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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hughes (Thomas) - Hugo (Abt von Flavigny)
Morse-Schrift arbeitenden Schreibtelegraphen (s.
Elektrische Telegraphen, Bd. 5, S. 1008 u. 1009)
auf langen internationalen Linien ein.
Hughes (spr.juhs), Thomas, engl. Schriftsteller
und Politiker, geb. 20. Okt. 1823 zu Ufsington
(Berkshire), studierte in Oxford, wurde 1848 in
Lincoln's Inn an die Barre berufen und wirkte als
Advokat. Seinen Ruf als Schriftsteller begründete
der Roman "I'om Lro^n'8 Lonool-äÄ)^" (1856 u. ö.;
deutsch von E. Wagner, Gotha 1867; auch Nürnb.
1892), der ein vorzügliches Bild von dem Leben
in den öffentlichen Schulen Englands gab. Die
Fortsetzung "^om Lro^n at Oxford" (1861) war
weniger erfolgreich. Außerdem veröffentlichte H.
"äcoui-inF ol tds ^vtlits dor86" (l.858) und "^Ikr^cl
t1i6 ^l6Ht" (1869). Von 1865 bis 1868 saß er als
einer der liberalen Abgeordneten für Lambeth im
Nnterhause, 1868-74 vertrat er den Flecken Frome,
aab aber dann die polit. Laufbahn auf. Mit seinen
liberalen Gesinnungen eine streng hochkirchliche Ge-
sinnung vereinigend, veröffentlichte H. 1878 die
Schrift <c^d6 oiä (üdurcll; ^vliHt gdaii >V6 äo ^itd
it?" und 1879 die Erbauungsschrift "^Q6ui3.iilin638
ok^drisv). 1880 begründete er eine Kolonie in dem
waldigen Hochland des Staates Tennessee, beson-
ders für jüngere Leute aus den höhern Mittelklassen.
Die Kolonie trat unter dem Namen "I^n^d^" ins
Leben, scheiterte jedoch bald an ökonomischen Schwie-
rigkeiten. Später erschien von ihm "^ inemoii- of
Daniki NcNillHu" (1882), "I^ils ol Ligkozi k>H36r"
(1887), "I^iviiiF8t0U6" (1889) und "I^ola g>nä td6
eäucationkl.! 8^8t6in ol tlie <l68uit8" (1892).
Hughes-Nelais (spr. juhs reläh), s. Elektrische
Telegraphen (Bd. 5, S. 1013a).
Hugi, Franz Ios., schweiz. Naturforscher, geb.
23. Jan. 1796 zu Grenchen im Kanton Solothurn,
studierte in Landshut kath. Theologie, später in Wien
Naturwissenschaften, die er durch die Gründung des
Naturhistorischen Mufeums und des Botanischen
Gartens zu Solothurn förderte. Er war eine Zeit
lang Direktor des Waifenhaufes und Lehrer an der
Realschule zu Solothurn und wurde 1833 Professor
der Physik, 1835 der Naturgeschichte am Lyceum
daselbst, aber 1837 entlassen, weil er zum Pro-
testantismus übergegangen war. H. starb 25. März
1855 zu Solothurn. Seiner jetzt gänzlich aufge-
gebenenTheorie über die Gletscher sind die Schriften
"Über das Wesen der Gletscher" (Stuttg. 1842) und
"Die Gletscher und die Erratischen Blöcke" (Soloth.
1843) gewidmet. Ferner schrieb er "Die Erde als
Organismus" (ebd. 1841) und "Naturhistor. Alpen-
reise" (ebd. 1830). Nach H. ist der Hugisattel
am Finsteraarhorn benannt. j^ges (s. d.).
Hugli, der westlichste Mündungsarm des Gan-
Hugo der Große oderder Abt, Graf von Pa-
ris und Herzog von Franc ien, Sohn des Grafen
Robert von Paris, aus dem Geschlecht der später
sog. Kapetinger, war seit 923 der mächtigste Große
m Nordfrankreich, und nur religiöse Bedenken sollen
ihn verhindert haben, selbst die Krone zu nehmen;
er begnügte sich, ihre schwachen karoling. Träger
zu lenken. Nach dem Tode seines Schwagers,
des Königs Rudolf, setzte er (936) den Karolinger
Ludwig IV. ä'0nti-6iu6r ein und erwarb für sich
Burgund. Als Ludwig sich gegen seine Bevormun-
dung auflehnte, nahm er ihn 945 gefangen; der
Kaiser Otto I., der Schwager der beiden, stiftete
946 frieden. Auch nach Ludwigs Tode 954 machte
H. keme Ansprüche auf die Krone, die nun Ludwigs
Sohn, Lothar, erhielt. H. starb Juni 956. Nach
einer Volkssage, der auch Dante (Fegefeuer, XX, 52)
folgt, war H. der Sohn eines Pariser Fleischers.
