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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gordon (Charles George)

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Gordon (Charles George)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gordon (Geschlecht)'

einem Seitenzweige stammen die heutigen Herzöge von (s. d.), die Hauptlinie starb mit dem 1402 gefallenen Sir Adam G. von Huntly aus. Dessen Tochter Elisabeth heiratete Alexander Seton, der 1408 den Titel Lord von G. und Huntly erhielt. Von ihm stammen die Grafen und Marquis von Huntly (s. d.).

Die G. waren stets treue Anhänger der Stuarts, drei starben für sie im Bürgerkriege: außer dem zweiten Marquis von Huntly und dessen ältestem Sohn Lord George G. noch ein Sir George G., der 1644 zu Edinburgh enthauptet wurde. – Ein Patrick G., geb. 1635, trat um die Mitte des 17. Jahrh. in die Dienste des Zaren Alexéj von Rußland, in dessen Armee er die europ. Taktik einführte. Als Vertrauter Peters I. beförderte er die Thronrevolution von 1689, leitete dann 1696 den Krieg gegen die Türken und starb 9. Dez. 1699. Das von ihm hinterlassene «Tagebuch des Generals P. G.» (veröffentlicht durch M. C. Posselt, 3 Bde., Mosk. Und Petersb. 1849–53) ist für die russ. Geschichte von hoher Wichtigkeit.

Mit George, fünftem Herzoge von G., geb. 1. Febr. 1770, gest. 28. Mai 1836 als brit. General, erlosch die männliche Linie der Herzöge von G.; doch wurde der Titel 1876 zu Gunsten des Herzogs von Richmond erneuert, der seitdem den Titel Herzog von Richmond und G. führt. Der Titel eines Marquis von Huntly und Grafen von Enzie ging an den Grafen George von Aboyne (geb. 28. Juni 1761) über, der von Lord Charles G., einem jüngern Sohne des 1649 hingerichteten Marquis, abstammte und vor der Revolution von 1789 am franz. Hofe unter dem Namen Lord Strathaven bekannt war. Er starb 17. Juni 1853 zu London und hatte seinen Sohn, Charles G., zum Nachfolger, nach dessen Tode, 18. Sept. 1863, sein ältester Sohn, Charles G., geb. 5. März 1847, den Titel Marquis von Huntly und Grafen von Aboyne erbte.

Als Anstifter eines Aufruhrs in London ist Lord George G. (geb. 1751) bekannt, der dritte Sohn von Cosmo George G., dritten Herzogs von G. (S. Huntly.) Eine Toleranzbill für die Katholiken hatte 1778 zu Unruhen fanatischer Presbyterianer von Schottland geführt, die sich dann nach Süden verpflanzten, wo sich George G., früher Seeoffizier, damals Parlamentsmitglied, zu ihrem Führer aufwarf. Am 2. Juni 1780 kam er mit einer Petition gegen die Bill, von Tausenden begleitet, zum Parlamentsgebäude; es kam zu Ausschreitungen, die sich 5. und 6. Juni steigerten; mehrere Häuser wurden zerstört, das Newgate-Gefängnis verbrannt, die Gefangenen befreit. Am 7. herrschte der Pöbel vollkommen, die Behörden schienen von Furcht gelähmt, mehrere Gefängnisse und Häuser gingen in Flammen auf, und ein blutiger Straßenkampf brach aus. Am 8. erst wurde der Aufstand unterdrückt. G. wurde des Hochverrats angeklagt, aber da er an den Unruhen nicht direkt beteiligt gewesen war, freigesprochen. Er ging später nach Frankreich, wurde 1788 wegen einer Schmähschrift gegen Marie Antoinette verurteilt, entzog sich aber der Haft durch Flucht und kehrte nach England zurück, wo er zum Judentum übertrat. Er verfaßte eine heftige Schrift gegen das engl. Gerichtsverfahren, wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt und starb 1. Nov. 1793 im Newgate-Gefängnis.

