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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Han-kou; Hanle; Hanley; Hann; Hanna; Hannaken

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Han-kou – Hennaken

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Hankel'

gung der materiellen Moleküle der Körper betrachtet und annimmt, daß sich die beiden Modifikationen der positiven und negativen Elektricität nur durch die Richtung ihres Umschwungs unterscheiden. Aus dieser Theorie ergiebt sich eine neue Auffassung der elektrodynamischen Wirkung zweier Ströme aufeinander sowie auch der Vorgänge in den galvanischen Elementen. Seine Untersuchungen hat er teils in Poggendorffs «Annalen», teils in den «Berichten» und «Abhandlungen» der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften mitgeteilt. Besondere Hervorhebung verdienen die «Elektrischen Untersuchungen» (Abhandlung 1–19, Lpz. 1856–92).H. besorgte auch, unter Mitwirkung mehrerer Freunde, die deutsche Ausgabe von Aragos «Werken» (16 Bde., Lpz. 1854–60).

Hermann H., Sohn des vorigen, geb. 14. Febr. 1839 zu Halle a.S., studierte Mathematik erst in Leipzig, dann in Göttingen, wo seine Abhandlung «Zur allgemeinen Theorie der Bewegung der Flüssigkeiten» (1861) mit dem Preise gekrönt wurde. Er habilitierte sich 1863 in Leipzig, wo er 1867 eine außerordentliche Professur erhielt. Noch in demselben Jahre folgte er einem Rufe als ord. Professor der Mathematik nach Erlangen und ging dann 1869 in gleicher Eigenschaft nach Tübingen. Er starb auf einer Reise 29. Aug. 1873 zu Schramberg im Schwarzwald. Von seinen «Vorlesungen über die komplexen Zahlen und ihre Funktionen» erschien nur der erste Teil («Theorie der komplexen Zahlensysteme», Lpz.1867). Nach seinem Tode wurde aus den hinterlassenen Manuskripten von seinem Vater «Zur Geschichte der Mathematik im Altertum und Mittelalter» (Lpz.1874) und von Harnack «Die Elemente der projektivischen Geometrie in synthetischer Behandlung» (ebd. 1875) veröffentlicht. Zahlreiche analytische Abhandlungen, welche in den «Mathemat. Annalen» und verschiedenen andern wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen sind, behandeln hauptsächlich Gegenstände aus der Algebra und Funktionentheorie. Eine eingehende Würdigung der Hankelschen Arbeiten enthält der von von Zahn im 7. Bande der «Mathemat. Annalen» (Lpz. 1874) verfaßte Nekrolog.

Han-kou (Han-kheu, d.h. «Mündung des Han»), Stadt in der chines. Provinz Hu-pe, auf dem 12 m hohen linken Ufer des hier 13–20 m tiefen Han-kiang, an dessen Mündung in den Jang-tse-kiang, ist der wichtigste Handelsplatz des mittlern China und einer der «Fünf Märkte» (H., Fa-tschan bei Kanton, King-te-tschin in Kiang-si, Siang-tan in Hu-nan und Si-ngan-fu in Schen-si). Gegenüber auf dem rechten Ufer des Han-kiang liegt die Stadt Han-jang und beiden gegenüber auf dem rechten Ufer des Jang-tse-kiang Wu-tschang (s. d.), die Hauptstadt von Hu-pe. Alle drei sollen vor dem Tai-ping-Kriege eine Gesamtbevölkerung von mehrern Millionen Einwohnern gehabt haben, wurden aber in diesem Kriege vollständig zerstört. Durch den blühenden Handel hat sich H. seitdem wieder zu einer Stadt von angeblich über 800000 E. erhoben und ist jetzt der Centralpunkt des Handels der Provinzen Hu-pe, Hu-nan, Sze-tschwan und Kwei-tschou. Infolge der Verträge von 1858 wurde H. 1861 dem fremden Handel geöffnet. Zu dem brit. Konsulat kamen seitdem ein amerikanisches, deutsches, französisches, russisches und japanisches. Das Fremdenzollamt fertigte 1889 für Ankunft oder Abfahrt 522 Dampfer mit 488806 t und 533 Segelschiffe ↔ mit 69203 t ab. Verschiedene Dampferlinien vermitteln mehrmals wöchentlich den Verkehr mit dem zu Wasser über 1000 km entfernten Shang-hai. Die handeltreibenden Einwohner gehören großenteils andern Provinzen an, und es ist ihnen gelungen, im Importgeschäft die Europäer, deren es 1866 nur 125 in H. gab, zu überflügeln. Der Wert der Ausfuhr belief sich 1891 auf 20778208, der der Einfuhr fremder Waaren auf 11700716 Taels.

