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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hosius (Bischof von Ermland) - Hospitalbrand
verdeckende Glaubensformel annehmen, worauf er
nach Cordoba zurückkehren durfte.
Hosms, Stanislaus, Kardinal und Bischof von
Ermland, geb. 5. Mai 1504 zu Krakau, studierte
dort, in Padua und Bologna die Rechte, kehrte 1533
nach Polen zurück und ward in der Kanzlei König
Sigismunds I. beschäftigt. 1538 erhielt H. ein Ka-
nonikat zu Frauenburg, später ein folches zu Krakau,
ließ sich darauf zum Priester weihen und ward 1549
Bischof von Kulm, 1551 von Ermland. Dabei war
H. fortwährend in diplomat. Angelegenheiten thätig
und übernahm wichtige Missionen an Karl V., Ferdi-
nand I., Philipp II. u. a. Um den Protestantismus
zunächst in Polen zu vernichten, übergab er der Pro-
vinzialsynode zuPetrikau1551 seine "^0nt688i0 üäsi
ckliLtiaiiHk catkolicas". Als apostolischer Legat
wirkte H. 1560 zu Wien für die Wiedereröffnung des
Trio entmischen Konzils und wurde 1561 zum Kar-
dinal ernannt. 1561-63 befand sich H. zu Trient
unter den Legaten, die das Konzil leiteten. 1568
gründete er den Jesuiten das Seminar, das jetzige
I^c6um Il08jaQuiii, zu Braunsberg; 1569 bestellte er
für seine Diocese einen Koadjutor und begab sich nach
Rom, ward 1573 päpstl. Großpönitentiar und starb
5. Aug. 1579 zu Capranica bei Rom. Seine Schriften,
meist polemischen Inhalts, sind gesammelt: "Opera.
-onmia" (2 Bde., Köln 1584); seine "^pistolas 6t
oi-Htioii68" gaben Hipler und Zakrzewski (Bd. 4 u. 8
der "^cta. Qiätoi-ica re8 ß63t3.8 kolouiaL iiiusti-an-
tia.", Krakau 1879-88) heraus. - Vgl. A. Eich-
horn, Der ermländ. Bischof und Kardinal Stanis-
laus H. (2 Bde., Mainz 1854-55).
Hosmer, Harnet, amerik. Bildhauerin, geb.
6. Okt. 1830 zu Watertown (Massachusetts), er-
lernte die Anfangsgründe ihrer Kunst bei dem Bild-
hauer Stephenson in Boston. Im Herbst 1852 ging
sie nach Rom und bildete sich in dem Atelier von
Gibson weiter aus. Von ihren zahlreichen Statuen
sind zu nennen: Önone (1855, Marmor), Beatrice
Cenci (1857), Puck auf einem Pilze reitend, Zenobia
in Ketten (Kolossalstatue), Schlafender und Wachen-
der Faun und Thomas H. Benton (in Bronze, für
den Lafayette-Park in St. Louis). Bei der Kon-
kurrenz für das sog. Freedmen's Monument zu
Ehren Lincolns trug ihre Skizze den Sieg davon.
Sie hat ihren ständigen Aufenthalt in Rom.
Hospenthal, s. Sankt Gotthard.
"ospss (lat., Mehrzahl Ü08M68), Fremder,
Gast, Gastfreund; aber auch Gastwirt; auch soviel
wie Hospitant (s. Hospitieren); pro do8M6, als Gast
oder Hospitant.
"ospioo (frz., spr. ospihß), s. Hospiz.
Hospital oderSpital (vom lat. K08P68, Fremd-
ling, Gast), eine Anstalt, in welcher Hilfsbedürftige
aufgenommen und verpflegt werden. Namentlich
begreift man in Deutschland unter diesem Namen
sowohl Armen- und Versorgungshäuser als auch
eigentliche Krankenanstalten, während die Franzosen
erstere als 1i98pic68, letztere als I10M3.UX unter-
scheiden. Die H. als allgemeine Einrichtung sind erst
in der christl. Zeit entstanden. In den frühesten
christl. Gemeinden legten die wohlhabendern Ge-
meindeglieder milde Beiträge zur Verpflegung der
Armen und Kranken in die Hände der Bischöfe,
denen die Sorge der Verwendung oblag, wobei es
sich bald als zweckmäßig herausstellte, daß die Hilfs-
bedürftigen in einem Hause vereinigt wurden.
