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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Isaak (Heinr.) - Isabella II.
kaiser ausgerufen, ließ die Ermordung seines
Gegners durch den Pöbel zu und hatte das Glück,
daß der Feldherr Alexios Branas die bis nach
Thrazien vorgedrungenen sicil. Normannen voll-
ständig überwand, und daß nachher die Empörung
desselben Feldherrn durch seinen Schwager, den
Markgrafen Konrad von Montferrat (1186), ge-
dämpft wurde. Andererseits veranlaßte der un-
erhörte Druck der Steuern den Abfall der Walachen
und Bulgaren, die (feit 1186) niemals wieder unter-
worfen werden konnten. Wegen seiner Unfähigkeit
wurde I. 10. April 1195 durch eme Verschwörung
entthront und sein Bruder Alerios III. als Kaiser
proklamiert, der I. blenden lieh und gefangen hielt.
Als aber Alexios III. vor dem Angriff des Kreuz-
heers die Hauptstadt verlieh, wurde I. 18. Juli
1203 wieder auf den Thron erhoben, zugleich mit
seinem Sohn Alexios IV. Doch rih schon 29. Jan.
1204 der Oberstkämmerer Alexios Dukas Murtzu-
phlos die Herrschast an sich und räumte Alexios IV.
aus dem Weqe. Um dieselbe Zeit starb auch I.
eines natürlichen Todes.
Isaak, Heinr. (von den Italienern Arrigo
Tedesco ^Heinrich der Deutsches genannt), Mu-
siker, um 1440 geboren, war unter Lorenzo de' Medici
Kapellmeister zu Florenz und starb, zuletzt in Dien-
sten des Kaisers Maximilian I., vor 1518. Er war
ein Meister im deutschen weltlichen Chorlied und
mit zahlreichen Beiträgen in allen Sammelwerken
seiner Zeit (Förster, Kriesstein, Petrejus, Joh. Ott
u. a.) vertreten. Die schöne Melodie des Chorals
"Nun ruhen alle Wälder" stammt aus einem Wander-
lied "Innspruck, ich muß dich lassen", das I., wenn
nicht erfunden, so doch zuerst mehrstimmig gesetzt hat.
In der Kirchenmusik schrieb I. für alle Gattungen
Werke, die sich durch natürlichen Satz und feierlichen
Klang auszeichnen; die Harmonien sind hart, aber
voll Charakter. Davon ist wenig gedruckt, und dem
Anschein nach das Meiste verloren gegangen. Doch
sind heute noch 22 Messen I.s teils gedruckt, teils
handschriftlich (die Mehrzahlin München) vorhanden.
Isabeau (fpr. -boh, Isabella), Königin von
Frankreich, geb. um 1371 als Tochter des Herzogs
Stephan II. von Bayern-Ingolstadt, wurde 1385
mit dem 17jährigen König Karl VI. von Frankreich
vermählt. Schön, sittenlos und intrigant, überlieh
sie sich, nachdem Karl 1392 in Wahnsinn verfallen
war, einem ausschweifenden Lebenswandel. Erst
seit 1402 beteiligte sich I. an den polit. Umtrieben,
unterstützt von ihrem Schwager und Günstling, dem
Herzog Ludwig von Orleans, und drückte im Verein
mit diesem das Land durch ihre Verschwendung.
Nach der Ennordung Ludwigs (1407) durch Johann
von Burgund verband sie sich mit diesem, wurde
aber, als er zeitweilig unterlag, von der Gegen"
Partei unter dem Grafen von Armagnac 1417 nach
Tours verbannt und in Haft gehalten. Von Nache
beseelt schloß sie sich jetzt ganz an Burgund, und als
dieser 1419 ermordet wurde, an die Engländer an,
um im Bunde mit ihnen ihren eigenen Sohn, den
spätern Karl VII., den sie haßte, zu unterdrücken.
Durch den Vertrag von Troyes (1420) erkannte sie
Heinrich V. von England als Erben der franz. Krone
an und vermählte ihm ihre Tochter Katharina. Nach
dem Tode Heinrichs und ihres Gatten (1422) verlor
sie an Einfluß und starb verachtet in Paris Sept.
1435, als Frankreich und Burgund sich gegen Eng-
land wieder verbanden. - Vgl. Vallet de Viriville,
I. äs LaviölE, rews äe Granes (Par. 1859).
Isabelma, span. Goldmünze, s. Dublone.
