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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gibson; Giburg; Gibus; Gicht

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Gibson - Gicht

kam G. an Castilien und Leon und wurde 1502 mit der Krone von Spanien vereinigt. Karl Ⅴ. ließ die altmaur. Festungswerke durch den berühmten Ingenieur Speckel aus Straßburg nach den Grundsätzen der europ. Befestigungskunst umbauen. Im Spanischen Erbfolgekriege landete eine engl. Flotte unter Admiral Sir George Rooke, die 21. Juli 1704 in den Gewässern von G. erschien, ein Korps von ungefähr 1800 engl. und holländ. Kriegern, das 4. Aug. unter Anführung des kaiserl. Feldmarschalllieutenants Prinzen Georg von Hessen-Darmstadt die Festung durch einen Handstreich nahm. König Philipp Ⅴ. ließ G., um es wieder zu erobern, vom 12. Okt. 1704 an mit 10000 Mann von der Landseite angreifen, während der Admiral Poyez dasselbe zugleich mit 24 Schiffen an der Seeseite einschloß; allein das Unternehmen wurde teils durch die Batterien des Platzes, teils durch die Hilfeleistung der engl.-holländ. Flotte vereitelt. Auch die Wiederholung des Versuchs 1705 hatte nur die Folge, daß der Admiral Pontis im Hafen selbst eine Niederlage erlitt. Im Utrechter Frieden wurde hierauf durch Separatvertrag vom 13. Juli 1714 der Besitz G.s als Freihafen den Engländern bestätigt. Seitdem that England alles, um G. unüberwindlich zu machen. Mit der steigenden Bedeutung des Platzes stieg jedoch wieder das Verlangen Spaniens, ihn in seinen Besitz zu bringen; daher begann 7. März 1727 eine neue Belagerung, welche durch die Ankunft des engl. Admirals Wager mit 11 Kriegsschiffen ebenfalls einen unglücklichen Ausgang nahm. Spanien mußte im Vertrage von Sevilla 1729 allen Ansprüchen entsagen, begann jedoch 1779 aufs neue, G. zu Wasser und zu Lande einzuschließen. Der engl. Admiral Rodney führte aber der bedrohten Festung Verstärkung und Munition zu, und die Besatzung machte 27. Nov. 1781 unter Anführung des Generals Elliot und des Generals Roß einen siegreichen Ausfall nach der Landseite. Der Plan der Spanier (s. Arçon), durch schwimmende Batterien von der Seeseite aus die Festung zu erobern, scheiterte an Lord Elliots geschickten Gegenmaßregeln (Sept. 1782). Der Friede von Versailles 1783 sicherte endlich den Engländern die Festung abermals. Seitdem wurde G. in allen engl.-span. und franz.-span.-engl. Kriegen nur von der Landseite eingeschlossen. – Vgl. Gilbard, Gibraltar (Gibr. 1882).

Gibson (spr. gibbs’n), John, engl. Bildhauer, geb. 1790 zu Gyffin im nördl. Wales, kam auf die Akademie nach London und 1817 nach Rom, wo er sich für immer niederließ. Erst an Canova, später an Thorwaldsen sich anlehnend, blieb ihm eine glatte, akademische Süßlichkeit bei großer technischer Abrundung eigentümlich. Die Zahl seiner Werke, meist weibliche Gestalten oder Jünglinge, auch einige religiöser Bedeutung, sind sehr groß und wurden in England sehr gefeiert. Zu nennen sind: Schlafender Hirt, Mars und Cupido, Psyche von Zephyren emporgetragen (1821), Hylas von Nymphen überrascht (1826; in der Londoner Nationalgalerie). Vielfachen Widerspruch erregten seine Versuche, eine polychrome Plastik einzuführen. In London, wo G. 1845 auf kurze Zeit war, modellierte er das Bildnis der Königin Victoria zu einer Statue für Windsor; auch wurde er mit der Ausführung der Bildsäule Sir Robert Peels, welche auf Beschluß des Unterhauses in der Westminster-Abtei errichtet ward, sowie der Statue George Stephensons (1851) beauftragt. Großes Aufsehen erregte seine Venus (1854), ein Meisterstück der Technik (s. Tafel: Englische Kunst Ⅲ, Fig. 8); bekannt ist auch sein Relief Amor und Psyche (s. ebd., Fig. 9). Eine schöne Sammlung von Gipsabgüssen der besten Arbeiten G.s befindet sich im Krystallpalast zu Sydenham. G. starb 27. Jan. 1866 zu Rom. – Vgl. Lady Eastlake, Life of John G. (Lond. 1869). ^[Spaltenwechsel]

