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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gras-Mähmaschinen - Graesse
Telegraph, Bezirksgericht (171,?i ^m, 18 Gemein-
den, 28 Ortschaften, 29481. E.), Hauptzollamt; eine
Pfarrkirche (1618), Fachschule für Musikinstrumen-
ten erzeug er, Museum und ist einer der wichtigsten
Fabrikorte Böhmens und Mittelpunkt der Epitzen-
klöppelei des Erzgebirges. Es bestehen je 2 Baum-
wollspinnereien und -Stickereien (in jeder der letz-
tern arbeiten an 80 Maschinen etwa 600 Arbeiter),
eine Perlmutterknopffabrik, vor allem aber Fabri-
kation von Musik-, besonders Blasinstrumenten.
1829 wurde hier die Mundharmonika erfunden;
^860 kam die Erzeugung der Kindertrompete in
Aufnahme, welche jetzt massenhaft hergestellt wird.
Neben der Hausindustrie und dem Kleingewerbe
(139 Instrumenten-, 15 Harmonika- und 14 Bestand-
teilerzeuger) besteht auch eine Großindustrie für Blas-
instrumente. Es wurden 1886 erzeugt: 25200 Stück
Mundharmonik-as, 18391 Metall-, 22416 Holzblas-
instrumente, 10112 Streichinstrumente, 50000
Dutzend Kindcrmusikinstrumente.
Gras-Mähmaschinen, s. Mähmaschinen.
Grasmilbe, die sechsbeinigc Larve einer noch
nicht festgestellten Laufmilbenart, vielleicht die Larve
der Spinnmilbe (s. d.), lebt im Hochsommer an Gras
und andern Pflanzen, wandert gern auf Menschen
und Tiere über, bohrt sich ein und erzeugt ein bren-
Grasmonat, s. April. Anendes Jucken.
Grasmücke (3^1vill), eine Gattung der echten
Sänger. Die hierher gehörigen Arten lassen äußer-
lich zwischen den Geschlechtern ineist keinen Unter-
schied bemerken. Sie haben oberhalb graues oder
dräunlickgraues Gefieder, kräftige, geschildete, die
Mittelzebe an Länge etwas übertreffende Läufe,
lurze Flügel, geraden, dünnen, pfriemenartigen
Schnabel mit etwas übcrgedogener Spitze, und
sind lebhafte Vögel, die in Gärten und Gebüschen
vorzugsweise von Insekten und weichen Beeren
leben. Unter ihnen ist in Deutschland besonders
die Gart engras mucke (8^1vi^ Iwrtsnäig ^M.)
als Singvogel sehr geschätzt, da sie einen zwar nichr
sehr lauten, aber recht angenehmen, flötenden Ge-
sang hat. Das Männchen ist oberscits bräunlich-
asckgrau, von der Kehle bis zum Bauche schmutzig-
weiß, und die äußern Schwingfedern sind einfarbig
aschgrau. Sehr ähnlich ist die Dorngrasmücke
(s^ivia cinsrsli ^"t/5.), aber durch die gelblichweiße
Färbung der Unterseite und durch die roströtliche
Einfassung der äußern Schwing- und Steuerfedern
unterschieden. Die Klapp er gras mucke (8^1viü
cui-i'licH ^ai/i.) oder das Müllerchen wird
15 cin lang und unterscheidet sich von der vorigen
wesentlich nur durch die geringere Größe. Sie ver-
meidet den Wald und liebt Hecken, Gebüsche und
Gärten. Die Mönchsgrasmücke (8)'1viH atri-
(^i)i1I^ ^at/i., s. Tafel: Mitteleuropäische
Singvögel 111, Fig. 3, beim Artikel Singvögel)
ist allgemein unter dem Namen Plattmönch (s. d.)
bekannt. Die größte deutsche Art ist dieSperd er -
gra srnü cke (3)1viH nisoric". ^ee/lst.), deren Gesang
unangenehme Schnarrtöne hat. Sie ist oben tief-
aschgrau, unten weihlich tiefgrau gefperbert, Schwin-
gen und Schwanzfedern dunkelbraun, weiß gesäumt,
und hat lebhaft gelbe Augen. Die westl.' Mittel-
meerländcr bewohnt die Brillengrasmü ck e (87I-
viü conLpicilllU^ ^m'mo?-"). Manche Forscher rech-
nen auch den Heckensänger (s.d.) zu dieser Gattung.
Grasnelke, s. ^iinsri^.
Grasöl oder Gin gergras öl, s. Geraniumöl.
Grasschere, s. Gartengeräte (Bd. ?, S. 555 d).