Gordon (spr. gohrd'n), Charles George, engl. Offizier, auch bekannt als der «Chinesische Gordon» ↔ oder «Gordon Pascha», geb. 28. Jan. 1833 zu Woolwich, besuchte die Militärakademie in Woolwich, trat 1852 in das Geniekorps und nahm an dem Orientkriege und 1860 an dem Schlusse des Krieges gegen China teil. Nach dem Frieden (24. Okt. 1860) bereiste er einen großen Teil von China, wurde 1862 zum Major befördert, und als Li-Hung-tschang, der Gouverneur der Kiang-Provinzen, den engl. Oberbefehlshaber zur Unterdrückung des Tai-ping-Aufstandes um einen Offizier bat, stellte er sich Febr. 1863 an die Spitze eines Korps, mit dem er die Rebellion völlig niederwarf. (S. China, Bd. 4, S. 209b.) Er trat darauf in die engl. Armee zurück, in der er 1864 zum Oberstlieutenant aufgestiegen war, wurde 1865 Ingenieurkommandant von Gravesend und 1871–73 engl. Bevollmächtigter für die Europäische Donaukommission in Galatz. Im Febr. 1874 übernahm er den Auftrag des Vicekönigs von Ägypten, das von Sir Samuel Baker begonnene Werk der Unterwerfung der obern Nilufer bis an die großen Äquatorialseen weiter zu führen, und zog an der Spitze von 2000 Ägyptern und Negern nach dem Sudan. Er nahm sein Hauptquartier in Gondokoro, dann in Ladò, errichtete eine Reihe befestigter Posten bis an die «Großen Seen», bekämpfte mit Erfolg die Sklavenhändler und legte zuerst einen festen Grund für die dortige Herrschaft Ägyptens. Nachdem G. 1877 zum Pascha und Generalgouverneur des Sudan ernannt war, trat er 1879 zurück, war 1880 kurze Zeit Militärsekretär des Vicekönigs von Indien, Marquis von Ripon, und ging sodann nach China, wo er als Berater der chines. Regierung in einem Zwist mit Rußland einen Ausgleich herbeiführte. Kaum nach England zurückgekehrt, ging er als Stellvertreter für einen behinderten Kameraden nach Mauritius, besuchte die Seychellen und erhielt mit seiner Ernennung zum Generalmajor Frühling 1882 den Oberbefehl über die Kolonialtruppen der Kapkolonie. Nach einigen Monaten schon geriet er mit der dortigen Regierung in Zwistigkeiten, nahm seinen Abschied und kehrte im Okt. 1882 nach England zurück. Hier litt es ihn jedoch wieder nicht lange, er ging nach Palästina, wo er einige Zeit zurückgezogen lebte. Gerade wollte er im Auftrag des Königs der Belgier die Führung einer Kongoexpedition übernehmen, als er Jan. 1884 von der heimischen Regierung nach Chartum geschickt wurde, um die ägypt. Herrschaft im Sudan gegenüber dem Mahdi (s. d.) zu behaupten. Mit geringen, ganz ungenügenden Mitteln ausgestattet, brach er sofort auf und wurde an dem Orte seiner frühern Wirksamkeit mit Enthusiasmus empfangen. Er entfaltete eine eifrige Thätigkeit: jedoch die mahdistische Bewegung nahm immer mehr zu, und das Ministerium Gladstone ließ ihn trotz allen Drängens ohne Unterstützung. (S. Sudan.) Als endlich die Hilfe kam, war es zu spät; nach einer zehnmonatigen Belagerung hatte der Mahdi 26. Jan. 1885 Chartum eingenommen, und G. selbst war von den Eindringenden erschlagen worden. Die Nachricht von seinem Tode erweckte eine große und dauernde Teilnahme in ganz Europa. 1888 wurde ihm auf Parlamentsbeschluß auf dem Trafalgar Square in London ein Denkmal (von Thornycroft) errichtet. Seine Briefe und Tagebücher erschienen in folgenden Ausgaben: «Publications of the Egyptian general staff. Summary of letters and reports from the govenor-general» (Kairo 1877), «Reflections in Palestine» (1885), «Letters from

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 165.