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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Guerrazzi - Guerrillas
worin sich das Kapitel "Valia, ^ommuin" und "^.08
^rent68') auszeichnen, als radikalen Politiker, doch
guten Patrioten die kleine Gedichtkette "I^inis I^-
trig.6" (ebd. 1891), als gedankenvollen Pantheisten
das Werk "03 3impi68" ("Die Geistesarmen", 1892).
Guerrazzi, Francesco Domenico, ital. Staats'
mann und Schriftsteller, geb. 12. Aug. 1804 in
Livorno, studierte zu Pisa die Rechte und lebte
dann als Sachwalter in Livorno, unermüdet für
die Freiheit Italiens thätig, weshalb er zu wieder-
holtenmalen gefangen gesetzt und (1830 und 1834)
nach Elba verbannt wurde. 1838 ging er nach
Florenz. Da die revolutionären Kundgebungen in
Livorno Ende 1847 und Anfang 1848 seinem Wirken,
namentlich einem offenen Briefe an Mazzini, zu-
geschrieben wurden, ward er 11. Jan. 1848 abermals
verhaftet und nach Elba abgeführt, trat jedoch, bald
freigelassen, mit Mamiani, Montanelli, Mazzini,
Tommaseo, Gioberti u. a. in Verbindung, gründete
und leitete in Florenz die republikanische Zeitschrift
i<I^'Iuss688idil6" und wurde Abgeordneter. Im Ott.
1848 berief ihn Leopold II. ins Ministerium als
Präsident des Kabinetts mit dem Portefeuille des
Innern. Nachdem der Grohherzog im Febr. 1849
entflohen war, wurde G. vom Parlament mit Mon-
tanelli und Mazzoni zum Triumvir ernannt und
27. März zum Diktator. Als solcher suchte er der
Anarchie zu wehren und widersetzte sich der Prokla-
mation der Nepublik und dem Anschluß Toscanas
an die röm. Nepublik Mazzinis. Nachdem die groß-
herzogl. Regierung wiederhergestellt war, wurde G.
verhaftet und ins Staatsgefängnis nach Volterra
gebracht, wo er die durch dialektische Gewandtheit
berühmt gewordene Verteidigungsschrift "^polo^ia.
äsiia vita politica äi lV v. (^." (Flor. 1851) ver-
faßte. Nach drei Jahren Haft zu fünfzehnjährigem
Kerker mit Zwangsarbeit verurteilt, aber zu lebens-
länglicher Verbannung begnadigt, lebte er auf Cor-
sica, mit litterar. Arbeiten beschäftigt, ^eit 1855
hielt er sich in Savona und Genua auf. An den
Ereignissen von 1859, die ihm die Rückkehr nach
Toscana gestatteten, nahm er keinen Anteil und ver-
brachte den Rest seines Lebens auf einem Landhanfe
bei Livorno. Er starb 23. Sept. 1873 im Fitto di
Cecina bei Volterra und wurde 28. Sept. zu
Livorno beerdigt. G.s Schriften, die von staunens-
werter Gelehrsamkeit, Meisterschaft der Schilderung,
Ursprünglichkcit, kräftigem Stil und einer uner-
schöpflichen, aber zu Ungeheuerlichkeiten geneigten
Phantasie zeugen, sind namentlich "I^a datta^ii^ cli
N6ULV6HW" (4 Bde., Livorno 1827; seither sehr oft
gedruckt: deutsch von Fink, Stuttg. 1853), ein krast-
genialischer Tendenzroman; "Oi-axioui tunedi-i ä'ii-
w8tri Itaiiaiii" (Flor. 1835; neue Ausg., ebd. 1884),
l<I^'a886äi0 äi ^ireuxe" (5 Bde., Par. 1836, unter
dem Pseudonym Anselmo Gualandi; sehr oft
abgedruckt; deutfch von Fink, Stuttg. 1849), "V?-
i-onicn, (^1)0, cincliLLLll. cki H^II (^juliano", histor. Er-
zählung (Livorno 1837), "I^dLiIa 0i'8iiii, dnc1i6383.
<1i Li-acciHiio", histor. Erzählung (ebd. 1844), "^
^iasLppo ^Ig^wi" (ebd. 1848), "^leinorie" (ebd.
1848), "LkHtrick ^onci" (ebd. 1854; deutsch, Hamb.
1858), "?a3liuHi6 Zottocoi-no " (Tur. 1857), "1^3.
torre 6i Xonxa", histor. Erzählung (ebd. 1857),
<^'N8ilio" (ebd. 1857), eine Satire, worin mit großer
Gelehrsamkeit alles niedergelegt ist, was aus Litte-
ratur und Geschichte der Völker über den Esel an-
zuführen ist; "I^^vmls I^oli, 088M la. rotta äi
?<?ul<?Quovo" iMail.1860), "II duco uel mnro" iebd.
