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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gladii potestas; Gladiolus; Gladstone

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Gladii potestas – Gladstone

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gladiatoren'

von (britischen) Streitwagen herab, die equites und andabatae zu Pferde. Fast alle diese G. trugen Visierhelme, die andabatae aber solche, durch welche sie gar nicht oder so gut wie gar nicht sehen konnten. Die Spiele wurden vorher durch Anzeigen (libelli), die an den Mauern angebracht und in Abschriften verschickt und verkauft wurden, bekannt gemacht, begannen gewöhnlich mit einem Vorspiele mit stumpfen Waffen, dann griff man zu den scharfen Waffen und kämpfte auf Leben und Tod. Doch konnte der Schwerverwundete vom Spielgeber, der aber schon seit der letzten Zeit der Republik regelmäßig die Entscheidung dem Willen des zuschauenden Volks überließ, an das der Gladiator sich wendete, indem er einen Finger erhob, vor dem Todesstreich gerettet werden. Siegreiche G. erhielten Belohnungen, z. B. Palmen und Geld; lang erprobte wurden öfter auf Wunsch des Volks von ihrem Herrn mit einem Rappier (rudis) beschenkt und damit fernern Dienstes enthoben. In der Kunst findet man Gladiatorenkämpfe auf Thongefäßen, Lampen, Gläsern in Relief, auf Gemmen, in größeren Reliefs, Mosaiken, Wandmalereien, auch in Statuetten; in Statuen dagegen scheinen bei den Römern G. nicht dargestellt worden zu sein. Die Gladiatur ist erst unter dem wachsenden Einfluß des Christentums, frühestens zu Anfang des 5. Jahrh., außer Gebrauch gekommen. – Vgl. Friedländer, Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms, Bd. 2 (6. Aufl., Lpz. 1889), und Marquardts Röm. Staatsverwaltung, Bd. 3 (2. Aufl., ebd. 1885).

Gladĭi potestas oder Merum imperium (lat.), das Recht über Leben und Tod, wie es in der Strafgerichtsbarkeit, dem Blutbann, ausgeübt wird. In Rom hatten es in der Kaiserzeit die kaiserl. Gouverneure der Provinzen.

Gladiŏlus L., Schwertel, Siegwurz oder Siegmar, Pflanzengattung aus der Familie der Iridaceen (s. d.) mit gegen 90 Arten in Europa und Afrika. Es sind Zwiebelgewächse mit schwertförmigen Blättern und lebhaft gefärbten Blüten.

An Stelle der früher in den Gärten häufig kultivierten südeuropäischen G. communis L. haben folgende Arten eine gewisse Bedeutung als Zierblumen gewonnen:

  • 1) G. byzantinus Mill., in Südeuropa einheimisch, von G. communis durch größere, lebhafter purpurn gefärbte Blumen unterschieden;
  • 2) G. cardinalis Curt., vom Kap, der 50–60 cm hohe Stengel ist fast in seiner ganzen Länge eine einzige Ähre roter Blumen, deren drei untere Blumenblätter in der Mitte durch einen länglichen weißen oder rosenroten, mit Purpur eingefaßten Flecken verziert sind;
  • 3) G. psittacinus Hook., von Port Natal, Stengel über 1 m hoch, mit einer langen, dicken Traube gelber, auf den untern Blumenblättern purpurn gefleckter Blumen;
  • 4) G. ringens Andr., im Kaffernlande einheimisch, eine schöne Pflanze, deren große veilchenduftige, schieferblaue Blumen mit Violett fein punktiert und gestreift und auf den untern Blumen gelb gefleckt sind;
  • 5) G. cuspidatus Jacq. mit großen isabellgelben Blumen, mit je einem großen dunkelpurpurnen Flecken auf den drei untern Blumenblättern;
  • 6) G. floribundus Jacq. mit purpurnen, weißgefleckten Blumen.