Grasfe (spr. graß). 1) Arrondissement des franz.
Depart.Alpes-Maritimes, hat 1232,6i ^m, l1891)
86 310 E., 60 Gemeinden und zerfällt in die 9 Kan-
tons Antibes (54,79 qkm, 14 674 E.), Le Bar
(175,15 <ikm, 6897 E.), Eagnes (64,?o c^in, 7204 E.),
Cannes (115,35 qliin, 26 237 E.), Coursegoules
(215,65 ^m, 2298 E.), G. (60,00 c^m, 15 234 E.),
St. Auban (297,65 <ikm, 3271 E.), Et. Bal-
lier (137,52 hkin, 3530 E.), Vence (111,20 ci^m,
6965 E.). - 2) Hauptstadt des Arrondissements
G., liegt 13 lim vom Mittelmeer und 325 in über
demselben, an der Linie Cannes-G. (20 km) der
Mittelmeerbahn sowie an der Dampfstraßenbahn
Meyrarques-Draguignan-G. (162 kin), amphithea-
tralifch am Südabhange des Mont-Rocavignon.
G. hat (1891) 8006, als Gemeinde 14015 E., in
Garnifon das 23. Iägerbataillon, enge und steile
Straften, ein Stadthaus (ehemals bischöfl. Residenz),
Parochialtirche, in einem der Hospitäler drei Ge-
mälde von Rubens und schöne öffentliche Gärten.
G. ist Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz, eines
Handels- und Friedensgerichts, einer Ackerbau- und
einer Gewerbekammer, besitzt ein Theater, ein Kom-
uninal-College, ein Kleines Seminarund eine össent-
liche Bibliothek (11000 Bände) mit wertvollen
Manuskripten. G. ist gegen kalte Winde geschützt,
daher Winterkurort und ausgezeichnet durch herr-
liche Vegetation. Blumenzucht (Orangen, Jasmin,
Rosen, Heliotrop, Tuberosen und Veilchen) und
Fabrikation von Essenzen und Parfümerien sind die
Hauptindustriezweige. Man erntet über 9000001c?
Rosen und 1,85 Mill. 1^ Orangen. Von den 70
Etablissements ist die Parsümerie von Bruno-Court
die größte. Allein nach Köln werden fast für ^ Mill.
Frs. Essenzen ausgeführt. Im Mai, wenn man die
Öle abdestilliert, werden täglich 45000 KZ Rosen-
blätter und I6000K3 Orangenblütcn verbraucbt.
- G. war eine der wichtigsten Städte der Provence,
von 1244 bis 1790 Bischofssitz, wurde im 12. und
14. Jahrh, von asrik. Seeräubern, 1536 bei An-
näherung Karls V. von den Einwohnern selbst zer-
stört, siel 1589 in die Hände der Liguisten und des
Herzogs von Savoyen, befreite sich aber 1593 wie-
der. 1707 belagerte es Prinz Eugen und der Herzog
von Savoyen vergeblich.
Graesse, Joh'. Georg Theodor, Litterarhistori-
ker, geb. 31. Jan. 1814 in Grimrna, studierte seit
1832 in Leipzig unter Hermann Philologie und
war später in Dresden einige Jahre Kollaborator
an der Kreuzschule, daneben seit 1843 Privatbiblio-
thekar des Königs Friedrich August II. 1848 wurde
er Inspektor des Münzkabinetts, 1852 Direktor der
Porzellan- und Gefäßsammlung, 1864 auch zweiter
Direktor des Grünen Gewölbes, zu dessen erstem
und alleinigem Direktor er 1871 ernannt ward.
1878 wurde ihm auch noch die Dircktion der königl.
Münzsammlung übertragen. Er trat 1882 in den
Ruhestand und starb 27. Aug. 1885 in Wacker-
barthsruhe bei Dresden. Seinen Ruf als Literar-
historiker und Bibliograph begründete G. durch sein
gelehrtes, wenn auch etwas ungeordnetes, weder
tief dringendes uock unbedingt zuverlässiges "Lehr-
buch einer allgemeinen Litterargeschichte" (9 Tle.,
Dresd.und Lpz.1837-59). Sein zweites Hauptwerk
ist der "^rsLor äs iivi-63 rareZ st ^i'scisnx" s7 Bde.,
Dresd. 1858-69). Kleinere bibliogr. Arbeiten sind
die "Lidliotlisca mkFica st pusumatica" (Lpz. 1843)
und die "Lidliotiisca pZ^ciwloFica" (ebd. 1845).
Ferner übersetzte G. die "<3s3t3. ^ouiHnoi-iiiii"