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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Französische Eisenbahnen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Französische Eisenbahnen'

wurden befördert, welche 133 838 789 Personenkilometer bez. 69 953 053 Tonnenkilometer zurücklegten.

Das geschichtliche Zeitalter der Eisenbahnen beginnt in Frankreich schon 1828, in welchem Jahre 1. Okt. die Bahn St. Etienne-Andrezieur (18 km) eröffnet wurde, 1. April 1832 folgte u. a. die 22 km lange Strecke von Lyon nach Givors.

Über die weitere Entwicklung des Eisenbahnnetzes giebt folgende Tabelle Aufschluß:

BahnenVon den
desHauptbahnen
Endeintérêt généralLokal-Zu-entfallen auf
desHaupt-Industrie-bahnensammengroße Gesell-
Jahresbahnenbahnenschaften
Betriebslänge in Kilometern
183038 --    38-
1835149  27-   176-
1840435  62-   497   62
1845883  73-   956  295
18503 010 73- 3 0831 114
18555 535 76- 5 6114 563
18609 439 86- 9 5259 195
186513 562470-13 73213 344
187017 440196293 17 92916 907
187519 7462261 79821 77017 985
188023 7382732 18726 19820 498
188530 4912321 76832 49127 510
188631 2402311 87033 34128 126
188731 7702252 23334 22828 503
188832 6522252 38635 26329 116
188933 2012232 94636 37029 557
189033 5472233 12136 89129 709
189134 4372233 28637 94630 755
189235 1602233 27038 65331 297

Anmerkung. Die unerheblichen Abweichungen von den Angaben in den Tabellen "Eisenbahnen der Erde" (s. Eisenbahnen) beruhen auf neuern, berichtigten Quellen.

Mit der Erweiterung des Eisenbahnnetzes hat die Entwicklung des Güterverkehrs auf demselben nicht gleichen Schritt gehalten, wie aus der nachfolgenden Übersicht hervorgeht, die zugleich eine vergleichende Darstellung des Verkehrs auf den Wasserstraßen des Landes in den letzten 10 Jahren enthält.

MittlereGesamtzahlVerhältnis
Betriebslängeder beförderten Tonnen-der
derkilometerSpalte 5
JahrHaupt-schiffbarenHaupt-schiffbarenzu
bahnenWasser-bahnenWasser-Spalte 4
straßenstraßen
kmkm1000 TonnenkilometerProz.
188225 67012 23010 984 6072 264 58620
188326 31112 53811 110 6732 382 66521
188428 71612 53810 487 9962 452 09423
188529 83912 378 9 791 5382 452 75025
188630 69612 403 9 314 3462 798 46130
188731 44612 468 9 918 1113 073 39031
188832 12812 49910 409 1353 179 67731
188932 91412 46511 052 3703 237 63629
189033 28512 37211 867 7253 216 07327
189133 94012 32712 294 9403 536 76029

Während sich die mittlere Betriebslänge der Hauptbahnen von 25 670 km in 1882 auf 33 940 km in 1891, mithin um 32,2 Proz. erhöht hat, zeigt der Güterverkehr eine Zunahme von nur etwa 12 Proz., indem derselbe von 10 984 607 000 Tonnenkilometer in 1882 auf 12 294 940 000 Tonnenkilometer in 1891 gestiegen ist. Umgekehrt verhält es sich mit der Güterbewegung auf dem schiffbaren Fluß- und Kanalnetz des Landes. Die mittlere Betriebslänge der Wasserstraßen vermehrte sich in den letzten 10 Jahren nur um 0,8 Proz., der Verkehr auf denselben hob sich jedoch um rund 56 Proz., indem derselbe von 2 264 586 000 Tonnenkilometer in 1882 auf 3 536 760 000 Tonnenkilometer in 1891 stieg.

An dem franz. Eisenbahnnetz sind außer den Staatsbahnen hauptsächlich die im nachstehenden aufgeführten Eisenbahngesellschaften beteiligt.

Die Staatsbahnen liegen, von der Linie Paris-Saumur und kleinern Zweigbahnen abgesehen, in dem von den Strecken der Paris-Orléansbahn Nantes-Saumur-Tours-Angoulême-Bordeaux und dem Atlantischen Ocean begrenzten Verkehrsgebiete.

Die Nordbahn vermittelt den internationalen Verkehr mit England und dem Norden Europas: ihre Linien durchschneiden das reichste Kohlenbecken Frankreichs bei Valenciennes und verbinden Paris mit den Häfen Boulogne, Calais, Dünkirchen, Gent und Antwerpen. Die Ostbahn (die wichtigste strategische Bahn) beherrscht das östlich der Linie Paris-Dijon gelegene Gebiet reicher Ackerbau- und Industriebezirke. Hauptverkehrsrouten sind diejenigen über Belfort nach Deutschland und über Sedan nach Belgien. Die Westbahn sendet ihre Hauptlinien strahlenförmig von Paris in die Normandie und die Bretagne, beherrscht somit den Verkehr der Häfen Dieppe, Le Havre, Cherbourg, St. Malo und Brest. Die Paris-Orléansbahn durchschneidet mit ihren Linien reiche Ackerbau- und Weinbaudistrikte, die.Hauptstrecken gehen von Paris über Orléans und Tours nach den wichtigen Hafenplätzen Nantes und Bordeaux, der südlichste Ausläufer des Netzes erreicht Toulouse, den Hauptknotenpunkt der Südbahn. Die Linien der Paris-Lyon-Mittelmeer-bahn durchziehen das südöstl. Frankreich mit den hervorragendsten Industriebezirken des Reichs. Die Bahn beherrscht das Thal der Rhône und vermittelt somit den Verkehr nach Süddeutschland, der Schweiz, Italien und nach den Häfen am Mittelmeer, unter denen Marseille den ersten Platz einnimmt. Hauptknotenpunkte sind außer Marseille und Lyon die Städte Besancon, Dijon, Mâcon und Avignon.

Die Südbahn verbindet die Paris-Orléansbahn mit der Paris-Lyon-Mittelmeerbahn; sie ist die einzige franz. Hauptbahn, die nicht von Paris ausgeht. Die Hauptstrecke geht von Bordeaux über Toulouse nach dem Hafen Cette am Mittelmeer. Mit den beiden Schienenwegen über Bayonne und Perpignan stellt die Südbahn die Verbindung des franz. mit dem span. Eisenbahnnetz her.

Die Geschichte der F. E. zerfällt in vier Abschnitte; der erste reicht bis zu dem grundlegenden Gesetz vom 11. Juni 1842, betreffend den Bau der großen Eisenbahnlinien (loi relative à l'établissement des grandes lignes de chemin fer), der zweite bis zum Abschluß der Verträge mit den vorgenannten sechs großen Eisenbahngesellschaften und deren Genehmigung durch das Gesetz vom 11. Juni 1859, das sog. Gesetz Francqueville; der dritte bis zum I. 1883, in welchem neue Verträge mit den großen Eisenbahngesellschaften abgeschlossen und durch das Gesetz vom 20. Nov. 1883 genehmigt wurden. Hierdurch erhielt auch das Staatsbahnnetz eine feste Gestaltung. Die vierte Periode umfaßt die Zeit seit 1884. Obwohl in den ersten Jahren

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 146.