselbe hat auch große Vorräte an Kalk- und Sandsteinen, während sich bei Belley, Châteauroux und Dijon lithogr. Steine, bei Limoges und St. Yrieix Porzellanerde, bei Beauvais und Montereau Fayenceerde und in der Champagne, in Burgund und in Isle-de-France Ziegelthon in Menge findet. Einige Gegenden sind reich an phosphorsaurem Kalk, von welchem 1887 in 796 in Betrieb befindlichen Brüchen 182000 cbm (74000 in Pas-de-Calais, 40000 in Somme, 28000 in Meuse) geliefert wurden. Die Produktion hat sich in den letzten Jahren bedeutend gesteigert, weil der Kalk vielfach zur Verbesserung des Bodens u. s. w. Verwendung findet. Steinsalz (490819 t) wird besonders in den Depart. Bouches-du-Rhône, Charente-Inférieure, Gard, Hérault, Loire-Inférieure und hauptsächlich in Meurthe-et-Moselle gefunden. Die Zahl der Steinsalzwerke belief sich (1890) auf 28, wozu noch 5 Salzquellen in den Niederpyrenäen kommen. Die Salzseen und -Teiche bedecken etwa 16000 ha und sind auf sieben mittelmeerische und auf sechs atlantische Departements verteilt. Der Gesamtertrag an Seesalz betrug 351710 t im Werte von 8,49 Mill. Frs. Die Einfuhr an Salzen übersteigt 100000 t.

Die Mineralquellen finden sich besonders an den Grenzen der Urgebirgsmassen, namentlich in den Pyrenäen (426 Quellen und 93 Etablissements), den Alpen, den Vogesen und der Auvergne. Im Juli 1882 wurden ihrer 1027 (318 schwefelhaltige, 357 alkalische, 136 eisen- und 216 salzhaltige) gezählt, von denen 386 kalte (6-15°) und 641 warme (15-81°), welche insgesamt in der Minute 46400 l Wasser lieferten. 1891 waren 1257 vorhanden. Die Zahl der benutzten Quellen, die (1891) von 290000 Kranken besucht wurden, ist in neuerer Zeit sehr im Steigen begriffen. Von den 251 Mineralbädern sind die berühmtesten: Aix, Barège, die beiden Bagnères, die beiden Bourbon, Cauterets, Enghien, Forges-les-Eaux, Plombières und St.-Sauveur, Vichy, Néris, Contrexeville und Bussang. 55 Mill. Flaschen Mineralwasser wurden versandt.

Industrie. Die franz. Industrie erfuhr zwar schon in frühern Jahrhunderten besonders durch die Bemühungen Colberts eine bedeutende Förderung, wurde jedoch durch die vielen Kriege und vorzüglich durch die Aufhebung des Edikts von Nantes (1685), die viele fleißige und geschickte Arbeiter zur Auswanderung veranlaßte, in ihrer Entwicklung aufgehalten. Die seit mehr als 200 Jahren bestehenden Schutzzölle haben einzelne Industriezweige sich sehr kräftig entwickeln lassen, und der neueste Zolltarif (11. Jan. 1892), der in einen Maximal- und einen Minimaltarif zerfällt, enthält weitere zum Teil beträchtliche Erhöhungen.

Seit der Revolution sind alle Zünfte aufgehoben, es besteht vollständige Gewerbefreiheit, es bedarf nur der Lösung eines Gewerbepatents, welches alljährlich erneuert wird. Der Staat, speciell das Handelsministerium (Ministère du commerce et de l'industrie), überwacht nur das Verhältnis der Gewerbtreibenden zu den Hilfsarbeitern, die Arbeiterverhältnisse, besonders die Frauen- und Kinderarbeit in den Fabriken, die Anlage der letztern, den Betrieb der für die Gesundheit nachteiligen Gewerbezweige u. s. w. Zur Förderung der Industrie bestehen die 68 Gewerbekammern oder Chambres consultatives des arts et manufactures, die 1801 gegründete Société d'encouragement pour l'industrie nationale zu Paris, welche Preise und Medaillen verteilt und monatliche Bulletins veröffentlicht, und das Conservatoire national des arts et métiers (s. d.) in Paris. Der Vermittelung der Arbeitsgelegenheit dient die Arbeitsbörse (Bourse centrale du travail) in Paris, 1892 gegründet. Zur Schlichtung von Streitigkeiten in Arbeiterkreisen bestehen die 124 Conseils de prud'hommes mit je 26 Mitgliedern (13 Arbeitgebern und 13 Arbeitern). Sie entschieden 1887: 41917 Fälle, darunter 29269 Lohnangelegenheiten. Außerdem giebt es (1. Jan. 1890) noch 2107 Syndikatskammern für Industrie und Handel. 1889 wurden 9287 Patente erteilt oder verlängert, 6665 Fabrik- und Handelsmarken eingetragen, 28402 Warenzeichen und 5209 Muster geschützt. Die Zahl der in der gesamten Industrie beschäftigten Personen betrug 1886: 9289206 (4691353 Männer und 4597853 Frauen), von denen 1004939 Unternehmer, 236522 Beamte und Angestellte und 3056161 Arbeiter, Tagelöhner u. s. w. waren. Die meisten Personen sind in der Textil- (1532000), Bau- (1497000), Kleider- (1286000) und Metallindustrie (910000) beschäftigt. Die Zahl der Arbeitseinstellungen hat sich seit 1874, wo sie 21 betrug, sehr vermehrt. 1874-85 fanden deren 797 statt und zwar die meisten in den J. 1882 (182), 1883 (144), 1885 (108) und 1886 (161). 172 entfielen auf das Depart. Nord, 103 auf Seine, 57 auf Rhône, je 39 auf Marne und Somme und 32 auf Isère; 15 vorzugsweise ackerbautreibende hatten gar keine Streiks auszuweisen. 1893 zählte man deren 634; die Anzahl der davon Betroffenen betrug 180000; 21 Proz. Streiks waren ganz, 26 Proz. teilweise erfolgreich.

Die Zahl der Dampfmaschinen (ohne die der Eisenbahnen und Dampfschiffe) betrug 1840 erst 2591 (mit 34350 Pferdestärken), 1871: 26146 (320447), stieg 1880 auf 41772 (544152) und belief sich 1890 auf 58751 (mit 863007 Pferdestärken), welche sich auf 46700 industrielle Unternehmungen