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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Harrur - Hartberg
sitzer John Lyon begründete Schule (600 Zöglinge)
für die aristokratischen Kreise, in welcher Byron,
Peel, Palmerston und Sheridan ihre Erziehung ge-
nossen. Direktoreu waren einst I)i-. Vaughan ilnd
I)i-. Vutlcr. Etwa ein Fünstel der Schüler erhält
jetzt statt des gricch. Unterrichts bessere Unterweisung
in neuern Sprachen und ^iatheniatik. Wie in Eton
(s. d.) herrscht hier für Überwachung und Vorbe-
reitung das System der Tutors iu 11 großen und
6 kleiucrn Häusern. - Vgl. Percy Ät. Thornton,
Illn'i'o^v ^<.1l00i llnä it8 LurruuiiäinssZ (1885).
Harrnr, s. Sanium.
Harsch, Harst, in Schweizer Mundart soviel
wie Schar, Haufe.
Harsdörfer, Georg Phil., Gelehrter und Dich-
ter, geb. 1. Nov. 1607, stammte aus einer vorneh-
men Patricierfamilie in Nürnberg, stndierte zu Alt-
dorf und Strasiburg und war dann lange Zeit auf
Reisen in Holland, England, Frankreich und Italien.
Mit seinem Freunde Joh. Clajus stiftete er 1041
zu Nürnberg den Pegnitzorden. Er starb 22. Sept.
1658 als Mitglied des Rates zu Nürnberg. Seine
denlschen und lat. Schriften geschichtlichen, belle-
tristischen und andern Inhalts, unter denen nament-
lich der "Poetische Trichter" (3 Bde., Nürnb. 1647-
50) sich durch seinen Titel eines gewissen Rufes er-
freut, füllen gegen 50 Bände. H. war aber weder
ein gründlicher Gelehrter noch ein wahrhaft dichte-
rischer Geist; auf gewandte Mache und künstliche
Spielereien, die den Einfluß der roman. Litteraturen
verraten, läuft alles hinaus. Die von ihm heraus-
gegebenen "Frauenzimmergesprächspiele" (8 Bde.,
1641; neue Aufl., Nürnb. 1642-40) bilden eine
Art geschickt dialogisierter Encyklopädie. Eine Aus-
wahl seiner Gedichte enthält Müllers "Bibliothek
deutscher Dichter des 17. Jahrh." (Bd. 9). - Vgl.
R. 5>odermann, Bilder aus dem deutschen Leben
des 17. Jahrh. (Paderb. 1890).
Härsfalva (spr. hahrsch-), Klein-Gcmeinde und
Badeort im ungar. Komitat Bercg, in 230 m Höhe,
an dem der Latorcza zufließenden Vicsabacke und
an der Linie Vätyu-Munkacs-Lawoczne (Station
Szolyva-H.) der Ungar. Staatsbahnen (Nordost-
bahn), hat (1890) 1030 ruthen. und magyar. E.,
zwei Quellen, die kohlensäurehaltige Stefaniequelle
und die Eisenquelle, erstere auch zum Trinken benutzt,
ferner eine Kaltwasserheilanstalt, Molkenkuranstalt,
Kursalon und zwei Badchäuscr (etwa 700 Kurgäste).
Harfova, ^tadt in der Dobrudscha, s. Hirsova.
Harfprauget, s. Lule-elf.
Harst, s. Harsch.
Hart, in der Seemannssprache soviel als scharf,
auch knapp. Das Nuder liegt hart am Bord, wenn
es nicht mehr fchräger gestellt werden kann; ein
schiff liegt hart am Wind, d. h. es segelt so hoch
wie möglich Beim Winde (s. d.). Ein Geschütz ist
hart voraus gerichtet (steht in der Hartrichtung),
wenn sein Rohr, soweit als die Lafette und die
Pforte (s. d.) es gestatten, nach dem Bug des
Schiffs zu gedreht ist.
Hart, in seiner Abstammung mit Haar (Höhe,
Berg) zusammenfallend, bezeichnet im Althochdent-
schen und noch im Mittelalter: Berg, Wald, Wald-
gebirge, wurde von alter Zeit her in Ortsnamen
viel verwendet und hat sich in der Bedeutung
"Wald" noch in Dörfern der Rhön und in Tirol
erhalten, dort als Femininum, hier als Mascn-
linum gebraucht. Vielfach in Deutschland ist H.
noch der Name bewaldeter Hügel und Berge. In
den "Weistümern" wird der Schwarzwald als "das
Hard" bezeichnet. In der Bedeutung "Waldgebirge"
hat sich H. und Haar noch in zahlreichen Verbin-
dungen erhalten, wie Haarstrang, Rothaargebirge,
"^pessart u. s. w. Auch der Harz hieß im Mittelalter
noch H. Das Pfälzer Gebirge, die Hardt, Haardt
oder Hard (auch der Hartz), wird in alten Urkunden
fast stets H. geschrieben. (S. Hardt.)