Hanle, Dorf in dem zu Kaschmir gehörenden Lande Ladach. Das hier in 32°48' nördl. Br. und78°56' östl. L., in 4608 m Höhe gelegene buddhistische Kloster ist einer der höchsten stetig bewohnten Orte der Erde.

Hanley (spr. hännlĕ), Municipal- und Countyborough in der engl. Grafschaft Stafford, mitten im Distrikt der Potteries (s. d.), 3 km im NO. von Stoke-upon-Trent, hat (1891) 54846 E., ein mechan. Institut, Museum, Theater, Kunstschule; Fabrikation von Porzellan, enkaustischen Ziegeln und Thonwaren. In der Nähe werden Eisen und Kohlen gewonnen.

Hann, Jul., Physiker, geb. 23. März 1839 in Schloß Haus bei Linz in Oberösterreich, besuchte das Gymnasium in Kremsmünster, studierte in Wien, legte 1864 die Lehramtsprüfung für Mathematik und Physik ab und war 1865–68 Lehrer an den Oberrealschulen in Wien und Linz. 1865 wurde ihm mit Jelinek die Redaktion der «Zeitschrift für Meteorologie» übertragen. Dies gab später Veranlassung zu seiner Berufung nach Wien als provisorischer Adjunkt an der k. k. Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, der damals Jelinek vorstand. 1868 habilitierte er sich an der Universität, wurde 1873 zum außerord. Professor für Physik. Geographie und nach Jelineks Tode (1877) zum Direktor der meteorolog. Centralanstalt und zum ord. Professor an der Universität ernannt. 1872 wurde er korrespondierendes, 1877 wirkliches Mitglied der kaiserl. Akademie in Wien. Außer zahlreichen meteorolog. Abhandlungen verfaßte er von der gemeinsam mit Hochstetter und Pokorny herausgegebenen «Allgemeinen Erdkunde» den ersten Teil, die «Astronomische und physische Geographie» (4. Aufl., Prag 1886), «Handbuch der Klimatologie» (Stuttg. 1883), «Die Temperaturverhältnisse der österr. Alpenländer» (3 Tle., Wien 1884–85: in den «Sitzungsberichten» der Akademie der Wissenschaften), «Atlas der Meteorologie» (als 3. Abteil, von Berghaus' «Physik. Atlas», Gotha 1887), «Die Verteilung des Luftdrucks über Mittel- und Südeuropa» (Wien 1887).

Hanna, Distrikt in Mähren, s. Hannaken.

Hannāken, czech. Hanáci, Singular Hanák, ein czech. Volksstamm in Mähren, in der Hanna, einem Distrikt von ungefähr 1540 qkm, zwischen Olmütz und Wischau, westlich von der March und nördlich von deren rechtem Zufluß Hanna, dem fruchtbarsten Teile des Landes. Sie sind ein kräftiger Menschenschlag und unterscheiden sich von ihren Nachbarn durch eigentümlichen Dialekt, Tracht und Sitte, insbesondere durch eine besondere Vorliebe für schön gebaute und starke Pferde, daher man auch bei ihnen den schönsten Pferdeschlag im Lande trifft. Ebenso eigen sind ihnen Gastfreundschaft, Arbeitsamkeit, größerer Wohlstand und Stolz auf ihre Abkunft,weshalb sie sich auch nicht leicht mit andern vermischen. Musik und Tanz lieben sie leidenschaftlich und ihre Nationalmelodien sind durch die vorherrschenden Molltonarten ausgezeichnet.