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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gortyn - Görz
zuwälzen suchte. Durch das Ergebnis des Kongresses
(Berliner Vertrag vom 13. Juli 1878) gekränkt,
maß G. Vismarct alle Schuld an den Mißerfolgen
Rußlands bei, obwohl dieser für sämtliche For-
derungen Rußlands eingetreten war. Die Ideell!
des Panslawismus wurden offen ausgesprochen
und in Paris insgeheim Unterhandlungen ange-
knüpft, um eine russ.-franz. Allianz zum Zweck
eines gemeinsamen Angriffs auf Deutschland an-
zubahnen. Die Antwort Bismarcks auf diefe diplo-
mat. Feindseligkeiten war die deutsch-österr. Defen-
sivallianz. G. war übrigens bei seinem hohen Alter
nicht der Mann, um große Unternehmungen durck-
zuführeu. Seiner Kränklichkeit wegen lebte er seit
1880 meist in Vaden-Vaden. Aus sein Ansuchen
wurde er 3. April (22. März) 1882 von der Leitung
des Ministeriums des Auswärtigen entbunden und
dieses dem Geheimrat von Giers (s. d.) übertragen.
Er starb 11. März 1883 in Vaden-Vaden; seine Leiche
wurde nach Petersburg gebracht. Seine Biographie
schrieb Ch. Marvin (Lond. 1887).
G. war seit 1838 vermählt mit der Fürstin Maria
Urussow, welche 1853 starb. Aus dieser Ehe stam-
men zwei Söhne: Prinz Michael G., ged.5.^ept.
(24. Aug.) 1839, Gesandter in Bern, Dresden und
seit 1879 in Madrid. - Prinz Konstantin G.,
geb. 17. (5.) Dez. 1841, Hofstallmeister in Peters-
burg, seit 1868 mit einer Tochter des Fürsten
Michael Sturdza vermählt.
Gortyn (Gortyna), alte Stadt dor. Grün-
dung, im Süden Kretas, 11 km oberhalb des
Moors, deren geringe Ruinen beim DorfeHagii
Deka (d. i. die heiligen Zehn) liegen. Die Stadt
war lange die Rivalin von Knosos (s. d.), mit dem
es um die Oberhoheit Kretas Jahrbunderte hin-
durch kämpfte. In der Römerzeit war G. die Haupt-
stadt der Insel. In neuerer Zeit ist die (^tadt be-
rübmt geworden durch eine sehr große, das Stadt-
recht von G. enthaltende Inschrift, die 1884 von
Fabricius und Halbherr entdeckt wurde und seitdem
öfter herausgegeben ist.
Gortys, alte Stadt in der arkad. Landschaft
Kynuria, im obern Thale des Alpheus, am klaren
Bache Gortynios, der mit einem Astlepiostempel
in Verbindung stand, wo, wie es scheint, eine Heil-
anstalt eingerichtet war. In der alten Burg von
Atzilolo haben sich Reste, im mittelalterlichen Ort
Karytäna, südlich der alten Lage, hat sich der Name
Görtz, Adelsfamilie, f. Schlitz. herhalten.
Görtz-Wrisberg, Herm., Graf von, braunfchw.
Staatsmann, geb. 5. April 1819 zu Hannover,
studierte in Göttingen und Jena die Reckte und
trat 1847 als Stabs- und Garnisonauditcur in
den braunschw. Staatsdienst, in welcher Stellung
er 1848 und 1849 den Schleswig-Holsteinschen Krieg
mitmachte. Später war cr im Landesverwaltungs-
und im Finanzdienste thätig. 1870 wurde er zum
Wirkl. Geheimrat und stimmführenden Mitglied
des herzogl. Staatsministeriums und 1883 zum
Vorsitzenden desselben sowie zum Vunoesratsbevoll-
mächtigten ernannt. Nach dem Tode des Herzogs
Nilhelm von Vraunschweig (18. Okt. 1884) führte
G. den Vorsitz bei der provisorischen Negierung des
Regentschaftsrates und verwies den Herzog von
Cumberland mit feinen Ansprüchen auf die Thron-
iolge an Kaiser und Reich. Am 20. Okt. 1885
schlug er dem Landtag den Prinzen Albrecht von
Preußen zum Regenten des Landes vor. Mit der
libernahme der Regierung des Landes seitens des
Prinzen erlosch das Mandat des Rcgentschaftsrates;
G. blieb Vorsitzender des Staatsministeriums. Als
braunschw. Bevollmächtigter führte cr 1886 die
Verhandlungen zum Zwecke einer Militärkonvention
mit Preußen, die darauf 9. bis 18. März zum Ab-
schluß gelangte. Von der Universität Göttingen er-
bielt er 1887 das jurist. Ehrendoktordiplom. Er starb
22. Febr. 1889, nachdem er wenige Tage vorher die
erbetene Entlassung bewilligt erhalten hatte.
