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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gundobad - Gunnlang Ormstunga
.Hofmeister England und Holland und wurde 1705
Professor an der Adelsakademie zu Berlin und Histo-
rikus bei dem Oberheroldsamt. Der König Friedrich
Wilhelm I. ernannte ihn zum Hofrat und Zeitungs-
referenten; fpäter wurde er sogar Oberceremonien-
meister und als Nachfolger von Leibniz Präsident der
Akademie der Wissenfchaften; auch war er Mitglied
des Tabatskoüegiums Friedrich Wilhelms. Aber
seine Neigung zum Trunke sowie seine Zanksucht und
Eitelkeit untergruben seine gesellschaftliche Stellung
am Hofe und machten ihn zur Zielscheibe des Spottes
der Hofgesellschaft. Seine Erhebung in den Frei-
herrenstand (1724) war kaum ernst zu nehmen. G.
starb zu Potsdam 11. April 1731 und wurde zu
Bornstädt in einem Weinfasse begraben. Seine
Schriften behandeln besonders die Geschichte und
Statistik des brandend, und preuß. Staates. - Vgl.
Leben und Thaten Jakob Paul Freiherrn von G.
(Berl. 1795).
Gundobad (irrig Gundebald genannt), König
des burgund. Reichs, wurde 472 in röm. Dienste
Patricius und erhob Olybrius zum Kaiser. 473 folgte
er feinem Vater Gundioch (s. d.) als König, anfangs
die Herrfchaft mit feinen Brüdern teilend. Da sie
aber Arianer waren, neigten die roman. Unterthanen
mehr zu dem kath. Frankenkönige Chlodwig. Dieser
besiegte mit Hilfe von G.s Bruder Godegisel 500
die Burgunder, aber G. gewann sein Reich wieder,
beseitigte den Bruder und vereinigte so das ganze
Reich, da die andern Brüder schon früher gestorben
waren. Immer aber blieb sein Reich schwächer als
die mächtigen Staaten der Ostgoten, der Westgoten
und der Franken, an deren Grenze es lag und in
deren Kämpfe es, namentlich 507-510, verwickelt
wurde. G. lieh seine Kinder Sigmund und Godo-
mar II. katholisch erziehen und suchte ein besseres
Verhältnis zwischen Burgunden und Romanen her-
beizuführen. Das in diefem Sinne abgefaßte Gesetz-
buch, I^6x Aunäodaäa,, I^oi <3omd6tt6 genannt, hat
noch jahrhundertelang Geltung gehabt. (S. Bur-
gundisches Gesetz.) G. starb 516.
Gundui, eine Art Vastfafern, s. Ooräik.
Gundülit (spr. -titsch), Ivan, oder Gondola,
Giovanni di Francesco, südslaw. Dichter, geb.
8. Jan. 1588 in Ragusa, erwarb sich eine gründ-
liche klassische Bildung, studierte die Rechte und
bekleidete schon in jungen Jahren hohe Ltmter der
Republik Ragusa, auch das des Rsttors (Xus?).
Er starb 8. Dez. 1638 in Ragusa, wo ihm 1893 ein
Denkmal errichtet wurde. Seine Werke bewegen
sich in dem Kreise der damals in Italien herrschen-
den Richtungen, namentlich seine klassische und idyl-
lische Stoffe behandelnden Dramen ("Ariadne",
"Proserpina", "Dubravka" u. a.). Unter feinen
lyrifchen Gedichten ragt hervor "Die Thränen des
verlorenen Sohnes" ("81126 "ina i-a^nwUioFH"'.
auf Grundlage des biblischen Gleichnisses). Sein
berühmtestes Werk, überhaupt das angefehenste
der ganzen südslaw. Poesie, ist sein episches Gedicht
"Osman" in 20 Gesängen (von denen jedoch 14
und 15 fehlen' Nachdichtungen dieser Gefänge ver-
faßten Peter Sorkocevic und Ivan Mazuranic').
Es behandelt den Krieg des Sultans Osman II.
(1618 - 22) mit den Polen (dem Kronprinzen, spä-
tern König Wladiflaw IV.) und dessen Schicksale
und tragisches Ende nach der verlorenen Schlacht
bei Chotim. G. verrät manche Beziehungen zu der
gleichzeitigen serb. Volkspoesie. Von feinen Wer-
ten ist vieles verloren gegangen: das Erhaltene hat
Brockhaus' Konversations Lexikon. 14. Aufl. VIII.
