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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Heinigke; Heinitz; Heinlein; Heinleth; Heinrich; Heinrich I. (König der Deutschen)

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Heinigke – Heinrich I. (König der Deutschen)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Heinicke'

demselben Resultate, die alle Erwartungen übertrafen, und um sich nun ganz dem Lehrerberufe widmen zu können, bat er um seinen Abschied. Der Ausbruch des Siebenjährigen Krieges störte indes seine Pläne. Bei Pirna mit gefangen genommen, wurde er nach Dresden gebracht, floh jedoch bald wieder, zuerst in seine Heimat und von da nach Jena, wo er sich 1757 als Student inskribieren ließ. Von preuß. Werbern verfolgt, ging er 1758 nach Hamburg. Insbesondere auf Klopstocks und Cramers Empfehlung kam er 1760 als Hauslehrer und Sekretär zum Grafen Schimmelmann und wurde 1768 Kantor in dem hamburgischen Klosterdorfe Eppendorf. Hier wurde ihm abermals ein taubstummer Knabe zugeführt, den er zum Staunen aller zum Sprechen brachte. Er folgte hierbei den Angaben der Schrift «Surdus loquens» von Amman (s. d.), vervollkommnete aber die darin angegebene Methode. Nun berief ihn der Kurfürst von Sachsen in sein Vaterland zurück. Er eröffnete in Leipzig 14. April 1778 die erste Taubstummenanstalt in Deutschland, der er bis zu seinem Tode 30. April 1790 als Direktor vorstand. 1881 wurde ihm in Leipzig ein Denkmal errichtet. Seine Witwe und später sein Schwiegersohn Reich führten die Leipziger Anstalt weiter. Ein anderer Schwiegersohn, Eschke, gründete 1788 die Taubstummenanstalt zu Berlin. Die von einem Sohne H.s gegründete Anstalt in Krefeld ging bald wieder ein. Auch um das Volksschulwesen hat sich H. große Verdienste erworben. Er war einer der ersten, die dem Schulschlendrian des 18. Jahrh. energisch entgegentraten und namentlich die Buchstabiermethode bekämpften. Seine Schilderungen der Lehrerbildung und des Lehrerlebens im 18. Jahrh. haben kulturhistor. Wert. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Beobachtungen über Stumme und die menschliche Sprache» (Tl. 1, Hamb. 1778), «Über die Denkart der Taubstummen» (Lpz. 1780), «Über alte und neue Lehrarten» (ebd. 1783), «Wichtige Entdeckungen und Beiträge zur Seelenlehre und zur menschlichen Sprache» (ebd. 1784), «Metaphysik für Schulmeister und Plusmacher» (Halle 1785). – Vgl. Stötzner, Samuel H. Sein Leben und Wirken (Lpz. 1870).

Heinigke, s. Hayneccius, Martin.

Heinitz, Friedr. Anton, Freiherr von, preuß. Staatsmann, geb. 24. Mai 1725 zu Dröschkau in Sachsen, studierte in Kösen, Dresden und Freiberg das Berg- und Hüttenwesen und wurde, nachdem er eine Studienreise nach Schweden unternommen, 1748 als Rat beim Kammerkollegium in Braunschweig angestellt. 1753 wurde er Viceberghauptmann; 1763 trat er als Geh. Kammer- und Bergrat in kursächs. Dienst. Der Plan zur Errichtung der Freiberger Bergakademie ist von ihm entworfen; Chausseebau und Forstwesen förderte er und unternahm auch Reisen nach Frankreich und England. 1777 wurde er von Friedrich d. Gr. als Staatsminister und Chef des Bergwerks- und Hüttendepartements in preuß. Dienste berufen. Die Eisenindustrie und der Steinkohlenbau in Schlesien und der Grafschaft Mark blühten ganz besonders unter ihm auf. Vorübergehend übertrug ihm der König 1783 auch die Leitung des Manufaktur- und Kommerzdepartements; aber seine gemäßigt merkantilistischen Grundsätze auf diesem Gebiete – er war auch ein Gegner der franz. Regieverwaltung – fanden nicht den Beifall des Königs. H. entwickelte sie später in einer nur in wenigen ↔ Exemplaren gedruckten Denkschrift: «Mémoire sur ma gestion des 4ᵉ et 5ᵉ département» (Berl. 1788). Friedrich Wilhelm II. übertrug ihm noch 1787 das Provinzialdepartement von Westfalen und Neuchâtel und später auch das Salz- und Münzdepartement. Nicht gering ist seine Bedeutung auch als Lehrer des Freiherrn vom Stein, der dem selbständigen Geiste und edeln Charakter H.' die wärmste Verehrung bewahrte. H. starb 15. Mai 1802. Er veröffentlichte anonym einen «Essai d’économie politique» (Bas. 1785) und «Mémoire sur les produits du règne minéral de la monarchie prussienne» (Berl. 1786). – Vgl. Reimann, Abhandlungen zur Geschichte Friedrichs d. Gr. (Gotha 1892); Forschungen zur brandenb. und preuß. Geschichte, Bd. 2 (Lpz. 1890) und Bd. 5 (ebd. 1892).

