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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gewann - Gewehrraketen
neuerndeutschenKünstlern leisteten Rauch, Rietschel,
Hähnel und Schilling Vortreffliches in der G.
Gewann (vom althochdeutschen ^i^vinnau,
"mühevoll arbeiten", dann "durch Arbeit gewin-
nen "), ein Feldabfchnitt in der Gemarkung des alt-
gcrman. Dorfes. (^. Dorffysteni.)
Gewässerte Zeuge, s. Moire.
Gewebe, im weitesten Sinne jedes parallel-
flächige Fadengebilde (s. d.), im engern Sinne nur
solche parallelflächige Fadengebilde, in welcken eine
Fadenreihe (Kette) mit einer Fadcnfolge (Schilß)
dnrch regelmäßig wiederkehrende Verschränkungen
vereinigt ist (f. Fadengebilde, Fig. 1), in diesem
Sinne auch Zeug oder Stoff genannt. Aus der
Verschiedenartigkeit des Materials und der Bin-
dung sowie der Farben der einzelnen Elemente er-
giebt sich eine große Mannigfaltigkeit der G., die zu
zahlreicheu Benennungen geführt hat. (S. Weberei.)
Gewebe si'0!^), in der Zoologie und Ana-
tomie alle sene Komplexe von Zellen (s.d.) derselben
specifischen Funktiou, welche von diesen Elementar-
destandteilen der Tierkörper zum Zwecke einer ge-
meinsamen physiol. Leistung gebildet werden. Man
unterscheidet Oberhautgewebe, Nerven-, Muskel-,
Drüsengewebe, ferner Bindegewebe, als dessen Mo-
difikationen das dehnen- und Fettgewebe erscheinen,
Knorpel- und Knochengewebe. 1^.^'-
Über die G. der Pflanzen, f. Zelle und Histo-
Gewebespannung, s. Spannungserscheinun-
gen der Pflanzen. slogie.
Gewebselemente, Gewebslehre, f. Histo-
Geweckt heißt in der Heraldik ein weckenförmig
if. Wecke) abgeteilter Schild init wechselnden Far-
ben. Die Wecken liegen aufrecht, quer oder schräg.
<S. Tafel: Heraldische Typen I, Fig. 18.)
Gewehr, im Sinne von Wehr, bezeichnete früber
die tragbaren Trutzwaffen im allgemeinen. Man
unterschied Feuergewehr oder kleines G., die
Handfeuerwaffe, namentlich des Fußvolks, und
Seltengewehr, die blanke Waffe, wie Degen,
Säbel, Fafchinenmesfer. Ersteres nannte man früber
auch Ober-, letzteres Nnt er g e w e h r, von der Art
des Tragens. Auch die Pike des Fußvolks hieß G.
und wurde, wenn sie eine geringere Vänge batte,
wie z. B. die Spontons der Offiziere und Unter-
offiziere, Kurz gew ehr (f. Efponton) genannt.
Näheres s. Handfeuerwaffen und Iagdgewebre.
Gewehr, Gewerft, Waffen, ils der Jäger-
sprache die großen krummen Eckzähne in der untern
Kinnlade männlicher Sauen (Keiler). Die Eckzäbne
in der obern Kinnlade heißen Haderer. Bei den
weiblichen Sauen (Bachen> heißen diese viel tlei-
nern Zabne Haken.
Gewehrbeschlag, s Garnitur.
Gewehrfabrik, eine Anstalt zur Herstellung der
Handfeuerwaffen und bisweilen auch der Munition
sowie der blanken Waffen. In den größern Staaten
wird der Bedarf an Kriegsgewehren vorherrschend
dnrch staatliche G. gedeckt, die Privatinonslrie nur
bei umfangreichen und beschleunigten Neubeschassun-
gen zu Hilfe genommen. Die privaten G. fertigen
im übrigen Jagd und andere Lnruswaffen an. Du
staatlichen G. steben unter militä'r.Leitnng: im Be-
triebe werden meist bürgerliche Techniker und Arbei-
ter verwendet, während das Nevisionsgeschast durch
Kommissionen von Offizieren geleitet wird.
