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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gymnosporangium - Gynäceum
kann. In dem letztern findet bereits vor der An-
näherung des Pollenschlauchs Zellenbildung statt,
wodurch der ganze innere Naum von einem paren-
chymatischen kleinzelligen Gewebe, dem sog. Endo-
sperm, ausgefüllt wird; nachdem dies geschehen ist,
werden aus einzelnen oberflächlich liegenden Zellen
durch verschiedenartige Teilungen die sog. Archego-
nien, früher gewöhnlich Corpuscula genannt, ge-
bildet. Letztere stellen nun die eigentlichen weiblichen
Organe dar, sind ganz analog den Archegonien der
Farne gebaut, man kann einen Archegoniumhals,
einen Archegoniumbauch und in dem letztern die
weibliche Zelle, die Eizelle, unterscheiden. Bei der
Befruchtung selbst dringt der Pollenscklauch bis zu
der Eizelle vor und es treten nunmehr Teilungen in
der Eizelle auf; aus dem untern Teile derselben
wächst allmählich der Embryo heran; nur in wenigen
Fällen wird die ganze Eizelle zur Bildung des Em-
bryos verwendet. Da häufig mehrere Archegonien
zugleich befruchtet werden, findet man gewöhnlich
im unreifen Samen mehrere unausgebildete Em-
bryonen; die G. sind deshalb ein Beispiel für die
sog. Polycmbryonie (s. d.). Im reifen Samen da-
gegen ist in der Negel nur ein ausgebildeter Embryo
vorhanden, da die übrigen verkümmert sind.
Ebenso wie die G. im Bau der Blüte, in der Art
der Befruchtung als Bindeglied zwischen Krypto-
gamen und Angiospermen stehen, so verhalten sie
sich auch in der phylogenetischen Entwicklungsreibe
der Pflanzen. Schon in der Steinkohlenperiode
treten neben den in größter Ausdehnung vorhan-
denen Farnkräutern zahlreiche unzweifclbafte G.
auf, wie die Gruppe der Cordaiteen, die in dieser
Formation schon eine ausgedehnte Verbreitung oe-
sitzt. Ferner finden sich noch Eycadeen und andere
ihnen nahestehende Formen; von Nadelhölzern treten
schon einige Arten auf, die jedenfalls zur Abteilung
der Tarinecn zu stellen sind. In der auf die Stein-
tohlenperiode folgenden Dyas sind die Nadelhölzer
schon bedeutend zahlreicher vorhanden, ebenso auch
die Eycadeen, die hauptsächlich durch die Arten der
Gattung ^leäuiioZH vertreten waren. Die größte
Verbreitung erreichten die G. wohl in der Trias
und der darauffolgenden Juraformation. In der
Kreide treten sie allmählich gegen die nunmehr sich
entwickelnden Angiospermen zurück, behalten aber
noch eine dominierende Stellung. Erst im Tertiär
weichen sie den immer mehr sich ausbreitenden
Angiospermen, um sckließlich in den jüngsten Perio-
den allmählich auf die oben angegebene Artenzahl
der Jetztzeit herabzusinken; aber trotz dieser ver-
hältnismäßig geringen Artenzahl stellen sie doch
noch einen bedeutenden Prozentsatz der gesamten
Pflanzendecke dar. Die am weitesten verbreitete
Gruppe sind die Nadelhölzer. Hierzu Tafeln:
Gymnospermen I und II. Zur Erklärung vgl. die
Artikel: ^Velnit^ia, (^cas, Eibe, Gingkobaum,
<5?!uno3pora.n3inin 2)t7., Pilzgattung aus
der Familie der Nostpilze oder Nredineen (s. d.) mit
uur wenigen Arten, von denen drei in Europa vor-
kommen. Sie leben parasitisch auf Nadelhölzern,
vorzugsweise auf Wacholder-(^uniperus-) Arten.