Hart, Heinrich, Dichter und Kritiker, geb. 30. Dez.
185)5 zu Wesel, studierte in Halle, Münster nnd
München Geschichte, Philosophie und neuere Spra-
chen und widmete sich seit 1878 der Schriftstcllerei.
Er leitete mehrere polit. Blätter in Bremen, Glo-
gau und Kiel und siedelte dann nach Berlin über,
wo er in verschiedenen Stellungen thätig war, bi5
er 1887 mit seinem Bruder, Julius H. (s. d.), mit
dem er auch den (nach dem 4. Jahrg. an I. Kürsch-
ner übergegangenen) "Dentschen Litteraturkalender"
begründete, die Theater- und littcrar. Kritik an der
"Täglichen Rundschau" übernahm. Er veröffent-
lichte: "Weltpfingsten. Gedichte eines Idealisten"
(Brem. 1878) und "Sedan. Eine Tragödie" (Lpz.
1883). Mit Julius H. gab er 1878 die "Deutschen
Monatsblätter", 1882-86 die "Kritischen Waffen-
gänge" heraus. Durch letztere haben die beiden
Brüder den ersten Anstoß zu der sog. jungrealisti-
schen Bewegung in Deutschland gegeben. Eine
Fortsetzung erfuhren die "Wafjengänge" durch das
"Kritische Jahrbuch" (2 Hefte, Hamb. 1889, 1890).
H.s Hauptwerk bildet das bis jetzt unvollendete
Epos "Das Lied der Menschheit" (2 Bde., Großenh.
1888), das in 24 Verserzählungen die "gesamte
Entwicklung des Menschen und der Menschheit von
ihren dämmernden Anfängen bis zur tausendfarbi-
gen Gegenwart herauf umspannen" soll. *
Hart, Julius, Schriftsteller, Bruder des vorigen,
geb. 9. April 1859 in Münster, studierte seit Herbst
1877 die Rechte in Berlin, lebte aber bald ausschlies'.-
lich journalistischer und schriftstellerischer Thätigkeit.
Mit seinem Bruder gab er 1878 die "Deutschen
Monatsdlätter" und 1879-82 den "Deutschen Lit-
teraturkalender" heraus, war dann Redacteur an
verschiedenen Orten und lebt jetzt in Berlin. Außer
zum Teil recht gelungenen Übertragungen aus dem
Italienischen ("Italienisches Novellenbuch", mit
Heinrich H., 1882), aus dem Spanischen ("Eine
Blütenlese aus span. Dichtern aller Zeiten", 1883)
und dem Persischen ("Pers. Divan", Halle 1885)
veröffentlichte H. die Gedichtsammlungen "Sansara"
(1879) und "Homo 8uui" (1889), die teilweise
durch glänzende Darstellung ausgezeichnet sind; an
vielen Stellen ebenso dichterisch hervorragend wie
die Gedichte, aber ebenso masilos und leidenschaftlich
unreif sind H.s Traucrfpiele "Don Juan Tenorio"
(l881) und "Dcr Rächer" (1884); einen Fortschritt
bedeutet das bürgerliche Schauspiel "Der Sumpf"
(1886). Ferner erschienen: "Fünf Novellen" (1888),
die Prosadichtung "Sehnsucht" (Berl. 1893) und
eine "Geschichte der Wettlittcratur" (2 Bde., 1893).
H^/'f., bei naturwissenschaftlichen Namen Ab-
kürznng für I. D. W. Hartmann (Naturforscher,
Maler und Kupferstecher zu St. Gallen) oder für
Friedrich Hartmann (Oberamtsarzt in Göp-
pingen,gest. 1851); bci botan. Namen oderInsctten-
bencnnungen ist /Im-t. oder ^i-i//. Abkürzung für
Theodor Hartig (s. d.); vgl. auch ^. ^"-t.
Hartau, Dorf bei Scilzbrunn (s. d.).
Hartberg. 1) Bezirkshailptmalmschaft in Steier-
mark, hat 988,<)i lMi und (1890> 52890 (26063