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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heizeffekt (pyrometrischer) - Heizerschulen
jctzung ergeben: Kohlenstoff - 0,6407, Wasserstoff ^
0,0679, Sauerstoff ^ 0,1745, so ist -^ ^^- ^ 0,0218
0
und H - _oder der disponible Wasserstoff ^ 0,0679
- 0,021" ^ 0,0461, folglich ^V ^ 8080 - 0,6467 ^
0,0461 - 34462 ^ 6814.
Die von Scheurer-Kestner 1867 zuerst in größerm
Maßstabe angestellten Versuche mit dem Kalori-
meter ergaben bedeutende Abweichungen (bis zu
16Proz.) der Formel; dem entgegen errichtete 1878
der Polytechnische Verein zu München eine eigene
Heizversuchsstation, wo die Brennstoffe in einem
großen, den wirklichen Dampfkesseln nachgebildeten
Versuchskessel verbrannt wurden. Die dabei ge-
fundenen Werte stimmten mit den aus der Dulong-
schen Formel berechneten bedeutend besser überein.
Auch spätere Kalorimeterversuche von Schwackhöfer
<1884) und Bunte (1889-90) erwiefen die Brauch-
barkeit der Dulongschen Formel, namentlich für
Steinkohlen. Die vom internationalen Verbände
der Dampfkesselüberwachungsvereinc, sowie vom
Verein deutscher Ingenieure vereinbarte Form der
Dulongschen Formel ("Verbandsformel") lautet
^ > 25005 - 600^,
<"-Z
>V^ 8000 0-^29000
wobei 8 den Schwefelaehalt und ^V den Wasser
gebalt bedeutet. Der bei letzterm stehende Faktor
600 ist die Dampfwärme, und der durch sie ent-
stehende Wärmeverluft 600 ^V muß dann mit in
Rechnung gebracht werden, wenn das Wasser als
Dampf die Anlage verläßt, wie cs in der Praxis
meistenteils der Fall ist.
Heizeffekt,pyrometrischer, Heiztraft, der-
jenige Temperaturgrad, der bei der vollständigen
Verbrennung der einzelnen .Heizmaterialien (s. d.)
erreicht wird. Derselbe läßt sich theoretisch berccb-
nen, wenn die Zusammensetzung (Elemcntaranalysc)
des betreffenden Heizstosfs bekannt ist. Man nimmt
dabei an, daß die gesamte durch die Verbrennung pro-
duzierte Wärme zur Erwärmung der Verbrennung^-
Produkte dient, wodurch stch die Formel ^1' -- er-
giebt, in welker >V den absoluten H. (s. Hcizeffekt,
absoluter) und 8 die specifische Wärme der Vor-
brennungsprodutte bedeutet. Es werde z. V. reiner
Kohlenstoff in reinem Sauerstoff zu Kohlensäure
verbrannt. 1 K55 Kohlenstoff verbrennt zü 3,66 kx
Kohlensäure. Wird die mittlere specifische Wärme der
letztern zu 0,221 angenommen, so sind zur Erwiw
mung von 3,661c? Kohlensäure 3,66-0,22l - 0,^"^^
Kalorien nötig. 1 kg Kohlenstoff produziert ader
bei der Verbrennung in Sauerstoff 8080 Kalo-
rien. Demnach erzielt man eine Temperatur von
,-------^ <>W0 oder rund 10000" 0. Diese hoheTem-
peratur ist jedoch bei den Feuerungsanlagen nicht
zu erreichen, da hier die Verbrennung in atmo-
sphärischer Luft vor sich geht. Der Rechnungsgang
ist dann folgender. Auf 1 ^ Sauerstoff tommen
in der Atmosphäre 3,33 kg Stickstoff, de^en mittlere
spec. Wärme zu 0,244 angenommen werde. 1 1^
Kohlenstoff braucht 2,66 kF Sauerstoff, um zu
Kohlensäure zu verbrennen. Nebenher gehen aber
2,66-3,33 ^ 8,88 K3 Stickstoff, die mit erwärmt
werden müssen und deshalb die Temperatur her-
abziehen. Es ist alsdann die durch Verbrennung
von Kohlenstoff in Luft erlangte Temperatur
8080
-- ^ 2700"
-0,244
Aber auch diese
3,66-0,221^8,8
Temperatur kommt in den Feuerungsanlagen selten
in Betracht, da eine ökonomische Verbrennung nur
bei inniger Mischung der Verbrennungsprodukte mit
Luft und diese Mischung nur bei einem beträcht-
lichen Überschuß (man rechnet gewöhnlich das Dop-
pelte) an Luft möglich ist. Folgende Übersicht giebt
für Kohlenstoff, Wasserstoff und Kohlenoxyd die
Temperaturen und zwar bei Verbrennung 1) in
reinem Sauerstoff, 2) in atmosphärischer Luft, 3) in
doppelten Mengen derselben.
