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Instanz - Instinkt
Instanz (lat., von iii8wi-6, bei etwas bestehen,
6Nk' L^che verfolgen), ursprünglich Bitte, An-
trag, Betrieb, in der Gerichtssprache das durch
einen Antrag veranlaßte Verfahren, hauptsächlich
und noch heute die Stufen des Verfahrens (In-
stanzenzug) von verschiedenen einander über-
geordneten Gerichten (erste I., Berufungsinstanz,
Revisionsinstanz) und die Abstufungen dieser Ge-
richte. (S. Gericht.) Über ^dsolutio ad iu8ta.iit,iI.,
Entbindung von der I., s. Inquisitionsprozeß.
Instanzengerichte,militärische,die Spruch-
gerichte im Strafverfahren über Militärbeamte, in
welchem zwei Instanzen zugelassen sind. Der An-
geschuldigte hat das Rechtsmittel der weitern Ver-
teidigung gcgen eine Verurteilung; ob gegen den
Freigesprochenen, um eine Bestrafung, gegen den
Verurteilten, um eine härtere Bestrafung herbei-
zuführen, bez. auf Grund weiterer Beweismittel,
ein Rechtsmittel (der Aggravation) stattfindet, be-
stimmt sich nach den Landesgesetzen.
In st3.tu yno (lat.), in dem Zustand (in dem
sich etwas befindet), im gegenwärtigen Zustande.
Instaurieren (lat.), wieder in Stand setzen,
wieder aufrichten, erneuern; davon das Substantiv
Instauratio n.
Inster, soviel wie Kaldaunen und Gekröse.
Inster, Fluß im preuß. Neg.-Vez. Gumbinnen,
entspringt nordöstlich von Pillkallen und bildet
2 km unterhalb Insterburg mit der Angerapp (s. d.)
den Pregel (s. d.). Die I/ist 75 km lang, aber nur
1,8 km aufwärts für kleine Kähne fahrbar.
Insterburg. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez.
Gumbinnen, hat 1200,44 ^m, (1890) 71782
(34956 männl., 36 826 weibl.) E., 1 Stadt, 245
Iandgemcindenund 92 Guts-
^V bezirke. - 2) Kreisstadt im
/ Kreis I., 90 km östlich von
l Königsberg, an der Angc-
rapp und In st er, die sich hicv
' zum schiffbaren Pregel ver-
einigen, und an den Linien
Königsberg - Eydtkuhnen,
Thorn-I. (301,^0 km), I.-
Memel (146,i km) und der
Nebenlinie I.-Lyck (118,8 km) der Preuß. Staats-
bahnen, ist ^itz des Landratsamtes, eines Land-
gerichts (Oberlandesgericht Königsberg) nlit 6 Amts-
gerichten (Darkchmen, Goldap, Gumbinnen, I.,
Pillkallen, Stallupönen), eines Amtsgerichts, Pro-
viantamtes, des Kommandos der 37. Kavallerie-
brigade, einer Handelskammer und Reichsbank-
tommandite, hat (1890) 22227 (11143 männl.,
11084 weibl.) E., darunter 437 Katholiken und
348 Israeliten, in Garnison (1157 Mann) das
1. Bataillon des 41. Infanterieregiments von
Voyen, die 2. bis 5. Eskadron des 12. Ulanenregi-
ments, die 1. bis 2. und die 4. Abteilung des 1. Feld-
artillerieregiments Prinz August von Preußen,
Postamt erster Klasse mit Telegraph, Vahnpostamt
mit zwei Zweigstellen und Telegraph, zwei evang.
Kirchen, ein Schloß, ein königl. Gymnasium mit
Realgymnasium (Direktor Laudien, 26 Lehrer, 13
Gymnasialklassen mit 353 Schülern, 5 Realklasscn
mit 66 Schülern), eine höhere Mädchenschule, Fort-
bildungsschule, Provinzialstrafanstalt, bedeutendes
Landgestüt, landwirtschaftliche Versuchsstation, Vor-
schußverein und bedeutenden Handel mit Getreide,
Flachs und Landesprodukten. - I. ist als Schloß
vom Teutschen Orden erbaut worden, war eine
Komturei und wurde 1317 in eine Pflege verwan-
delt. 1525 wurde die Pflege aufgehoben und I.
