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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ionische Naturphilosophie – Ipecacuanha

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Ionische Inseln'

(ebd. 1886); Hidromenos, Ὁ ὑπέρ τῆς ἐθνικῆς ἀποκαταστάσεως ἀγὼν τῶν Ἑπτανησίων 1815‒64 (Korfu 1889); Maurojannis, Ἱστορία τῶν Ἰονίων νήσων 1797–1815 (2 Bde., ebd. 1889).

Ionische Naturphilosophie (Ionische Schule), die älteste Richtung der griech. Philosophie, wie sie sich ursprünglich in den ion. Kolonien Kleinasiens entwickelte. Vertreter derselben sind die drei Milesier Thales, Anaximander, Anaximenes, der Epheser Heraklit; im weitern Sinne rechnet man dazu wohl auch Anaxagoras von Klazomenä mit seiner Schule und Diogenes von Apollonia.

Ionischer Stil, s. Griechische Kunst (insbesondere Taf. I, Fig. 3).

Ionischer Vers, s. Ionicus.

Ionische Säule, s. Säulenordnung.

Ionische Schule, s. Ionische Naturphilosophie.

Ionisches Meer, Teil des Mittelländischen Meers zwischen der Westküste von Epirus und des Königreichs Griechenland und der Ostküste von Calabrien und Sicilien, bildet den Meerbusen von Tarent zwischen Calabrien, Basilicata und Terra d’Otranto, den Korinthischen Golf (Golf von Patras) zwischen dem Peloponnes und dem griech. Festlande, den von Arkadia und den von Koroni (Messenischen Busen) im W. und SW. des Peloponnes und den Golf von Arta zwischen Griechenland und dem türk. Wilajet Jannina.

Ionische Tonart, s. Kirchentöne.

Ionten, s. Elektrolyse.

I. O. O. F., Abkürzung für Independent Order of Odd Fellow (s. Oddfellow).

Iǒphon, ein Sohn des Sophokles, war selbst auch tragischer Dichter. Er ahmte dem Vater nach und hatte noch bei Lebzeiten desselben Erfolge, die freilich zum Teil auf dessen Beihilfe geschoben wurden. Eine litterar. Legende ist es, daß J. beantragt habe, dem greisen Sophokles, von dem er sich zurückgesetzt glaubte, die Verwaltung seines Vermögens zu entziehen, worauf Sophokles durch Vorlesen eines eben gedichteten Chorlieds aus dem «Ödipus auf Kolonos» bewiesen habe, daß er im vollen Besitze seiner Geisteskräfte sei. Die erhaltenen Bruchstücke der Tragödien des J. stehen in den «Tragicorum graecorum fragmenta» von Nauck (2. Aufl., Lpz. 1889). – Vgl. Osw. Wolff, De Iophonte poeta tragico (Meiß. 1884).

Ios, jetzt Nios, eine der Cykladen, 20 km südlich von Naxos, ein bergiges Eiland (höchster Gipfel 734 m) mit gutem Getreideboden und trefflichen Ankerplätzen. Nach einer alten Sage sollte hier Homer bestattet sein. I. gehört zur Eparchie Thera des griech. Nomos Cykladen und zählt auf 120 qkm (1889) 2043 E.

Iota, griech. Name des Vokals I (s. d.), wegen der Kleinheit des Buchstabens Bezeichnung für etwas ganz Geringfügiges.