Heinlein, Heinr., Landschaftsmaler, geb. 3. Dez. 1803 zu Weilburg in Nassau, wandte sich auf der Akademie in München vom Baufache der Landschaftsmalerei zu, trat schon 1825 mit zwei großen Tiroler Ansichten auf, welche sein ungewöhnliches Talent und seine Richtung darlegten. Seit 1846 war er Ehrenmitglied der Münchener Akademie, seit 1868 auch derjenigen in Wien. H. liebte großartige Massen, düstere Waldschluchten, Gletscher in geisterhaft wirkendem Lichte. Das Städtische Museum in Leipzig besitzt eine Gebirgslandschaft aus Graubünden (1839), die Galerie zu Karlsruhe eine Landschaft mit der Ansicht von Schloß Tirol, das Hofmuseum in Wien eine Gebirgslandschaft nach einem Gewitter, die Neue Pinakothek zu München zwei Hochgebirgslandschaften. H. starb 8. Dez. 1885 in München.

Heinleth, Adolf, Ritter von, bayr. General der Infanterie und Kriegsminister, geb. 24. Okt. 1823 zu München, trat 1842 aus dem Kadettenkorps in die Armee, wurde 1858 Hauptmann und kam im folgenden Jahre in den Generalstab. Dem Feldzuge 1866 wohnte er als Major und Generalstabsoffizier der 4. Division bei und war im Kriege 1870–71 zuerst als Oberstlieutenant, dann als Oberst Generalstabschef des 1. bayr. Armeekorps «von der Tann». Hier zeichnete er sich besonders 11. Okt. 1870 bei der Einnahme von Orléans aus. Wenige Monate nach seiner Beförderung zum Generalmajor und Brigadecommandeur kam H. 1875 zur Besatzungsbrigade nach Metz, wurde 1878 Generalstabschef der Armee, 1882 Generallieutenant und Divisionscommandeur, dann 1885 Staatsrat und Kriegsminister. In dieser Stellung war er, ganz im Sinne seiner letzten beiden Vorgänger, für die volle Schlagfertigkeit der bayr. Armee und deren vertragsmäßige Übereinstimmung mit dem Reichsheere thätig, bis er Mai 1890 aus Gesundheitsrücksichten seine Entlassung nahm.

Heinrich, deutscher Name, altdeutsch Heimrich, «Fürst des Hauses»; lat. Henricus; frz. Henri; engl. Henry oder Harry.

Heinrich I., König der Deutschen (919–936), geb. 876, war der Sohn Ottos des Erlauchten, Herzogs von Sachsen. Schon bei Lebzeiten seines Vaters hatte H. mit glücklichem Erfolg gegen die angrenzenden slaw. Völkerschaften gestritten. Nach dessen Tode 912 zum Herzog erhoben, mußte er mit König Konrad I., der ihm einen Teil der geerbten Länder, namentlich Thüringen, entziehen wollte, einen harten, wechselvollen Kampf bestehen, der jedoch zuletzt zu seinen Gunsten ausfiel. Auf dem Sterbebette empfahl Konrad seinen bisherigen Gegner H. den deutschen Fürsten als den Würdigsten

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 978.