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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gorodischtsche - Görres (Guido)
schen Angelegenheiten einer nach drei Steuerklassen !
gewählten Stadtverordnetenversammlung (^orod-
8ka^ äuma, d. i. Stadtrat). Diese wählt ans ihrer
Mitte das Stadtamt (Zoi-oä^aja. upr^a), einen
Verwaltnngsausschuß, dessen Vorsitzender Stadt-
Haupt (Zoi-oä^o^ Folova) heißt. Die Aufsicht über
die städtische Verwaltung hat der Gouverneur. In
der neuesten Zeit ist durch die umgearbeitete Städte-
ordnung vom 11. Juni 1892 die bisherige Selb-
ständigkeit der Stadtverwaltung wesentlich beschränkt
worden. Dem Gouverneur und der Gouvernements-
behörde für städtische Angelegenheiten, die bisher
nur über die Gesetzmäßigkeit der Beschlüsse und des
Versahrens der Organe der städtischen Verwaltung
-M erkennen hatten, ist ein direkter Einfluß auf die
städtische Verwaltung eingeräumt worden, sodah
die Selbstverwaltung wesentlich beschränkt und dem
administrativen Ermessen des Gouverneurs ein
weiter Spielraum eröffnet ist.
Gorodischtsche. 1) Kreis im südöstl. Teil des
russ. Gouvernements Pensa, hügelig, stellenweise
mit Schluchten durchzogen, hat 6881,4 c^m, 164909
E. (darunter Tataren und über 30000 Mordwinen),
Ackerbau, Bienenzucht, Branntweinbrennerei, Tuch-,
Glas-, Papierfabriken.- 2) Kreisstadt im Kreis
G., 51 kin östlich von Pensa, an beiden Ufern der
Kitschkinejka und rechts der Iulowa, hat (1888)
4443 E., Post und Telegraph, 3 Kirchen; Ackerbau,
Viehzucht und Anfertigung von Bastmatten.
Gorodnja. 1) Kreis "im westl. Teil des rnss.
Gouvernements Tschernigow, östlich vom Sosch und
Dnjepr, mit Lettenboden, zum Teil Schwarzerde, und
Töpferthon, hat 4015 qkin, 126 610 E., Ackerban,
Vieh-, Bienenzucht, Töpferei. - 2)Kreisstadt im
Kreis G., 601cm nordöstlich von Tschcrnigow, an
beiden Ufern der durch dieSmjatscbj zurDesna geben-
den Gorodnjanka oder Tschibrisha und an der Linie
Lanowarowo-Romny der Libau-Romny-Eisenbahn,
bat (1888) 3955 E. (davon 36 Proz. Israeliten),
Post und Telegraph, 3 Kirchen, Synagoge.
Gorodok. 1) Kreis im östl. Teil des russ. Gou-
vernements Witebsk, hügelig, mit lebmigem, zum
Teil mit Schwarzerde vermischtem Bodens hat 3626
tikin (davon 89,8 <ikin Seen), 88132 E.; Roggen-,
Hafer-, Flachsbau, Holzausfuhr. - 2) Kreisstadt
im Kreis G., 39 km im NNW. von Witebsk,
an der Neschtschedra und Goroshanka und an der
Straße von Witebsk nach St/Petersburg, hat
(1888) 5739 E., Post, Überreste alter Befestigung,
1 rnss. Kirche, 2 kath. Kapellen, 1 israel. Bethaus;
Ackerbau, etwas Handel und Industrie.
Gorodowoj (russ.), Name der Schutzleute in
russ. Städten.
Gorontalo, Assistentresidcntschaft der nieder-
länd. Residentschaft Menado anf der ostind. Inscl
Celebcs, auf der nördl. Halbinsel, hat 10500 (ikm
und zwei Abteilungen, G. mit 61229 und Limbotto
mit 19 870 C'. Der Hauptort G. an der Südküste,
^itz der Behörden, hat 8000 E., ein Fort, Hafen
und Ausfuhrhandel.
Gorostiza y Eepeda, Don Emanuel Ednardo
de, Diplomat und Lustspieldichtcr, geb. 13. Nov.