Iowa (spr. eiǒwě), einer der Vereinigten Staaten von Amerika, zwischen dem Mississippi und Missouri, begrenzt von Wisconsin und Illinois im O., Missouri im S., Nebraska und Dakota im W. und Minnesota im N., hat 145100 qkm und (1890) 1911896 (994453 männl., 917443 weibl.) E., d. i. 13 auf 1 qkm. Das Land ist ohne Gebirge, auf weite Strecken eine hügelige Hochebene. In den Mississippi fließen unter vielen andern der 480 km lange Fluß I. und der weit längere Des-Moines oder Krosagua, der für Dampfer über 150 km aufwärts schiffbar ist. Das Uferland der Flüsse ist ↔ meist bewaldet, der größte Teil der Oberfläche aber sind baumlose Prairien. Der Süden wird von der Kohlenformation gebildet, der Nordosten vom Silur und Devon. Den Nordwesten bedecken Diluvialablagerungen. 1888 wurden 3 ¼ Mill. t Kohle im Werte von 4 ½ Mill. Doll. gewonnen. Der Haupterwerbszweig ist der Ackerbau. 1892 wurden produziert: 200 Mill. Bushel Mais (gegen 232 im J. 1890), 7,25 Mill. Bushel Weizen (gegen 27 im J. 1891), 95 Mill. Bushel Hafer. Die Industrie nimmt zu; hervorzuheben sind: Getreide- und Sägemühlen, Großschlächterei, Fabrikation von Wagen und Ackerbaugeräten. Das Eisenbahnnetz hatte 1892 eine Länge von 13446,88 km. 1891 besuchten 317267 Kinder die öffentlichen Schulen, die Schulausgaben betrugen 6,7 Mill. Doll. Die 22 höhern Anstalten hatten 7042 Studierende. Ende 1889 betrug die Staatsschuld 245435 Doll., welche aber dem Schulfonds gut geschrieben sind, der Wert des besteuerten Eigentums 522 Mill. Doll. Die zweijährigen Staatseinnahmen 1888/89 beliefen sich auf 3450811 Doll., die Ausgaben auf 3422406 Doll. Der Staat ist in 99 Counties geteilt; Hauptstadt ist Des-Moines; daneben sind wichtig: Sioux City, Dubuque, Davenport, Burlington und Council Bluffs. Der Gouverneur und die 107 Repräsentanten werden auf 2, die 50 Senatoren auf 4, die obersten Richter auf 6 Jahr gewählt. I. ist ein Prohibitionsstaat, der Verkauf berauschender Getränke ist verboten. Zum Kongreß sendet es 11 Repräsentanten. – I. war früher ein Teil des großen Nordwestgebietes, welches 1831 seine ersten Ansiedler erhielt. Seit 1836 gehörte es als Distrikt zum Territorium Wisconsin, wurde 1838 mit kaum 23000 E. als Territorium organisiert und 1846 als Staat in die Union aufgenommen. 1850 hatte es 192214, 1860: 674918 E.

Iowa City (spr. eiǒwě ßitti), Hauptstadt des County Johnson im nordamerik. Staate Iowa, südlich von Cedar Rapids am Iowa-River und einigen Bahnen, hat (1890) 7016 E., die Staatsuniversität, eine Bibliothek, Stärkezucker- und Ölfabrikation.

Ipecacuanha, Ipecacuanhawurzel, auch Brechwurzel genannt, stammt vom Brechveilchen, Cephaëlis ipecacuanha Rich. (s. Cephaëlis). Die Wurzel kommt in den Handel in wurmförmig gekrümmten, bis 15 cm langen, in der Mitte höchstens 5 mm dicken, nach den Enden dünner werdenden, meist unverzweigten Wurzelästen. Die bis 2 mm dicke, graue bis bräunlichgraue Rinde zeigt eine dichte und bis auf den Holzkern gehende Ringelung und läßt sich auch leicht von dem hellgelblichen Holzkern abbröckeln. Der Geruch ist schwach dumpfig, der Geschmack widerlich bitter. Wesentlicher Bestandteil ist ein brechenerregender Stoff, das Emetin und eine eigentümliche Säure (Ipecacuanhasäure). – Zum Versand gelangt I. hauptsächlich von Rio de Janeiro (neuerdings auch eine Abart von Carthagena) in Büffelhäuten (Seronen) von 50 kg gepackt. Haupthandelsplatz ist London, das 1892 1938 Seronen einführte. Man hat auch versucht, I. in Indien zu kultivieren, bis jetzt aber ohne nennenswerten Erfolg. Von andern Pflanzen abstammende , der I. ähnliche und teilweise auch Emetin enthaltende Wurzeln (z. B. weiße und schwarze I. von Jonidium ipecacuanha Vent. und Psychotria emetica Mut., Richardsonia scabra Kunth u. a.) kamen früher häufig als Verfälschung der echten I. in den Handel, sind aber jetzt sehr selten geworden und unterscheiden sich durch abweichende Farbe,

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 673.