Diese und viele andere zu verschiedenen Zeiten in Europa eingeführte Arten haben durch Kreuzung unzählige Varietäten hervorgebracht, die für den Blumengarten bedeutsam sind. Von allen oben angeführten Arten war G. cardinalis am ausgiebigsten. ↔

Die Genter Gladiōle (G. gandavensis Hort.) wurde in einem belg. Garten durch Kreuzung zwischen G. cardinalis und G. psittacinus erzogen. Sie ist von überaus kräftigem Wuchse und ihre Stengel werden nicht selten gegen 2 m hoch; dabei wird sie, was den Bau der Blumen und die Lebhaftigkeit der Farben betrifft, von keiner andern Art oder Form übertroffen, ja kaum erreicht. Bei der ursprünglichen Bastardform sind die Blumen zinnoberrot, rosenrot schillernd, auf den untern Blumenblättern mit großen gelben Federn verziert, die Staubbeutel violettblau, mit den Blütenfarben lebhaft kontrastierend. Da die Genter Gladiole trotz ihrer Bastardnatur fruchtbar ist, so gingen aus ihr verschiedene zum Teil noch schönere Varietäten hervor. Durch G. floribundus befruchtet, brachte sie ebenso kräftige und reichblühende Formen hervor, unter diesen G. Willmoreanus Hort., mit gelblichweißen, rosa gestreiften Blumen, und durch immer häufigere geschlechtliche Vermischung eine mit jedem Jahre wachsende Menge von Blendlingen, die, zu Gruppen vereinigt, ein unvergleichliches Farbenspiel darstellen. Die Blumenzüchter wählen unter ihren Sämlingen vorzugsweise solche aus, die große, weit geöffnete Blumen, sehr breite und abgerundete Blätter und lebhaft kontrastierende Zeichnungsfarben besitzen. Die Sorten dieser Gladiole vermehren sich so leicht und reichlich durch Brutzwiebeln, daß man nur dann zur Aussaat schreitet, wenn man die Absicht hat, neue Sorten zu erziehen.

Von G. communis L. und der auch in Deutschland häufig vorkommenden G. palustris Gaud. war sonst die Wurzel als Radix Victorialis rotundae, vom Volke Allermannsharnisch oder runde Siegwurz genannt, in mediz. Gebrauch.

Gladstone (spr. gläddst'n), William Ewart, liberaler engl. Staatsmann, geb. 29. Dez. 1809 in Liverpool als vierter Sohn eines reichen Kaufherrn, wurde in Eton und Oxford herangebildet und begann Dez. 1832 seine parlamentarische Laufbahn als konservativer Abgeordneter. Unter dem kurzen ersten Ministerium Peel (1834–35) war er Unterstaatssekretär im Kolonialamt und wurde 1841 unter demselben Vicepräsident des Handelsamtes und Münzmeister, Mai 1843 Präsident des Handelsamtes und Mitglied des Kabinetts. Als Anhänger des Puseyismus (s. d.) veröffentlichte er zwei Aufsehen erregende Werke: «The state in its relations with the church» (Lond. 1838; 4. erweiterte Aufl., 2 Bde., 1841) und «Church principles considered in their results» (ebd. 1841), gegen die sich Macaulay in einem ausführlichen Essay in der «Edinburgh Review» wandte. Im Febr. 1845 trat er seiner kirchlichen Grundsätze wegen aus dem Amte, weil er nicht für die staatliche Dotierung eines kath. Priesterseminars in Maynooth (Irland) stimmen wollte. Schon im Dezember kehrte er jedoch als Staatssekretär für die Kolonien ins Amt zurück, saß aber während der Freihandelsdebatten, an denen er mit seinen «Remarks on recent commercial legislation» (1845) teilnahm, nicht im Parlament, bis er 1847 als Vertreter der Universität Oxford das hervorragendste Mitglied der Partei der Peeliten wurde. Schon hatte in mehrern Fragen seine Abwendung von den Hochkonservativen begonnen; dies zeigte sich besonders, als er nach einer ital. Reise eine Flugschrift «Two letters to the Earl of Aberdeen on the state-prosecution of the Neapolitan government» (1. bis 11. Aufl., Lond. 1851) veröffentlichte, die

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 31.