Das Mycelium wuchert in der Rinde der Zweige
und die Sporenhäufchcn brechen als gelbliche oder
braune gallertartige Massen aus der Rinde hervor,
die zweizeiligen Sporen stehen auf einein langen
^tiel und werden in großer Menge durch eine bci
Einwirkung von Wasser stark aufquellende Gallerte
zusammengehalten. Dieselben treten im Frühjahr
auf und verschwinden im Laufe des Sommers, lassen
aber stets eine Narbe am Zweige zurück und die
Rinde ist an dieser Stelle immer etwas hyper-
trophisch aufgeschwollen. Diese Sporenhäufchen
stellen die Teleutosporenform des Pilzes dar, eine
Uredosorm ist nicht vorhanden, dagegen gehört eine
Äcidienform, die auf andern Pflanzen vorkommt,
in den Entwicklungsgang dieses Pilzes. Es ist das
die früher unter dem Namen Gitterrost (No^wlia)
beschriebene Gattung, die auf einigen Pomaceen,
wie auf den Blättern der Virn- und Apfelbäume,
sowie auf denen einiger Sorbusarten sich findet.
Die Äcidien sitzen auf der Unterfeite der Blätter
oder auch an jungen Früchten, bilden ziemlich große
orangegelbe oder rote Flecken, die etwas polsterartig
verdickt sind; die Acidien sitzen hier zu Gruppen
vereinigt beisammen; sie haben eine eiförmige Gestalt
und die Peridie öffnet sich bei der (^porenreife gitter-
artig durch Längsfpalten, weshalb die Bezeichnung
Gitterrost für diesen Pilz gewählt worden ist.
Zugleich mit den Äcidien erscheinen auf der Ober-
seite der Blätter die Spermogonien, und zwar in
bedeutender Anzahl. Das Blattgewebe wird durch
die Einwirkung des Parasiten allmählich zerstört,
die Blätter bekommen eine gelbe Farbe und fallen
oft schon im Juli ab. Dadurch wird natürlich die
Ausbildung der Früchte unterbrochen, indem die in
den Blättern assimilierten Stosse verloren gehen,
und es kommt bäufig vor, daß die Früchte dann
ebenfalls vorzeitig abfallen. Die häufigste Art ist
(^. ku3cum ^)6>. (I>o(1i80ina, tu8cum Oorc/a), deren
Teleutosporenform auf verschiedenen Iuniperus-
arten, hauptsächlich auf.Innipei-nL gadina, ^., dem
Sadcbaum, vorkommt und deren Acidienform
ill063t6iia cHnceliÄta Aebent., Birnrost) auf den
Birnbäumen sich findet. Von einer andern Art, den
0. ciHvai'iakloi'mae Dd, deren Äcidien Mo68t6im
penicillata F>., Apfel rost) auf Apfelbäumen auf-
treten, lebt die Teleutofporcnform auf dem gemeinen
Wacholder s.Imiii)6i'u3 communis ^.).
N^mnötns, Zitteraal, s. Zitterfische.
V^ninüra., Spitzratten, eine Gattung der
Insektenfresser, s. Igel.
Gympie, Stadt in der brit.-austral. Kolonie
Oueensland, unweit der Küste am Mary, mit Bris-
bane im S. (200 km) und Maryborough im N.
durch Eisenbahn verbunden, hat (1801) 8449 E. und
bedeutende Goldfelder.
Gynäceum <lat.; grch. Gynaikeion), ein nur
in der spätern griech. Litteratur an Stelle des klas-
sischen Ausdrucks lF)'NÄi1<0Qiti8) gebrauchtes Wort
für den innern, hintern Teil des griech. Hauses, der
für die Frau mit ihren Töchtern und Mägden be-
stimmt war. - In der Botanik bezeichnet man
mit G. bei den Angiospermen die Gesamtheit der
weiblichen Geschlechtsorgane in einer Blüte. Das-
selbe besteht aus einem oder mehrern geschlosse-
nen, von den sog. Fruchtblättern oder Karpellen
gebildeten Gehäusen, in denen die Entwicklung der
Samenknospen vor sich geht, und den für die Auf-
nahme der Pollenkörner und Pollenfchläuche be-
stimmten Organcn, die jenen Gehäusen aufsitzen.
Derjenige Teil des G., welcher die Samenknospen
umschließt, wird als Fruchtknoten, Germen
oder Ovarium bezeichnet; die demselben aufsitzen-
den Organe nennt man Stempel, Pistill oder
Griffel; sie tragen an ihrer Spitze die Narben
oder Stigmata. Diejenigen Stellen in der Frucht-