Gibson (spr. gibbs’n), Thomas Milner, engl. Staatsmann, geb. 3. Sept. 1806 in Trinidad, trat 1837 als Konservativer ins Parlament, ging aber bald zur Freihandelspartei über, wurde einer der einflußreichsten Genossen Cobdens, Mitglied der Anti-Corn-Law-League (s. d.) und focht unter dem Ministerium Peel in erster Linie für die Aufhebung der Getreidezölle, die auch 1846 erfolgte. In dem folgenden Kabinett Russell wurde er 1846 Vicepräsident des Handelsamtes, legte aber wegen Meinungsverschiedenheiten mit seinen Genossen Mai 1848 das Amt nieder. Er bekämpfte die auswärtige Politik Palmerstons und brachte diesen durch die von ihm beantragte Verwerfung der von der Regierung vorgelegten Mordverschwörungsbill (s. Großbritannien und Irland) Febr. 1858 zu Fall. Dennoch übernahm er, als Palmerston Juni 1859 aufs neue ins Amt trat, die Präsidentenstelle im Armenamt und später im Handelsamt, in welcher Stellung er den Abschluß von Handelsverträgen mit Frankreich und andern Staaten betrieb. Seit 1868 hielt er sich von der Öffentlichkeit fern und unternahm größere Seefahrten auf seiner Jacht, an deren Bord er 25. Febr. 1884 an der alger. Küste starb.

Giburg, die Gattin Willehalms, s. Kyburg.

Gibus (frz., spr. schĭbüß), Gibushut, Klapp-Cylinderhut, benannt nach einem Hutmacher G.

Gicht, in der Hüttenkunde die zum Aufgeben der Beschickung bestimmte Öffnung eines Schachtofens. Der um diese befindliche Raum wird Gichtgalerie genannt. Gichtaufzug ist der Aufzug, durch den man die Beschickung zur G. emporhebt. (S. Eisenerzeugung, Bd. 5, S. 924 b fg.)

Gicht (mediz.) oder Zipperlein (Arthritis urica, Urarthritis), eine Allgemeinkrankheit, die sich hauptsächlich durch schmerzhafte Affektion der Gelenke kundgiebt und auf der Ablagerung harnsaurer Salze in den Gelenkknorpeln und den umgebenden Weichteilen beruht. Sie geht von einem krankhaften Zustande der Verdauungswerkzeuge aus und wird in den meisten Fällen durch die naturwidrige Lebensweise der höhern Stände (übermäßigen Fleischgenuß und Unmäßigkeit in dem Genuß von Wein, Bier und andern Spirituosen) und durch Übermaß in sinnlichen Genüssen bei zu geringer Körperanstrengung, mitunter auch durch Entbehrungen und gleichzeitigen Einfluß des Witterungs- und Temperaturwechsels herbeigeführt. Das Alter vom 30. bis zum 60. Jahre, das männliche Geschlecht und starke, kräftige Konstitutionen sind am meisten dazu disponiert; oft ist erbliche Anlage nachzuweisen.

Die G. hat eine akute und chronische Form. Die akute G. beginnt mit überaus heftigen bohrenden oder stechenden Schmerzen in einem Gelenk, gewöhnlich zuerst im Gelenk der großen Zehe (daher auch Podagra, d. h. Fußschmerz, Fußleiden, genannt), das mit den Zeichen der Entzündung anschwillt, dunkelrot, heiß und glänzend gespannt erscheint. Die Schmerzen wiederholen sich in kurzen Zwischenräumen, erst stärker, dann schwächer und hören endlich ganz auf. Denselben Verlauf haben das den Anfall begleitende Fieber und die Ver- ^[folgende Seite]