1862), "Vita äi ^ulii'65 vorik" (ebd. 1863), "I^olo
?6iicci0ui", geschichtliche Erzählung (ebd. 1864),
"I^H886äio llii^omH" (Livorno 1864). ^amm(una.eu
von G.s Werken sind Livorno (12 Bde.) 1848-49 und
Mailand (15 Bde.) 1868 erschienen; seine "lottere"
gaben Carducci (Livorno 1880-82) und Martini
(Bd. 1, Tur. 1891) heraus. - Vgl. Corona, ^.v. 6.
(Viella 1873); Fenini, 5. v. 6. (Mail. 1873); ders.,
NkH20ui 6 (-. (deutsch von Kitt, ebd. 1875); Bosio,
1^2, vita. 6 16 0Z)6l6 cii ^. v. l^. (ebd. 1877).
Vusrro (frz., spr. gähr), Krieg; (s. ü. outi-ancs
(spr. utrangh) oder ü. inort (spr. mohr), Krieg bis aufs
Messer; N0in äE^uerre ("Kriegsname"), früherName,
den ein als Soldat Angeworbener an Stelle seines
eigentlichen Namens annahm; daher das Pseudo-
nym eines Schauspielers, Künstlers oder Schrift-
stellers; g. la, FU6i'i'6 coinine ü. I", FiiOllO (oder auch
c'63t la. Fußi'i'6), soviel wie: im Kriege gilt Kriegs-
gebrauch, im Kriege ist es nun einmal nicht anders.
Guerrero (spr. gerr-),Staat der Republik Mexiko,
an der Küste des Großen Oceans, hat 66477 hkm
und (1892) 353192 E., d. i. 5 auf 1 ykiu. Der
Ho'henzng der Sierra Madre del Sur scheidet das
Becken des Rio Mercala und die Region der un-
bedeutenden Küstenflüsse. Der nördl. Teil ist vulka-
nisch, der ^üden altkrystallinisch. Das Land ist fast
überall bergig, gehört aber zu den fruchtbarsten in
Mexiko, hat herrliches Klima und ist reich an Silber-,
Gold-, Kupfer- und Magneteifenlagern. In den
Lagunen der Küste wird Salz gewonnen. Im ein-
zelnen ist G. noch wenig erforfcht. Hauptstadt ist
Tixtla (s. d.), .haupthaftn Acapulco (s. d.). G. war
der Hitz der Mizteken-^tämme.
Guerrieri-Gonzäga, Anselmo, Marchcse,
ital. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 19. Mai
1817 zu Mantua, war 1848 Mitglied der Provi-
sorischen Regierung in Mailand, ging mit Aleardi
(s. d.) in einer diplomat. Mission nach Paris, wurde
nach Unterdrückung der Revolution 1849 verbannt,
kehrte 1859 nach Italien zurück und wurde 1860 in
das ital. Parlament gewählt, wo er bis 1876 saß
und mit der Rechten stimmte. Er starb 24. Dez. 1879
auf seiner Villa Paludano bei Mantua. Litterar.
Verdienste erwarb sich G. durch Förderung des Inter-
esses für deutsche Litteratur in Italien; geschätzt sind
seine Übersetzungen von Goethes "Fanst" (Mail.
1862; 2. Aufl. 1872), Treitschkes Schrift über den
Grasen Cavour (ebd. 1872), Goethes "Iphigenia",
"Hermann und Dorothea", "Rom. Elegien" u. a.
Guerrillas (spr. gerilljas), Guerillas, in
Spanien die aus Landvolk und Hirten gebildeten
bewaffneten Banden, die bei feindlichen Einfällen
oder innern Kämpfen den Kleinen Krieg (davon ihr
Name) auf eigene Hand führen. Sie wurden gegen
die Franzosen organisiert und haben im Französisch-
Spanisch-Portugiesischen Kriege (s. d.) von 1807 bis
1814 unter Empccinado, dem Pfarrer Merino und
andern Führern, begünstigt durch die Gebirge und
die feste Bauart der Wohnplätze Spaniens, beson-
ders im Anfange des Krieges, manchen glücklichen
Streich ausgeführt und den Franzosen in jahre-
langen Kämpfen viel zu schaffen gemacht. Im
offenen Gefecht gegen tüchtige Truppen konnten
sie sich nicht behaupten. Auch hatte das eigene
Land durch die G. zu leiden, die polit. Abfall oder
nur Verdacht, selbst Privathändel einzelner Guer-
rilleros durch maßlose Verwüstungen rächten.
Seit jener Zeit sind in den Bürgerkriegen Spaniens
stets wieder G. erschienen.