1791 zu Veracruz, wo sein Vater Gouverneur war,
Nat 1815 in Madrid als Lustspieldichter auf, wo
ieine Komödien "luäulFßncin, Mrg. toä03", "von
Oie^uitO", "1^8 c08tuml)1'63 äß 9.nt3.5i0" UNd "1^1
cual pai-g. cnai" bald nacheinander aufgeführt und
mit steigendem Beifall aufgenommen wurden. Als
ein eifriger Anhänger der Konstitution von 1820
mußte er nach der Restauration von 1823 nach Eng-
land auswandern. Er vertrat dort und später in
Paris als Botschafter Mexikos die Interessen des
neuen Staates. In dieser Zeit schrieb er sein bestes
Stück, die Komödie "lüonti^o Mu ^ cedoiia.", der
Scribe die Idee zu dem Vaudeville "IIus cliau-
miei'6 65 80H ccenr" entnahm, später wandte er
sich nach Meriko, wo er die Stelle eines Staatsrats
bekleidete und die Direktion des dortigen Theaters
übernahm, für welches er mehrere Lustspiele schrieb.
Er starb 1851 in Tacubaya bei Mexiko. Eine Aus-
wahl seiner frühern dramat. Arbeiten erfchien als
"'lelttro 63cc>Fiä0" (2 Bde., Brüss. 1825); "Inävil-
^6nciH Mi-a. toä08" hat in Laubes "Cato von Eisen"
eine sehr überlegene Bearbeitung gefunden. G.s
Charaktere sind übertrieben, aber mit Geschick ge-
zeichnet, die Fabel ist schwächlich geführt. - Sein
Bruder, Pedro Angel G., hat sich ebenfalls als
Lustspieldichter bekannt gemacht. Einige seiner Dra-
men finden sich im "^le^ti-o moäsi-uo 68Müo1"
(4 Bde., Madr. 1836-38).
Gorove, Stephan von, nngar. Staatsmann,
geb. 1819 zu Pest, studierte daselbst und beschäftigte
sich auch frühzeitig mit Litteratur, später wurde
er in: Tcmcser Komitat Führer der oppositionellen
Partei. 1842-43 machte er eine größere Reise in
Westeuropa, deren litterar. Frucht sein Werk "^n-
Fot" ("Der Occioent", 2 Bde., Pest 1844) ist. Er
schloß sich in Pest den Bestrebungen Ludwig Kossuths
an, veröffentlichte das Werk M6inx6ti86F" ("Na-
tionalität") und wurde 1843 in die Ungarifche Aka-
demie gewählt. 1848 wurde er Mitglied des ungar.
Landtags; er stellte 3. Aug. 1848 den Antrag auf
ein enges Bündnis Ungarns mit dem Deutschen
Reiche', übrigens opponierte er entschieden der
extremen Linken, blieb jedoch der Partei Kossuth
getreu. An der Redaktion der Unabhängigkeits-
ertlärung Ungarns vom 14. April 1849 nahm er
Anteil, ohne sie jedoch zu billigen. Nach dem Tage
von Vilägos floh er in die Türkei und begab sich
von dort nach dem westl. Europa. 1856 kehrte er
in die Heimat zurück. Bei dem Wiederaufleben ver-
fassungsmäßiger Zustände in Ungarn (1861) schloß
sich G. Dcäks Partei an; er war seitdem stets Mit-
glied des ungar. Reichstags, wurde 1867 ungar.
Minister für Äckerbau, Gewerbe und Handel, später
für Kommunikation, trat 1871 aus dem Kabinett
und stand seit 1876 an der Spitze der liberalen oder
Regierungspartei. G. starb 31. Mai 1881 in Pest.
Görres, Guido, Schriftsteller, Sohn von Iofef
von G., geb. 28. Mai 1805 zu Koblenz, begründete
1838 Blätter" (s.d.), deren
Redaktion er bis zu seinem Tode im Geiste seines
Vaters führte, und machte sich namentlich als Ju-
gendschriftsteller im Legendenfach und als Dichter
bekannt. Er starb 14. Juli 1852 in München. Von
seinen Arbeiten sind zu nennen: "Die Jungfrau
von Orleans" (Negensb. 1834; 2. Aufl. 1835),
"Schön Röslein" (Münch. 1838), ein Märchen
mit Zeichnungen vom Grafen Pocci, "Festkalender
in Bildern und Liedern" (mit Pocci und andern,
3 Bde., ebd. 1835-39), "Das Leben der heil. Cä-
cilia in drei Gesängen, gedichtet zu Albano 1842"
(ebd. 1843), "Marienlicder" (ebd. 1842; 2. Aufl.
1844), "Gedichte" (ebd. 1844), "Der hürnen Sieg-
fried und sein Kampf mit dem Drachen" (Schaffh.
1843), mit Lithographien nach Kanlbach. Große
Verbreitung erlangten die Gedichte "Die Gottesfahrt
nach Trier und des Teufels Landsturm" (Kobl. 1844)