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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Jagemann; Jagen; Jager; Jäger

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Jagemann (Ludwig von) - Jäger (Gustav)

August, der sie zur Frau von Heygendorf erhob. Sie wurde eine eifrige Gegnerin Goethes und seiner Direktionsführung; der Sturz der Goetheschen Theatherleitung (1817) war hauptsächlich ihr Werk. 1828, nach Karl Augusts Tode, verließ sie die Bühne, lebte in Berlin, Mannheim, Dresden und auf ihrem Gute und starb 10. Juli 1848 in Dresden.

Jagemann, Ludwig von, Jurist, geb. 13. Juni 1805 zu Gerlachsheim, studierte in Heidelberg und Göttingen, wurde 1841 Hofgerichtsrat in Freiburg, 1842 hofgerichtlicher Staatsanwalt, trat 1843 als Rat in das Ministerium, richtete nach einer im Staatsauftrage unternommenen Studienreise die neue Strafanstalt Bruchsal nach dem Einzelhaftsystem ein, vertrat als Regierungskommissar das neue Strafgesetzbuch in der Kammer, war 1847-49 Generalauditor im Kriegsministerium, dann wieder im Justizministerium. Er starb 11. Juli 1853 auf einer Reise zu Achern. Von seinen Schriften sind besonders zu nennen: "Deutsche Städte und deutsche Männer, nebst Betrachtungen über Kunst, Leben und Wissenschaft" (2 Bde., Lpz. 1842; neue Ausg. 1846), das "Handbuch der gerichtlichen Untersuchungskunde" (2 Bde., Frankf. 1838-41) und das von Wilh. Brauer vollendete "Kriminallexikon" (Erlangen 1854), auch "Die Militärstrafen im Lichte der Zeit" (ebd. 1849) und die mit Wilh. Brauer herausgegebenen "Beiträge zur Erläuterung der neuen bad. Strafgesetzgebung" (Freib. i. Br. 1847). Mit Röllner und später Temme begründete er die "Zeitschrift für deutsches Strafverfahren" (8 Bde., 1840-47), sodann allein den "Gerichtssaal" (Bd. 1-5, Erlangen 1849-53).

Sein Sohn, Eugen von J., geb. 25. Mai 1849 zu Karlsruhe, studierte in Berlin, Brüssel und Heidelberg, wurde dann in der Staatsanwaltschaft verwendet, 1882 Ministerialrat und Kammerherr in Karlsruhe und 1893 zum bad. Gesandten und Bundesratsbevollmächtigten in Berlin ernannt. Er vertrat die bad. Regierung auf den Kongressen für Gefängnisreform in Rom (1885) und Petersburg (1890). Er schrieb "Die Daraufgabe (Arrha)" (Berl. 1873) und gab mit Holtzendorff das "Handbuch des Gefängniswesens" (Hamb. 1888) heraus.

Jagen, eingerichtetes oder eingestelltes, s. Eingerichtetes Jagen. - Über J. in der Forstwirtschaft s. Abteilung.

Jager oder Außenklüver, das äußerste oder dritte dreieckige Segel am Außenklüverbaum, der auch Jagerbaum genannt wird. Von dessen Spitze führt ein straff gespanntes Tau nach der Vorbramstenge (s. Stengen), der Außenklüverleiter, und an ihm wird der J. mit eisernen oder Holzringen befestigt und mittels des Jagerfalls geheißt.

Jager, der schnellste Heringslugger (s. d.) bei jeder Fischerflotte, der den Verkehr nach dem Lande vermittelt; daher "Jager-Matjesheringe".

