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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hinckley - Hindersin
wesen und um viele gemeinnützige Anstalten Ber-
lins. H. wurde Generalpolizeidirektor und 1853
als Geh. Oberregierungsrat Leiter der Abteilung
für Polizei im Ministerium des Innern. Er besaß
das Vertrauen des Königs, auch die Bürgerschaft
erkannte schließlich seine Verdienste an, aber seine
strenge Unparteilichkeit erregte die Abneigung der
feudalen Kreise, die ihm bureaukratische Herrschsucht
vorwarfen. Als er einen adligen Spielklub schließen
ließ, kam er mit einem Mitglied desselben, einem
Herrn von Rochow-Plessow, in Konflikt und wurde
von diesem 10. März 1856 in der Iungfernheide
bei Charlottenburg im Duell erschossen. - Vgl.
Denkwürdigkeiten aus dem Leben Leopold von Ger-
lachs, Bd. 2 (Berl. 1892).
Hinckley (fpr. -le), Stadt in der engl. Graf-
fchaft Leicester, 20 km im SW. von Leicester, in
der Nähe der alten Watling-Street, an der Eisen-
bahn Birmingham-Leicester, hat (1891) 9638 E.,
Brauerei, Etrumpfwirkerei und Schuhfabrikation.
Hincks, Edward, einer der ältesten Entzifferer
der assyr. Keilschrift, geb. 19. Aug. 1792 zu Cork in
Irland, studierte von 1807 bis 1811 in Irwit?
Ooiis^L zu Dublin, wurde 1825 prot. Rektor in
Killyleagb (Grafschaft Down), welchen Posten er
bis zu seinem 3. Dez. 1866 erfolgten Tode inne-
batte. Seit 1833 wandte er sich den hieroglyphifchen
Studien zu, die er in 12 Abhandlungen in der
"Dudiin Hniv6l8it^ It^vi^v" und den "NeiuoirL"
der Irischen Akademie bis 1854 verfolgte. Die
Entdeckung von Ninive trieb ihn zur Entzifferung
der assyr. Keilschriften, in der er feit 1846 mit genia-
lem Scharfsinn bahnbrechend wirkte. Er erkannte
zuerst den syllabaren Charakter der assyr. Schrift,
las die Namen Sanheribs und Nebukadnczars wie
eine große Menge anderer nichtassyr. Eigennamen,
erklärte viele Worte und Phrasen und beschäftigte
sich mit histor. und archäol. Fragen, die er nament-
lich in den "1ran8actwn8 ol t1i6 Ii.0^^1 Irisli ^ca.-
ä6m^" besprach. Die zahlreichen Schriften H.', von
denen befonders feine Abhandlung "0n ^.^i-ian
V6rb8" im ""lournai ol 83.ei'6ä i^tei-atui-L " (1855
-56) und die "8p6cini6n c1illpt6i-8 ol an ^88^1-ian
Frg.iuiiiHi'" im "^ourng.1 of t1i6 I^o^ki ^siatic
socist^" bahnbrechend gewirkt haben, sind ver-
zeichnet in den "^rHN8acti0N8 ol tlie ^M6licau
0ri6N^I 8oci6t7" (1888, S. 23 fg., 192 fg.).
Hind (fpr. Hemd), John Russell, engl. Astronom,
geb. 12. Mai 1823 zu Nottingham, erhielt 1840
eine Anstellung als Assistent an der magnetischen
Abteilung der Sternwarte in Greenwich, beteiligte
sich 1844 bei der Erpedition zur Bestimmung der
Länge von Valentia und wurde dann Observator
auf dem Privatobservatorium Bishops im Regents-
park. Hier entdeckte er von 1847 bis 1854 zehn
Planetoiden und fand mehrere Kometen auf, von
denen der eine (1847) bei vollem Tageslicht sichtbar
ward. Außerdem beschäftigte er sich mit der Be-
obachtung veränderlicher Sterne und berechnete über
70 Planeten-und Kometenbahnen. Am bekanntesten
ist H. als Herausgeber des für die gesamte Schiff-
fahrt äußerst wichtigen "Aautical ^linHuac", dessen
Superintendent er von 1853 bis 1891 war. Von
seinen Schriften verdienen Erwähnung: "^Lti-ono-
mical vocadulai-v" (Lond. 1852), "Inti-oäuctiou to
Nätronon^" (3. Aufl., ebd. 1863), "On tds expecteä
returu ok tiiL Freat conikt ot' 1264 and 1556" (ebd.