Ihm folgte sein Sohn Hugo Capet.
Hugo Capet (d. h. wahrscheinlich "Grohkopf"),
Stifter des kapetingischen Königshauses, Gras von
Paris und Herzog von Francien (956-996),
Sohn des vorigen und einer Schwester Kaiser
Ottos I., begnügte sich zuerst, wie sein Vater, damit,
der Mächtigste zu sein, und überließ die Krone
dem karoling. Schattenkönig Lothar. Als dieser
986 starb und ihm sein kinderloser ^ohn Ludwig V.
987 folgte, ließ H. sich von den Großen zu Senlis
zum König ausrufen und 3. Juli 987 in Reims
krönen. Zwar war noch ein Bruder Lothars übrig,
Karl, der aber deutscher Vasall war, weil ihm Kai-
ser Otto II. 977 Niederlothringen verliehen hatte.
Karl eroberte mit Hilfe mehrerer franz. Großen
Laon und Reims, wurde hier aber von H. belagert,
zur Ergebung gezwungen und starb gefangen 991.
Von Karls Söhnen begnügte sich der älteste, Otto,
mit dem väterlichen Herzogtum Niederlothringen,
die andern flüchteten nach Deutschland. So wurde
H.s Königtum nicht weiter bestritten; durch Nach-
giebigkeit und Schenkungen bemühte er sich, die
Anerkennung der Vasallen zu erlangen; dennoch
fiel Aquitanien ab. Unter Kämpfen starb H. 24. Okt.
996; ihm folgte sein schon 988 zum Nachfolger ge-
krönter Sohn Robert. - Vgl. von Kalckstein, Ge-
schichte des franz. Königtums unter den ersten
Capetingern (Lpz. 1877).
Hugo der Große, Graf von Vermandois, Sohn
Heinrichsl. und BruderPhilipps I. von Fran kreich,
erlangte 1080 durch seine Gemahlin die Grafschaft
Vermandois, beteiligte sich am ersten Kreuzzug 1096
und ging über Italien nach Durazzo, wo er auf
Befehl des byzant. Kaisers Alerios I., den er durch
seinen Hochmut beleidlgt hatte, gefangen gesetzt
wurde. Nach längerer Haft in Konstantinopel frei-
gelassen, schloß er sich einem Kreuzheere unter dem
Herzog Wels IV. von Bayern u. a. an, das 1101
dem neugegründeten Königreich Jerusalem Hilfe
bringen wollte, aber in Kleinasien von den Türken
fast ganz vernichtet ward. H. entkam zwar, starb
aber 18. Okt. 1101 zu Tarsus.
Hugo, König von Italien (926-947), war
von taroling. Abkunft, drängte sich als König von
Niederburgund an die Stelle eines durch Berengar
von Friaul (905) geblendeten Vetters Ludwigs III.
und nahm, 925 gegen Rudolf II. von Oberburgund
vom Adel nach Italien gerufen, Ludwigs III. An-
sprüche auch hier auf. Zum König (926) gekrönt,
verständigte er sich mit Rudolf II., welchem er 929
gegen Überlassung Italiens Niederburgund abtrat.
Er suchte nun (932) durch Vermählung mit Marozia
(s. d.), Tochter der Theodora, Rom und die Kaiser-
krone zu gewinnen, wurde aber von Marozias Sohn
Alberich II. (s. d.) verjagt. Er heiratete dann Ru-
dolss II. Witwe Vertha (s. d.). Gegen sein Gewalt-
regiment erhob sich 945 der lombard. Adel unter
Berengar II. (s. d.) von Ivrea und rief Otto I. nach
Italien, vor welchem H. floh; seinen Sohn Lothar
ließ er als König von Italien zurück, er selbst starb
947 in Arles.
Hugo, Abt von Flavigny, Geschichtschreiber,
geb. 1064, ward Mönch in St. Vannes, mußte 1085
aus polit. Gründen flüchten, wurde 1096 Abt von
Flavigny bei Dijon, bald wieder vertrieben und nun
entschiedener Gegner der röm. Kirchenpolitik im In-
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