Gorup-Besanez, Eugen, Freiherr von, Che-
miker, geb. 15. Jan. 1817 zu Gratz, studierte an-
fangs in Wien, Padua und München Medvzvn,
dann in München und Göttingen Chemie, habili-
tierte sich im Winter 1846/47 in Erlangen, wurde
dort 1849 außerord., 1855 ord. Professor der Chemie
und starb daselbst 24. Nov. 1878. Seine größern
Werke sind: "Anleitung zur qualitativen und quan-
titativen zoo-chem. Analyse" (Vraunschw. 1850;
3. Aufl. 1871), "Lehrbuch der Chemie" (3 Bde.,
ebd. 1861 - 63; Bd. 1: "Anorganische Chemie",
7. Aufl., bearbeitet von Nau 1885; Bd. 2: "Orga-
nische Chemie", 6. Aufl., bearbeitet von H. Ost,
1881; Bd. 3: "Physiol. Chemie", 4. Aufl. 1878).
Gory-Gorki, russ. Kreisstadt, s. Gorki.
Goryn, Gorynj, rechter Nebenfluß des zum
Dnjeprsystem gehörigen Pripet, entspringt im Kreis
Kremenez des russ. Gouvernements Volhynien,
unweit der galiz. Grenze, auf einem Ausläufer der
Karpaten, fließt im allgemeinen nach NNO. und
mündet nach 622 km im Gouvernement Minsk
in zwei 16 km voneinander entfernten Armen. Er
wird schiffbar 10 km oberhalb Ostrog. Das Fluß-
gebiet umfaßt 28 242 <ikm; Hauptnebenfluß isi
rechts der Slutsch (459,8 km).
Görz. 1) Bezirkshauptmannschaft (ohne die
Stadt G.) im österr. Kronlande G. und Gradisca,
hat 760,58 hkm und (1890) 63876 (32813 männl.,
31,063 weibl.) kath. E. (164Deutsche, 2136Italiener,
61118 Slowenen), 11507 Häuser und 12241 Wohn-
parteien in 41 Gemeinden mit 154 Ortschaften und
umfaßt die Gerichtsbezirke Canale, G. (Umgebung)
uud Haidenschast. - 2) G., ital. (lorixia, slowen.
(-oi'icn, Stadt mit eigenem Statut und Hauptstadt
des Kronlandes, in 86 m Höhe
freundlich auf dein linken Ufer
des Isonzo und an der Linie
Nabresina-Cormons der Osterr.
Südbahn, in einer fruchtbaren
ist Sitz eines Erz-
v , ^" D ^ V bifchofs (zur Erzdiöcese Görz-
Gradisca gehören die Diöcefen
Laibach, Parenzo-Pola, Triest-
Capo d'Istria, Vegtia-Arbc), des Görzer Land-
tages und Landesausschusscs, der Vezirkshaupt-
mannschaft G., eines Platzkommandos, Kreisge-
richts und Hauptstcucramtcs sowie einer Handels-
und Gewerbekammer, und bat (1890) 21825 meist
kath. E. (1497 Deutsche, 14860 Italiener und 3567
Slowenen), darunter 224 Evangelische, 93 Griechisch-
Orientalische, 274 Israeliten, in Garnison (1162
Mann) das 7. und 31. Feldjägerbataillon und die
25. Vatteriedivision mit 3 Batterien. Auf einem die
Stadt G. beherrschenden Hügel (175 m) erhebt sich das
jetzt sehr verfallene und teilweife als Kaferne benutzte
Kastell, einst Sitz der Grafen von G., mit einem
dreifachen, von den Venetianern im 16. Jahrh, ange-
legten Wallgürtel mit Bastionen umgeben. An das-
selbe lehnen sich die ältern Stadtteile an, wäbrend
die neuern in die Ebene siä) erstrecken. Die ausge-