Jäger (im Militärwesen), früher zur leichten Infanterie gehörige Truppengattung. Sie waren, während die Hauptmasse des Fußvolks noch das glatte Gewehr führte, mit der gezogenen Büchse bewaffnet und im Schießen besser ausgebildet. Preußen errichtete 1740 aus gelernten Forstleuten ein Jägerkorps. Die schon früher bestehenden Feldjäger (s. d.) wurden seit Friedrich d. Gr. hauptsächlich als Kuriere verwendet. 1795 wurde ein Jägerregiment, das 1806 bei Lübeck in Gefangenschaft geriet, formiert. Gegenwärtig leisten die Forstleute in Preußen ihre Dienstpflicht bei den Jägerbataillonen ab, die dadurch einen besonders guten Ersatz und ein gutes Unteroffizier-(Oberjäger-)Korps erhalten. Die preuß. Jägerbataillone - mit dem Gardejäger- und dem Gardeschützenbataillon im ganzen 13 - sind ungleichmäßig auf die Armeekorps verteilt, besitzen gleiche Bewaffnung wie die Infanterie und haben jetzt auch deren Exerzierreglement und Schießvorschrift erhalten. In Bezug auf Schießfertigkeit werden größere Anforderungen gestellt, weshalb die J. auch erheblich mehr Übungsmunition als die Infanterie erhalten. Von den übrigen deutschen Staaten haben Bayern 2, Sachsen 3, Mecklenburg 1 Jägerbataillon, die jedoch weniger Forstleute in ihren Reihen haben als die preußischen J. Österreich besitzt Feldjägerbataillone aus besonders gewandten Leuten und außerdem ein Regiment Kaiserjäger (s. d.). Über die J. in Frankreich s. Chasseurs, Chasseurs à cheval und Chasseurs dits de montagne sowie Französisches Heerwesen. Rußland hat 20 Schützenregimenter, 4 kaukas. Schützenbataillone und 4 kaukas. Schützendruschinen. Italien hat statt der J. Alpentruppen (s. d.).

Jäger, Gustav, Maler, geb. 12. Juli 1808 zu Leipzig, erhielt seinen künstlerischen Unterricht auf den Akademien in Dresden und München, wo er von 1830 bis 1836 blieb. Seine Richtung wendete sich unter dem Einfluß von J. Schnorr dem religiösen Geschichtsfache im nazarenischen Sinne zu. Nach einjährigem Aufenthalt in Rom war er mit F. Gießmann bei der Ausschmückung des Habsburger- und Hohenstaufensaals im neuen Königsbau in München beschäftigt, wurde jedoch 1847 nach Leipzig zur Leitung der Akademie berufen. 1846-48 schmückte er das Herderzimmer des Weimarer Schlosses mit Fresken, 1850 führte er eins der Wandgemälde der Nibelungensäle der Münchener Residenz aus und dann die Wandgemälde der Kirchen von Schönefeld und Pötschau bei Leipzig. Von seinen Ölbildern sind zu nennen: Grablegung Christi (1838) und Moses Bestattung durch Engel (1870; beide im städtischen Museum zu Leipzig), Vermählung der heil. Katharina (1855; Dresdener Galerie), Moses während der Schlacht gegen die Amalekiter, Bileams Esel, Magdalena zu Füßen Jesu. J. starb 19. April 1871 in Leipzig.

Jäger, Gustav, Naturforscher und Hygieinist, geb. 23. Juni 1832 zu Bürg in Württemberg, studierte in Tübingen Medizin, war dann eine Zeit lang Docent der Zoologie in Wien, legte hierauf daselbst ein Seewasseraquarium und als Direktor einer Aktiengesellschaft einen Tiergarten an, ging 1867 nach Stuttgart und war seit 1867 Lehrer der Zoologie an der Land- und Forstwirtschaftlichen Akademie zu Hohenheim, später auch Lehrer der Zoologie und Anthropologie am Polytechnikum zu Stuttgart. Im Frühjahr 1884 legte er seine Lehrthätigkeit nieder und lebt seitdem als Arzt in Stuttgart. In weitern Kreisen wurde J. insbesondere durch seine "Entdeckung der Seele" bekannt, nach welcher es hauptsächlich die verschiedenen specifischen Duftstoffe (sog. "Lust-" und "Unluststoffe") in der Ausdünstung des Menschen wie der Tiere sind, die nicht nur die mannigfachen Affekte, Triebe und Instinkte erzeugen, sondern wahrscheinlich auch hinsichtlich der Formungskräfte wie der Entwicklung und Vererbung eine bedeutsame Rolle spielen. Das von J. eingeführte neue Bekleidungssystem, welches Leinen und alles übrige Pflanzenfasergewebe in jedweder Form