Kohlenstoff . .
Wasserstoff . .
Kohlenoxyd . .
In reinem
Sauerstoff
10 000
6 900
7 060
In Luft
2700
2740
3000
In doppelter
Lnftmenge
1400
1540
1740
Daraus ergiebt sich, daß man in Feuerungs:
anlagen mittels Kohlenoxyd die höchsten Tempera
turen erreicht, was man bei den Gasfeuerungen
(s. d.) benutzt, in denen man die Heizstoffe erst zu
Kohlenoxyd vergast und dieses dann mit Luft zu
Kohlensäure verbrennt.
Heizerschuleu, Schulen zur Ausbildung der
Kesselheizer. Sie verdanken ihre Entstehung der Ein-
sicht, daß durch sachgemäße Vorbildung der Heizer
nicht nur eine ökonomische Ausnutzung der Heiz-
materialien, sondern auch eine Verringerung der
Ursachen der Dampfkesselexplosionen (s. d.) erreicht
wird. Die älteste solche schule ist die vom Hand-
werterverein zu Chemnitz 1868 gegründete. Die
Schüler der H. sind in der Hauptsache bereits prak-
tisch tbatigc Heizer und nur in geringer Anzahl
solche, die erst Heizer werden wollen. Der Unterricht
wird entweder unentgeltlich oder gegen ein geringes
Honorar in den Abendstunden oderSonntags erteilt.
Derselbe erstreckt sich entweder nur auf theoretische
Belehrung oder auch auf praktische Ausführung
des Gelehrten direkt vor dem Kessel und behandelt:
die allgemeinen Berufspstichten des Kesselwärters,
die gebräuchlichsten Dampfkesselsystemr, die Em-
mauerung der Kessel, ihre Behandlung im Still-
stand und in: Betriebe, die Dampfkeffelgarnitur, die
Dampskesseldefekte, die Dampfkesselexplosionen mit
ihren Ursachen und Wirkungen sowie den Mitteln
zu ihrer Verhütung, das Speisewasserund das Brenn-
material, und die Verhaltungsmaßregelnbei Dampf-
aufmachen, bei Dampfverhalten, bei Dampfabarbei-
ten, bci Außerbetriebsetzung des Kessels, bei Rei-
nigung und Revision desselben. Solche H. existieren
in Chemnitz, Hannover (seit 1873), München (seit
1878), Leipzig, Dresden, Magdeburg, Stettin,
Kaiserslautern, Danzig, Elbing, Memel, Königs-
berg, Duisburg, Berlin (seit 1888) u. a. O. Um
auch den Heizern an kleinern Orten Gelegenheit zur
bessern Ausbildung zu geben, sind hier und da Lehr-
turse für ganze Bezirke eingerichtet worden, die in
acht Tagen ununterbrochenen Tagesunterrichts den
theoretischen und praktischen Teil der Unterweisung
erledigt haben. Solche Kurse, ebenso wie nicht regel-
mäßig wiederkehrende Abendkurse sind vielfach von
den Beamten der Fabriken- und Gewerbe-Inspektio-
nen oder denjenigen der Kesselrevisionsvereine abge-
halten worden; so wurden auf Anregung des Säch-
sischen Ingenieur- und Architektenvereins in Sachsen
in den 1.1878-90 an 25 Orten von den Beamten
der königl.Gewerbe-Inspektion 43 Lehrkurse mit 2944