Isaliella, der 210. Planetoid.
Ifabella I. von Castilien, Tochter Jo-
hanns II. von Castilien-Leon, geb. 22. April
1451, heiratete 1469 den Thronerben von Ara-
gonien Ferdinand II. (s. d.) und bestieg mit ihm
den 1474 durch den Tod ihres Stiefbruders König
Heinrich IV. erledigten Thron Castiliens, nachdem
die Tochter des Königs, Johanna (Iuana Beltraneja
genannt), unter der Angabe, daß ihre Mutter sie
im Ehebruch mit Veltran de la Cueva geboren habe,
vom Tchrone ausgeschlossen worden war. Nach dem
Tode von Ferdinands Vater Johann II. (1479)
erhielt sie auch die Herrschaft in Aragonien. Die
Bedeutung diefer Doppclregierung liegt in der
Vereinigung der Reiche zu einem nationalen span.
Großstaate. Diesem Ziel strebte die innere und
äußere Politik des Herrscherpaars gleichmäßig zu:
nach außen durch den Krieg gegen Portugal, das
für Iuana Veltraneja eintrat, die nach zehnjähri-
gem Kampfe erfolgte Eroberung Granadas (1492)
und die Eroberung Neapels (1501-3); nach innen
durch die Organisierung der städtischen Hermandad
(s. d.), Verbindung der großen Ritterorden mit der
Krone, Schöpfung der Inquisition zur Vernich-
tung der Mauren, Juden und aller polit. wie kirch-
lichen Widersacher, sowie durch das Besekungsrecht
der Vifchofsstühle. Von unermeßlichen Folgen
wurden die unter der Regierung I.s unternom-
menen Entdeckungsfahrten des Columbus. I. starb
26. Nov. 1504 zu Medina del Campo. Ihr Denkmal
zu Madrid wurde 30. Nov. 1883 enthüllt. - Vgl.
Prescott, Gefchichte Ferdinands und I.s (deutsch,
2 Bde., Lpz. 1843); Nervo, I. 1a (^t!lo!i<iu6, reine
ä'V8P9.AN6, 82. VI6, 80U temp8) 80U reßQS 1451
-1504 (Par. 1874).
Isabclla II., Maria Luise, Königin von Spa-
nien, geb. 10. Okt. 1830, Tochter König Ferdi-
nands VII. (s. d.) und seiner vierten Gemahlin
Maria Christina. Da Ferdinand VII. keinen Sohn
hatte und zusolge der bestehenden Thronfolgeord-
nung nach feinem Tode die Krone seinem Bruder
Don Carlos zugefallen wäre, hob er das Salische
Gesetz 29. März 1830 aus, infolgedessen die ihm
bald darauf geborene Tochter Thronerbin wurde.
Für den Fall feines Todes ernannte Ferdinand VII.
durch Testament feine Gemahlin bis zur Volljährig-
keit diefer Tochter zur Vormünderin derselben und
zur Regentin des Reichs. Dieser Fall trat bereits
29. Sept. 1833 ein. Nachdem aber der durch den
Prätendenten Don Carlos (s. d., Bd. 3, S. 941a)
und dessen Anhänger entzündete Bürgerkrieg durch
Espartero (s. d.) gedämpft war, fah sich die Königin-
Regentin genötigt, 12. Okt. 1840 ad'^ünien und
Spanien zu verlassen, worauf Espartero zum Re-
genten und Vormund der Königin I. ernannt wurde.
Doch auch diefer vermochte nicht feine Stellung bis
zum Eintritt der Volljährigkeit der jungen Königin
(19. Okt. 1844) zu behaupten. Nach dem Sturze
Efparteros erklärten die neuen Cortes I. 8. Nov.
1843 für majorenn, und 10. Okt. 1846 vermählte
sich die Königm I. mit ihrem Vetter Franz de Afsisi.
Seit ihrer Selbstregierung suchte I. die Par-
teien, sowohl die Progressisten als die Karlisten, zu
versöhnen. Gutmütig und wohlthätig, wenn auch
sinnlichen Genüssen in hohem Grade hingegeben,
genoß sie eine große Beliebtheit beim Volke. Seit-
dem aber 2. Dez. 1852 ein Priester Merino einen
Mordanfall auf die Königin verfucht hatte, ergab