Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Glühlicht'

Textfigur:
birnförmiges Glasgefäß einschmilzt (s. nachstehende Figur). Schon 1838 machte Jobard in Brüssel den Vorschlag, Kohle, in luftleerem Raume zum Glühen
gebracht, zu Beleuchtungszwecken zu benutzen, und 1844 gab auch de Chanzy, gleichfalls in Brüssel, eine solche Vorrichtung an. Die erste
Glühlampe ist wohl die von Starr in Cincinnati, für den der Engländer King unterm
4. Nov. 1845 ein engl. Patent nahm auf «Anwendung der Glüherscheinungen in Metall- und Kohleleitern zu Beleuchtungszwecken». Er umgab dünne Stäbchen aus
Retortenkohle mit einer Glasglocke, die einen Teil der Toricellischen Leere eines Barometerrohres bildet, in dessen Quecksilber der eine Zuleitungsdraht
hinabreicht, während der andere luftdicht eingeschmolzen ist. Aber die Erfindung war noch nicht reif; es fehlte vor allem an einer brauchbaren Maschine.
An dem Mangel einer solchen scheiterte auch die Lampe von Roberts, der 1852 die Starrschen Versuche mit dünnen
Graphitblättchen wieder aufnahm. Für dauernden Betrieb würde sie aber wohl auch wegen des nicht genügend sichern Luftabschlusses sich nicht geeignet haben:
Zähne und Verschraubungen sind auf die Dauer nicht dicht zu erhalten; eine Erfahrung, die auch die Russen Konn und Lodiguine, von denen der letztere den
1874er Preis der Petersburger Akademie erhielt, und schließlich auch Edison machen sollte.
Die erste wirklich brauchbare Lampe konstruierte 1877–78 Swan in Newcastle. Er benutzte anfangs Kartonpapier, später
einen Baumwollfaden, der vor dem Verkohlen durch Behandeln mit Schwefelsäure pergamentisiert wird, wodurch er seine faserige Struktur verliert und einen
völlig homogenen, metallisch glänzenden Kohlendraht bildet, der dem Strome vorzüglich widersteht. Für die Lebensdauer der Lampe ist möglichste Luftleere
erste Bedingung. Diese ist aber, wie Swan sehr bald erkannte, dauernd nur zu erhalten, wenn neben völligem, durch Einschmelzen zu erzielendem Abschluß nach
außen auch für möglichst vollständige Entfernung der durch die Kohle auf ihrer Oberfläche verdichteten und sehr energisch festgehaltenen Luft durch
andauerndes schwaches Glühen während des Evakuierens gesorgt wird, was man bis dahin völlig übersehen hatte. Eine sehr wesentliche Verbesserung verdankt
die Lampe auch dem Amerikaner Maxim. Derselbe ersetzt zunächst die Luft durch eine Kohlenwasserstoff-Atmosphäre, die durch den glühenden Kohlendraht unter
Ausscheiden von Kohlenstoff zerlegt wird. Dieser setzt sich auf den glühenden Partien des Drahtes an, und zwar vorzugsweise immer auf den schwächsten, dem
Strome den größten Widerstand entgegensetzenden und darum am stärksten glühenden Stellen desselben, wodurch die Ungleichförmigkeiten dieses völlig
ausgeglichen werden, was für die Dauer des Fadens von großer Bedeutung ist. Schließlich wird wie bei Swan unter Glühen evakuiert, wobei zu Gunsten der
Maxim-Lampe der Umstand ins Gewicht fällt, daß der auch bei der besten Luftpumpe unvermeidliche Rückstand Kohlenwasserstoff und nicht wie bei Swan Luft
ist.
Edison endlich führte eine Reihe eleganter Detailkonstruktionen ein, die das G. eigentlich erst handlich
↔ gemacht haben und die durchweg den unzweifelhaft richtigen Gedanken erkennen lassen, daß das neue Licht sich um so eher einführen werde,
je mehr es in seiner Installation und Handhabung der des Gaslichtes sich anschmiege. Und Edison ist es denn in der That auch gewesen, der das G. bekannt
und populär gemacht hat, namentlich auch durch die Errichtung von Beleuchtungscentralen oder, wie man sie heute nennt,
Elektricitätswerken (s. d.), deren erstes, einige 20 Straßen von Neuyork mit Strom versorgendes,
1. Okt. 1882 mit 1284 Lampen in Pearlstreet daselbst eröffnet wurde. Als Material für seinen Kohlebügel benutzte Edison Bambusfaser, Maxim Kartonpapier,
Swan Baumwollfaden; heute werden wohl von sämtlichen Fabriken, als deren bedeutendste in Deutschland die der Allgemeinen Elektricitätsgesellschaft in
Berlin, der Elektricitäts-Maatschappij «System de Khotinsky» in Gelnhausen und die von Siemens genannt werden mögen, Cellulosefäden benutzt.
Die Glühlampen werden zumeist in der Stärke von 16 Kerzen, derjenigen einer guten Gasflamme, aber auch in jeder andern Stärke angefertigt und benutzt. Die
16-Kerzenlampe gebrauchte anfangs gegen 90 Watt oder nahe 0,14 Pferd, heute gebraucht dieselbe nur noch 50 Watt oder etwa
0,07 Pferd; damals hatte dieselbe eine Lebensdauer von gegen 500 Brennstunden und kostete 5 M. pro Stück; heute brennen
gute Lampen ohne Schaden 800–1000 Stunden und darüber und kosten nur noch 2 M. und weniger. G. ist auch eine neuere Form des Gaslichts
(s. Gasglühlicht).
Litteratur. Bd. 27 von Hartlebens Elektrotechnischer Bibliothek: De Fodor, Das G., sein Wesen und seine Erfordernisse
(Wien 1885), und Bd. 42 derselben Bibliothek: Zacharias, Die Glühlampe, ihre Herstellung und Anwendung in der Praxis (ebd.1830).
Glühstoff, der Handelsname einer Sorte Holzkohlenbriquetts, die in regelmäßig geformten sechskantigen Prismen von 2 1/2 cm Höhe
und 3 cm Durchmesser in den Handel gebracht werden. Sie werden dadurch erzeugt, daß auf fein gepulverte Holzkohle ein Gemisch von Teer und Natronlauge
einwirkt, wodurch die Masse plastisch wird und in die erwähnte Briquettform gebracht werden kann, in welcher sie nur etwa den dritten Teil des Raumes der
Holzkohle einnimmt. Durch Verkokung, die bei Weißglühhitze und Luftabschluß geschieht, werden der Holzkohle alle Gase aufs vollkommenste entzogen, wodurch
das Verbrennen der Briquetts vollständig rauch- und geruchlos ohne jedes Funkensprühen unter großer Hitzeentwicklung vor sich geht. Infolge
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 93.