A. Pavic' herausgegeben ("8tg.ri pigei brvatski",
Bd. 9: "VMH lv3.^raug.6iiiiäii1i6k", Agram 1877).
eine Schulausgabe mit Kommentar besorgte Broz
(ebd. 1887). - Vgl. Roman Brandt, Histor.-litterar.
Untersuchung von Ivan G.s Gedicht "Osman"
(russ., Kiew 1879).
Gungl, Joseph, Dirigent und Komponist, geb.
1. Dez. 1810 zu Zsambe'k in Ungarn, war ursprüng-
lich Lehrer, dann Hoboist, später Kapellmeister bei
der Musik des 4. österr. Artillerieregiments. Von
hier aus bildete sich sein Ruf als Dirigent populärer
Konzerte, den er im Laufe der Zeit durch Reisen mit
eigenen Kapellen immer mehr verbreitete. Bleiben-
den Aufenthalt nahm er in München und Frankfurt.
Er starb 1. Febr. 1889 in Weimar. Auch als Tanz-
komponist erwarb sich G. Ansehen.
Gunib. 1) Bezirk im mittlern Teil des russ.-
kaukas. Gebietes Dagestan, gebirgig, mit unzugäng-
lichen Felsen, längs des Karakojsu, hat 4407,8
<ikm und 58 788 E., meist Awaren. - 2) Bezirks-
stadt im Bezirk G. und Festung, 128 km südsüd-
westlich von Temir-Chan-Schura, in einem Engpaß,
am Karakojsu, auf fast senkrechtem, nur an einer
Stelle zugänglichem Felsen (2341 m hoch), hat (1885)
825 E., Post und Telegraph, eine russ. Kirche. - G.
war der letzte Zufluchtsort Schamyls, der sich hier,
nach Erstürmung der Festung 25. Aug. 1859, dem
Fürsten Varjatinftij ergab.
VnuHa.Ii, s. (-au^k.
Gnnnar, s. Günther.
(^nne?" hinter lat. Pflanzennamen bedeutet
Johann Ernst Gunnerus, Bischof vom Stift
Throndhjem, geb. 1718 zu Kristiania, gest. 1773,
der eine Flora von Norwegen schrieb.
Qiuuiörs. "okbra. 2i. et ^. (s. Tafel -.Blatt-
pflanzen, Fig. 3), die einzige in Deutschland in
Kultur genommene Art ihrer Gattung, die zu den
Urticaceen (s. d.) gezählt wird. Sie stammt aus
Chile und ist eine stengellose Staude, deren Hand-
formig gelappte Blätter eine Länge und eine Breite
von 70 bis 80 cm erreichen. Alljährlich erhebt sich
aus dem Herzen des Stocks eine riesige, verlängert
kegelförmige, rötliche Ähre mit Tausenden kleiner,
an sich unbedeutender, auf die Befruchtungswerk-
zeuge zurückgeführter Blüten. Wo diefe Pflanze zur
vollen Ausbildung gelangen kann, da ist sie von
großartigem Effekt, zumal auf dem Gartenrafcn in
vereinzelter Stellung und auf städtischen Schmuck-
plätzen, doch verlangt sie neben einem leichten, feuch-
ten Boden und sehr reichlicher Bewässerung im
Sommer, einen guten Winterschutz in Holzkästen.
Gunnersdorf, Dorf bei Frankenberg (s. d.) in
Sachsen.
Gunnibags(engl.,spr.aönnibäggs),Gunnies,
in Ostindien Säcke und Paatuch aus Jute, zuweilen
auch aus Sunnhanf und andern Faserstoffen, welche
meist in Kalkutta fabriziert und als Emballage jür
Kaffee, Baumwolle u. s. w. verwendet werden.
Gunnies (engl., spr. gönnis), s. Gunnibags.
Gunnlaug Ormstunga ("Schlangenzunge^),
isländ. Skalde, geb. um 983, unternahm Reisen nach
Norwegen und England, hielt sich wiederholt am Hofe
König Ethelreds auf und kehrte 1005 nach Island
zurück. Infolge eines Zweikampfs mit dem Dichter
Hrafn Onundarson wurden beide landesflüchtig;
als sie sich zu Dinganes in Norwegen 1009 trafen,
kam eo abermals zum Holmgang; jetzt töteten sie
einander. Bekannt ist G. O. weniger durch seine
Gedichte, von denen nur wenige Überreste erhalten
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