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Gallus (Heiliger) - Galmei
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gallus (Cornelius)'
«Anthologia Latina»
(Lpz. 1869 u. 1870), sind Produkte des 16. Jahrh. – Vgl. Chatelain in der
«Revue de philologie» (Bd. 4). Nach diesem G. benannte W. A. Becker seine Darstellung des
häuslichen Lebens der Römer: G. oder röm. Scenen aus der Zeit Augusts (2 Bde., Lpz. 1838; neu bearbeitet von Göll,
3 Bde., Berl. 1880–82).
Gallus (auch Callo,
Gallunus, Gilian oder
Gall von Hibernien), Heiliger, kam mit seinem Lehrer Columbanus 595 von Britannien nach dem
Festlande, um das Christentum zu verkündigen. Als Columbanus nach Italien zog, blieb G. in Bregenz und gründete um 613 im Steinachthal
eine Einsiedelei, aus der später das Kloster St. Gallen erwuchs. Er soll an einem 16. Okt., wahrscheinlich um 645, nach segensreichem
Wirken hochbetagt gestorben sein. Die aus dem 8. Jahrh. stammende, legendenhaft ausgeschmückte Lebensbeschreibung steht im
2. Bande der «Monumenta Germaniae». – Vgl. Meyer von Knonau in den «Mitteilungen der
Antiquarischen Gesellschaft in Zürich», Bd. 19 (Zür. 1877); Rettberg,
Observationes ad vitam S. Galli spectantes (Marburg 1842); ders., Kirchengeschichte Deutschlands
(2 Bde., Gött. 1845–48); Friedrich, Kirchengeschichte Deutschlands (1. Bd., Tl. 1 u. 2. Bd., Bamb. 1867–69); Ebrard, Die Iroschottische
Missionskirche des 6., 7. und 8. Jahrh. (Gütersloh 1873); Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands, 1. Bd. (Lpz. 1887).
Gallussäure, eine organische Säure von der Zusammensetzung
C7H6O5, die ihrer chem. Konstitution nach als
Trioxybenzoesäure, C6H2(OH)3•COOH, aufzufassen ist.
Sie findet sich im Pflanzenreich häufig, so in den Galläpfeln, im Thee, in den Früchten von
Caesalpinia coriaria Willd., in den Blättern der Bärentraube
und in der Granatwurzelrinde. Als Glykosid an Zucker gebunden, bildet sie einige der natürlichen Gerbsäuren. Durch Kochen mit verdünnten
Säuren gewinnt man sie aus der gewöhnlichen Gerbsäure, die ein Anhydrid der G. (Digallussäure) ist. Auch synthetisch ist sie mehrfach
dargestellt worden. Wenn ein wässeriger Absud von Galläpfeln vergärt, so bildet sich gleichfalls G. in reichlichen Mengen. In reinem
Zustande krystallisiert sie mit 1 Molekül Krystallwasser in weißen seidenglänzenden Nadeln von herbsäuerlichem Geschmack, die in
kochendem Wasser leicht löslich sind. Auch in Alkohol und Äther löst sich die G. leicht. Bei 220° schmilzt sie und zersetzt sich in Kohlensäure
und Pyrogallussäure (s. d.). Eisenchlorid fällt aus der Lösung einen blauschwarzen Niederschlag. In der Photographie
findet sie Anwendung zum Hervorrufen der Bilder, weil sie Gold- und Silbersalze unter Abscheidung des Metalls reduziert. Obgleich die G.
eigentlich einbasisch ist, da sie nur eine Carboxylgruppe, COOH, besitzt, vermag sie als
dreiwertiges Phenol im ganzen mit vier Äquivalenten der Metalloxyde Salze zu bilden. Die Alkalisalze nehmen in Lösung Sauerstoff aus der
Luft auf und färben sich braun. In der Technik verwendet man die G. zur Herstellung verschiedener Farbstoffe (Gallocyanin, Galleïn, Cöruleïn,
Galloflavin), in der Photographie und zur Darstellung von Lichtpauspapieren. Das Kilo kostet im Großhandel
5,5 bis 6 M.