Sitz eines Amtes; 1583 erhielt es Stadtrechte. -
Vgl. Toews, Chronik der Stadt I. (Insterburg 1883).
Inftigieren (lat.), anreizen, anstiften, aufhetzen;
in8tiFHut6 äiadölo, auf Anreizung des Teufels;
Instigation, Anreizung, Anstiftung.
Inftillation (lat.) oder Einträufelung, in
der Medizin die tropfenförmige Anwendung von
Flüfsigkeiten auf kranke Körpcrstellen, ist bei Krank-
heiten der Augen und des Gehörorgans üblich und
wird meist vermittelst besonderer Vorrichtungen
(Glasstäbchen, Tropfenzähler u. dgl.) ausgeführt.
Instinkt (lat.) oder Naturtrieb, bei tierischen
Wesen jeder bewußtlose und unwillkürliche Antrieb
ihrer Thätigkeit. Er äußert sich teils im Begehren
oder Vermeiden, teils im Schaffen oder Zerstören
u. dgl. Der I. ist meist angeboren, da er sich ost
sogleich mit dem Dasein eines tierischen Wesens
äußert; doch mag manches, was man aus Un-
kenntnis der Tieyeele oder aus Unachtsamkeit auf
diefelbe für I. erklärt, wohl ein Ergebnis teils
wiederholter Beobachtung, teils der Nachahmung
und Angewöhnung fein. Es giebt I., welche allen
tierifchen Gefchöpfen gemein sind, z. V. der Nah-
rungs- und Geschlechtstrieb, andere, welche nur
besondern Tierarten eigen sind, z. V. den Wasser-
vögeln der Trieb, im Wasser zu schwimmen. Noch
andere Triebe sind an periodische Bedingungen
und Verhältnisse gebunden, z. B. bei Zugvögeln
der Trieb zu Versammlungen und Wanderungen.
In den I. der Tiere, insbesondere insofern sie sick,
5. B. bei den Bibern, Bienen u. s. w., als Kunst-
triebe äußern, ist viel überraschendes und Unerklär-
bares, indem manches Tier in demjenigen, was
seine Interessen angeht, vermöge seines I. klüger
und scharfsinniger zu Werke zu gehen scheint, als
der denkende Mensch nur irgend "könnte. Man hat
daher den I. auch wohl als eine unbewußt und
blind wirkende Vernunft aufgefaßt, weil er einer-
feits mit den Wirkungen der Vernunft wetteifert,
andererseits ohne Willkür und ohne Bewußtsein
seine Bewegungen mit derselben Blindheit verrichtet,
womit die sog. Reflexbewegungen im Muskelsystem
auf die ihnen entfprechenden Reize eintreten.
Am bestimmtesten und ausgeprägtesten treten die
I. bei den Tieren auf, während die Naturanlage
des Menfchen auf die Entwicklung der vernünftigen
Überlegung berechnet ist. Beim Menfchen wird da-
her der I. von der geistigen Bildung zurückgedrängt;
bei Verwilderung tritt er wieder hervor und macht
auch in Zuständen der Krankheit sich nicht selten
geltend. So zeigt sich z. V. bei Personen, die viel
Säure im Magen haben, ein Trieb, erdige Stoffe
(Kreide, Thon) zu genießen. Öfters ist dies cin I.,
welcher ein inneres, der Krankbeit angemessenes
Bedürfnis verkündigt, dessen Befriedigung nicht nur
unschädlich, sondern sogar heilsam ist. Aus dem-
selben I. trinkt der Eskimo in der strengen Po-
larkälte Thran in Menge, um den intensiven
Atmungs- und Verbrennungsprozeh im Innern
seines Körpers durch reichliche Zufuhr von Koh-
len- und Wasserstoff zu unterhalten. Aber auch
mitten in die Thätigkeiten der bewußten Vernunft
mischt häufig ein gewisser I. sich wirksam und
erfolgreich ein. Denn das, was man cinen rich-
tigen Takt zu nennen pflegt fowohl im Urteil als
in der Handlungsweife, ist vielfach ein der bewuß-
ten Überlegung zu Hilfe kommender dunkler An-