Im Dents ch enNeiche besteht für Preußen und
die übrigen Staaten otme Bayern eine Inspektion
der G. als oberste technische Behörde unter einem
Generalmajor: königliche G. sind in Spandau,
Danzig und Erfurt. Bayern hat eine G. in Am-
berg. Von privaten G., die auch zu Erzeugung von
Kriegsgewebren eingerichtet sind, verdienen Erwäh-
nung: Ludwig Loewe (s. 0.) in Berlin, Dreyse (s. d.)
in Sömmerda, wo ein Teil der Zündnadelgewehre
hergestellt wurde, Haehnel, V.Chr. Schillings Sauer
in Suhl, Gebr. Mauser (s. d.) in Oberndorf.
Österreich bezieht seine Gewehre zum größten
Teil aus der G. von Werndl (s. d.) in Steyr. Es
besteben ferner ärarische G. für Osterreich im Arfenal
in Wien: für Ungarn in Budapest. Frankreich
hat staatliche G. in Cbatellerault, St. Etienne und
ulle; N u ß landin ^estroretzk, Tula und Ijewhki;
Italien in Brescia, Terni, Torre-Annunziata und
Turin; Großbritannien in Enfield; Spanien
in Oviedo; die Vereinigten Staaten von
Amerika in Springfield. Großbritannien hat
eine blühende Gewehrindustrie in Birmingham',
Belgien in^ Lüttich. Für die Schweiz arbeitet
die G. der schweizerischen Indilstriegesellschaft in
Neuhausen bei Schafshausen.
Gewehrindustrieschulen bezwecken die fach-
liche Ausbildung für die Gewehrfabrikation. Die
feit dem 1l^. Jahrh, als Hausindustrie betriebene
Gewehrfabrikation in Ferlach und Umgegend (Kärn-
ten) konnte die Konkurrenz mit den andern gröhern
Waffenberftellungsplätzen nicht mehr bestehen, fo-
daß sich die k. k. österr. Staatsregierung genötigt
sah, zur Erhaltung der dortigen mehr als ^1000 Ar-
beitskräfte beschäftigenden Indllstrie 1878 eine Fach-
schule und 1882 eine Probieranstalt zu grüuden. Die
Fachschule, welche durchschuittlich 20-30 Schüler
pro Jahr ausbildet, umfaßt drei Jahrgänge, in denen
Zeichnen und Modellieren, die beim Gewehrbau
vorkom:nendenEifenarbeiten,dieHolzverfchneidung
und das Schäften, das Gravieren und Einlegen ge-
lehrt werden. Ali der Schule wirken außer dem
Direktor ein Zeichenlehrer, zwei Facklehrer und
zwei Werkmeister.
Gewehrmantel, zeltartiger Überzug, der früher
über die zu Pyramiden zusammengesetzten Gewehre
im Lager gedeckt wurde, um sie gegen Negen und
Staub zu schützen.
Gewehrmücken (Gewehr mieten), eiserne
oder bölzerne oben mit Nuten versehene Pfosten,
zum Anlcbnen der Gewehre der Wachtmannfchaften.
Gewehrprüfungskommifsion, eine zu Ver
suchen und Prüfungen auf dem Gebiet der Hand-
feuerwaffen bestimmte Behörde des prcuß. Heers,
mit dem '^itz in Spandau. In ihrer gegenwärtigen
Verfaffung besteht sie seit 1883, wo sie die bisherige
Versuch^abteilung der Militärschießschule aufnahm.
Das Perfonal der G. besteht zur Zeit aus 1 Oberst
als Präses, !) ordentlichen Mitgliedern (Majors
und Hauptleute) und 8 Assistenten (Lieutenants).
Außerordentliche Mitglieder sind die Direktoren der
Pulverfabrik, des Feuerwerklaboratoriums, der Ge-
wedr- und der Munitionsfabrik Spandau. Das
Nnteipersonal bilden einige dauernd bei der G. be-
findliche Büchsenmacher und sog. Stammunteroffi^
zicre, in der Hauptfache aber Unteroffiziere und
Gemeine der Infanterie, die auf bestimmte Zeit zur
G. kommandiert werden.
Gewehrpulver, f. Schießpulver.
Gewehrraketen, nm 18^0 vom dän. Kriegs-
kommissar ,voß lonstruiert und auf desfen Anregung
zuerst 1>)'N in Berlin verfucht, waren eine Art von
Brand- und Explosionsgefchossen, die aus Vorder-