Galluzo, Dorf in der ital. Provinz und dem Kreis Florenz, an der zum Arno fließenden Ema, 4 km im SSW. von
Florenz, hat (1881) 6419, als Gemeinde 14792 E. und Strohflechterei.
Gallwespen (Cynipidae) oder
Galläpfelfliegen, auch Gallicolae genannt, eine Familie der
schmarotzenden Hautflügler. Zu ihr gehören kleine und sehr kleine Arten mit fadenförmigen Fühlern, wenig geaderten Flügeln und meist
kurzem, stark seitlich zusammengedrücktem und unten gekieltem Hinterleib. Nach ihrer Lebensweise zerfallen die G. in
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1) die eigentlichen G. Das Weibchen sticht mit seinem Legebohrer die Blätter, Knospen, Blüten,
Zweige oder Wurzeln gewisser Pflanzen an und legt ein Ei in die Wunde. An der betreffenden Stelle entstehen hierauf Auswüchse, die
Gallen (s. d.), die der aus dem Ei
hervorgehenden fußlosen, dicken, fleischigen Larve Nahrung und Obdach gewähren. Die meisten eigentlichen G. leben an Eichenarten,
auf denen man allein in Mitteleuropa gegen 100 verschiedene Gallen kennt. Am bekanntesten sind die an der Unterseite der Eichenblätter
ansitzenden kugeligen Galläpfel (s. d.), die von der gemeinen Eichenblattgallwespe
(Cynips scutellaris Ol.) erzeugt werden. An wilden Rosen
finden sich häufig große, wie mit Moos überzogene Gallen, die sog. Schlafäpfel oder Bedeguare,
welche von der Rosengallwespe (Rhodites rosae
L., s. Tafel: Insekten II, Fig. 11) erzeugt
werden.
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2) Die Einmieter. Die Weibchen legen ihre Eier in die Gallen der vorigen, wo die Larven entweder auf
Kosten der rechtmäßigen Bewohner oder ohne zu schaden heranwachsen.
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3) Die Schmarotzergallwespen weichen in ihrer Lebensweise von den beiden vorher genannten
Gruppen vollständig ab, indem ihre Larven gleich denen der Schlupfwespen in andern Insekten, besonders in Fliegenmaden und Blattläusen,
schmarotzen. Die größte einheimische Art ist Ibalia cultellator
Latr. (s. Taf. II,
Fig. 12), wahrscheinlich ein Schmarotzer einer Holzwespenart.
– Über die Feigengallwespe (Cynips psenes
L.) s. Feige.
Sehr merkwürdig ist der bei vielen G. auftretende Generationswechsel. Aus den Eiern eines befruchteten Weibchens gehen lauter
Weibchen hervor, die von ihrer Mutter so verschieden sind, daß man sie früher für besondere Arten hielt, ja zum Teil sogar in andere
Gattungen stellte. Sie erzeugen parthenogenetisch, d. h. ohne vorher befruchtet zu sein, in Gallen, die ebenfalls von denen, aus denen sie
selbst hervorgingen, ganz verschieden sind, wieder die ursprüngliche aus Männchen und Weibchen bestehende Generation. So gehen z. B.
aus an Eichenblattstielen befindlichen Gallen Männchen und Weibchen einer Gallwespenart hervor, die den Namen
Andricus noduli Htg. erhalten hat. Die Weibchen stechen,
befruchtet, die Wurzeln und unterirdischen Stammteile der Eiche an und geben so Anlaß zur Bildung von Gallen, welche nur
parthenogenetisch sich fortpflanzende Weibchen liefern, die man Aphilothrix radicis
F. genannt hat, und diese erzeugen in Blattstielgallen wieder den
Andricus noduli Htg.
Galmei (Cadmia), Bezeichnung für zwei verschiedene Erze des Zinks. Das
eine, auch edler G., Zinkspat oder
Smithsonit genannt, ist kohlensaures Zink, ZnCO3
(mit 64,8 Proz. Zinkoxyd); es bildet nur selten deutliche rhomboedrische Krystalle, meist nierenförmige,
schalige oder stalaktitische, auch feinkörnige Massen von grauer, bräunlich-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 503.