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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Huyghens’ Princip

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Huyghens (Constantijn) – Huyghens’ Princip

nung in der königl. Bibliothek; auch wurde er Mitglied der Akademie. Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes verließ er Paris und kehrte in sein Vaterland zurück, wo er fortan ganz den Wissenschaften lebte. H.’ Entdeckungen erstrecken sich über beinahe alle Zweige der obengenannten Wissenschaften. Die Optik verdankt ihm die Verbesserung der Fernrohre; er verfertigte eine Anzahl derselben von ungewöhnlicher Größe und schenkte selbst der königl. Akademie in London zwei, deren eins 38 m und das andere 41 m Fokallänge hatte. In seiner Abhandlung «Von dem Licht» stellte er die Undulationstheorie des Lichts auf (s. Huyghens’ Princip); auch gab er eine sinnreiche Erklärung der doppelten Brechung des Lichts im isländ. Krystall. 1655 entdeckte er den größten der acht Satelliten des Saturns, dessen Umlaufszeit er berechnete, und nachher auch die Ringform des Gebildes, von dem der Saturn umgeben ist. Um die Mathematik und Geometrie machte er sich verdient durch seine Komplanation der Konoide und Sphäroide, seine Methode, die Rektifikation der Kurven auf die Quadratur derselben zurückzuführen, durch seine Quadratur der Cissoide; ferner durch die Auffindung der wahren Gestalt der Kettenlinie, durch die Auffindung der Tautochrone, durch die Erfindung und Ausbildung der Theorie der Evoluten und durch die Formeln über die Centrifugalkraft derjenigen Körper, die sich in der Peripherie eines Kreises bewegen. Sein Hauptverdienst aber besteht in der zuerst von ihm vorgeschlagenen und ausgeführten Anbringung des Pendels an die Räderwerke der Uhren, wodurch diese einen sichern und gleichförmigen Gang erhielten. Er war es auch, der die Länge des einfachen Sekundenpendels als Normallängenmaß vorschlug und zugleich zeigte, daß die Länge dieses Pendels das einfachste Mittel giebt, die Beschleunigung zu bestimmen, welche frei fallende Körper durch die Schwere erlangen. H. starb 8. Juni 1695 im Haag. Er schrieb: «Horologium oscillatorium» (Par. 1673), «Systema Saturnium» (1659), «Traité de la lumière» (hg. von Burckhardt, Lpz. 1885; deutsch von Lommel, ebd. 1890). Seine Werke gab Gravesande (4 Bde., Leid. 1724 und Amsterd. 1728) heraus. Eine neue Gesamtausgabe der Werke veranstaltet die Holländische Gesellschaft der Wissenschaften (Bd. 1‒4, Haag 1888‒91).

Huyghens (Huygens, spr. heuch-), Constantijn, Herr von Zuylichem, holländ. Dichter, geb. 4. Sept. 1596 im Haag, erhielt eine ausgezeichnete Erziehung und wurde 1625 Geheimschreiber der Prinzen von Oranien, welches Amt er 62 Jahre lang treu verwaltete. Seine ganze übrige Zeit widmete er der Poesie. Er starb 28. März 1687 im Haag. Abgesehen von seiner oft dunklen Sprache ist er einer der ursprünglichsten Dichter Hollands. Seine Gedichte gab er selbst u. d. T. «Otia, Ledighe uren» (1625) und «Korenbloemen» (1658‒72) heraus (neue Ausg. von Bilderdijk, 1824; von van Vloten, 8 Tle., Schiedam 1864; von Worp, Groningen 1892 fg.). Besonders sind zu nennen: «Costelick Mal» (Middelb. 1622; Leeuw. 1865, hg. von Verwijs), «Batava Tempe» (Middelb. 1622; Leeuw. 1824) und «Hofwyck» (Haag 1653; hg. von Eymoel, Culemborg 1888). Auch veröffentlichte er 1625 lat. Gedichte u. d. T. «Momenta desultoria». Neuerdings erschienen von ihm: «Mémoires» (hg. von Jorissen, Haag 1883) und «Musique et musiciens au 17<sup>e</sup> siècle. Correspondance et œuvres musicales de Const. H.» (hg. von Jonckbloet und Land, Par. 1883). – Vgl. Jorissen, Const. H. (Amsterd. 1871), und sein Tagebuch, hg. von Unger (ebd. 1885).

Huyghens’ Princip, eine für das Verständnis der Natur des Lichts wichtige von Huyghens aufgestellte Theorie, zu deren Erläuterung Folgendes diene. Wenn man auf die in einer Geraden liegenden gleich weit von einander abstehenden Punkte a-m (s. nachstehende Fig. 1) einer Wasserfläche in gleichen Zeitintervallen Steinchen fallen läßt, so entsteht durch jedes später einfallende Steinchen ein kleinerer Wellenkreis. Der Raum, auf den sich die Wellenbewegung beim Auffallen des Steinchens in m erstreckte, ist zwischen den Geraden m p, m q eingeschlossen. In den Geraden m p, m q treffen die Wellenberge der Einzelwellen am dichtesten zusammen und stellen eine stärkere geknickte Wellenlinie p m q dar. Bewegt sich ein Schiff gleichförmig von a nach m, so erzeugt es am Bug in jedem Augenblick solche Einzelwellen, die zusammenwirkend die Bugwelle p m q bilden. Hierbei ist sin α = v/w′ wenn der Winkel p m a mit α, die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Wellen mit v, die Geschwindigkeit des Schiffs mit w bezeichnet wird. Huyghens stellt sich nun vor, daß die von einer in O erregten Welle getroffenen Teilchen a, b, c, d, e (Fig. 2) sich in gewisser Beziehung ebenso verhalten, als ob in ihnen die Wellen erst erregt würden, die fortschreitend und zusammenwirkend die Welle m n o p q bilden. Das Verständnis des einfachen Falles einer Kugelwelle wird hierdurch nicht erleichtert, wohl aber dasjenige komplizierterer Fälle.

Eine aus sehr großer Entfernung kommende, also ebene, senkrecht gegen einen Schirm fortschreitende Welle trifft alle Punkte der Schirmöffnung a b (Fig. 3) zugleich. Die von diesen Punkten ausgehenden Einzelwellen treffen am dichtesten und gleichzeitig in dem a b kongruenten und parallelen Ebenenstück a′ b′ zusammen, ebenso nachher in aʺ bʺ u. s. w., woraus die geradlinige Fortpflanzung des Lichts verständlich wird. Die Wirkung in einem seitwärts liegenden Punkt P (Fig. 4) fällt sehr verschieden aus, wie Fresnel bemerkt hat, je nachdem die Wegunterschiede der in P zusammentreffenden Wellen viele Wellenlängen oder nur einen Bruchteil einer Wellenlänge betra- ^[folgende Seite]

^[Abb. Fig. 1.]

^[Abb. Fig. 2.]