Einem solchen Hause wurde ein Hospitalmeister vor-
gesetzt, dessen Pflichten und notwendige Eigenschaf-
ten schon auf dem Konzil zu Nicäa 325 einer Berat-
schlagung unterlagen. Das erste namhafte H. wurde
von Vasilius d. Gr. bei Cäsarea 370 gegründet und
vom Kaiser Valens reich ausgestattet, worauf nach
und nach mehrere andere entstanden, sodaß es in
Rom allein im 9. Jahrh, schon 24 H. gab. Die Auf-
sicht über dieselben, welche bisher die Bischöfe selbst
geführt hatten, erhielten später die Diakonen. Nach
Entstehung der geistlichen Orden wurden damit
häufig Klöster verbunden, sodaß nun Mönche und
Nonnen die Wartung und Pflege der Armen und
Kranken übernahmen. Eine bedeutende Vermehrung
der H. bewirkte zur Zeit der Kreuzzüge die Einschlep-
pung des Aussatzes in das Abendland. 1225 zählte
man in Franl reich an 2000 Aussatzhäuser (lepro-
301-13.). Seit dieser Zeit und infolge der fchweren
Epidemien im Mittelalter machte sich mehr und mehr
das Bedürfnis nach einem vollkommenern Hospital -
wefen geltend. Während früher die Begründung
von H. jeder Art fast nur von Vermächtnissen und
frommen Stiftungen abhing, gelangte man allmäh-
lich dahin, daß die Gemeinden planmäßig aus
ihren Mitteln für Errichtung und Unterhaltung
solcher Anstalten sorgten und daß endlich auch die
Staatsregierungen im Interesse der öffentlichen
Wohlfahrt und Ordnung sich in der verschiedensten
Weise an dem Hospitalwesen des Landes beteiligten.
Gegenwärtig ist daher keine bedeutende Stadt der
civilisterten Welt mehr ohne H. Auch scheidet man
in unserer Zeit die H. nach ihrem Zwecke streng in
Versorgungsanstalten (s.d.), in denen nur Ver-
lassene, Schwache, Gebrechliche oder Unheilbare Auf-
nahme finden, und in eigentliche Heilanstalten
(s.Krankenhaus),welchenursolcheKranke aufnehmen,
deren Zustand eine ärztliche Behandlung zuläßt.
Schwimmende H. sind Schiffe, welche wie die
Lazarettfchiffe (s. d.) zur Krankenpflege eingerichtet
und entweder frei beweglich oder im Fluß oder auf
See verankert sind. Sie sind neuerdings, nament-
lich in England und während der fchweren Cholera-
epidemien 1892 in Rußland, vielfach zur energischern
Isolierung infektiöser Kranker und zur Quarantä-
nierung Verdächtiger verwendet worden.
Hospitalbaracke, f. Baracke (Bd. 2, S. 392a).
Hospitalbrand, Wundbrand, Wundfäul-
nis oo?r Wunddiphtherie (6iiiiZi'H6QH 11030-
comiHÜL), eine der Diphtheritis nahe stehende mias-
matisch-kontagiöse Wundinfektionskrankheit, welche
zu ausgedehnter brandiger Zerstörung von Wun-
den und Geschwüren führt und, sich felbst über-
lassen, in der Regel durch Blutvergiftung oder
Erschöpfung mit dem Tode endet. Die Krankheit
herrscht zeitweilig epidemisch in unsaubern, schlecht
ventilierten, mit chirurg.Kranken überfüllten Hospi-
tälern und hat in frühern Zeiten unter den Verwun-
deten erschreckend viele Opfer gefordert, während
sie neuerdings, seit Einführung der antiseptischen
Wundbehandlung (s. Wunde), kaum mehr vorkommt.
Man unterscheidet zwei Formen des H.: bei der
einen, der sog. pulpösen Form, bedecken sich so-
wohl die frischen Wunden als auch die ältern, schon
in Heilung und Benarbung begriffenen sehr bald
mit einer gelblichen, schmierig breiigen Masse, welche
sich nach der Fläche ausbreitet und auch die um-
gebende, bis dahin gesunde Haut überzieht, wogegen
sich bei der andern sog. ulcerö'sen Form unreine
scharfrandige jauchende Geschwüre bilden, welche
rasch in die Tiefe greifen und die brandige Zer-
störung der benachbarten Muskeln, Nerven, Knor-
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