1848), "N6 8oi3.i- 8M6M" (ebd. 1846) und "O^criz)-
tiv6 N'6Ht^6 oii coiusts" <ebd. 1859).
Hindeloopen, Hinlopen, altertümliches
Städtchen der niederländ. Provinz Friesland, 22 ^in
füdlich von Harlingcn an der Zuidersee gelegen, hat
(1889) 1094 E. und ist bekannt durch die eigentüm-
liche Kleidertracht, welche die dortigen Frauen, wie
auch die des zwischen H. und Stavoren gelegenen
Dorfes Molkwerum, von den übrigen Friesinnen
unterfcheidet. Die eigenartige, Zuidhoeksch ge-
nannte Mundart von H. weicht von den andern
Westfries. Mundarten stark ab, wird aber immer mehr
verdrängt. Der Ort war seit 1370 Hansestadt.
Hindenburg, Karl Friedr., Mathematiker, geb.
13. Juli 1741 zu Dresden, besuchte das Gym-
nasium zu Freiberg, studierte in Leipzig und wurde
dort 1781 außerord. Professor der Philosophie,
1786 ord. Professor der Physik. Er starb 17. März
1808 zu Leipzig. H. hat sich als Erfinder der "kom-
binatorischen Analysis" bekannt gemacht. Unter
seinen Schriften sind zu erwähnen das mit Bernoulli
herausgegebene "Leipziger Magazin zurreinen und
angewandten Mathematik" (Lpz. 1786-89), das
"Archiv der reinen und angewandten Mathematik"
(ebd. 1794-1801) und die "Sammlung kombinato-
risch-analytischer Abhandlungen" (ebd. 1796,1800).
Hindernisrennen (engl. 8t66pi6-c1i3,86), im
Gegensatz zu Flachrennen die Pferdewettrennen, bei
denen natürliche oder künstliche Hindernisse (Grä-
ben, Hecken, Mauern) genommen werden müssen.
Die engl. Bezeichnung (Kirchturmrennen) stammt
von den früher üblichen Wettritten quer über Feld
nach dem Ziel eines Kirchturms.
Hindernisse (militär.), Gegenstände im Gelände
oder besonders hergestellte Anlagen, durch die dem
Angreifer im wirksamen Feuerbereich des Verteidi-
gers Aufenthalt verursacht oder derselbe genötigt
wird, bestimmte im kräftigsten Feuer der Verteidi-
gung liegende Stellen zu feinem Vorgehen zu be-
nutzen. Man unterfcheidet natürliche H., d. h.
alle Dinge, die ohne weitere Nachhilfe die Gang-
barkeit des Geländes beeinträchtigen, wie steile Ab-
hänge, Weickland, Gewässer, Mauern, Einfriedi-
gungen aller Art u.s.w., und künstlicheH. Letztere
zerfallen nach Art ihrer Herstellung in folgende
Gruppen: 1) H. in Erde: Graben, Wolfsgruben;
2) H. in Holz: Palissaden, Sturmpfähle, Cäsar-
pfählchen, Verhau, fpan. Reiter; 3) H. in Eisen:
Drahthindernisse, Fußangeln; 4) H. durch Wasser:
Versumpfung, Anstauung, Überschwemmung; 5) H.
durch Pulver: Fladderminen. H. überhaupt haben
einen um so größeren Einfluß auf das Vorgehen des
Angreifers, je weniger er auf das Vorhandensein
derselben vorbereitet ist; befonders wirksam sind sie
gegenüber nächtlichen Angriffen.
Hmdersin, Gustav Eduard von, preuh. General,
geb. 18. Juli 1804 zu Wernigerode, trat 1820 in
die 2. Artilleriebrigade, wurde 1830-37 zur Allge-
meinen Kriegsfchule und zur Topographischen Ab-
teilung des Generalstabes kommandiert, 1842 zum.
Hauptmann und 1846 zum Major befördert. Im
Generalstabe leitete H. die Topographische Abtei-
lung , bis er im Sommer 1849 bei Eröffnung des
Feldzugs gegen die bad. Infurgenten dem unter
Peuäer vereinigten Vundeskorps zuerst als Gene-
ralstabsofsizier, bald danach aber als Chef des Ge-
neralstabes beigegeben wurde. BeiLadenburg wurde
er von den Insurgenten gefangen genommen und
nach Rastatt gebracht, vor Übergabe dieses Platzes
aber wieder in Freiheit gesetzt. Zum Generallieute-
nant avanciert, erhielt H. im Kriege gegen Däne-