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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Jahr - Jahresschlag
liner Kriegsakademie und wurde dann Regiments-
adjutant. Nach kurzem Abschied trat er 1866 wieder
in den Dienst, versah während des Krieges ein
Decernat im Kriegsministerium und wurde 1867
der geogr.-statist. Abteilung des Großen General-
stabs überwiesen. 1870 fungierte er als Kommissar
des Generalstabs für die Eisenbahn Weißenburg-
Paris. 1872 erfolgte seine Berufung auf den Lehr-
stuhl der Geschichte der Kriegskunst an der Kriegs-
akademie; 1885 zum Oberstlieutenant befördert, trat
cr 1886 in den Ruhestand und wurde beim Jubi-
läum der Universität Heidelberg zum Ehrendoktor
der Philosophie ernannt. I. schrieb: "Geschichte des
2. rhein. Infanterieregiments Nr. 28" (Köln 1865),
"Roß und Reiter in Leben, Sprache, Glauben und
Geschichte der Deutschen" (2 Bde., Lpz. 1872), "Das
franz. Heer von der Großen Revolution bis zur
Gegenwart" (ebd. 1873), "Die Schlacht von König-
grätz" (ebd. 1876), "Handbuch einer Geschichte des
Kriegswesens von der Urzeit bis zur Renaissance",
mit einem Atlas von 100 Tafeln (ebd. 1880),
((Heeresverfassungen und Völkerleben" (Berl. 1885),
"Geschichte der Kriegswissenschaften" (Münch.1890),
"Über Krieg, Frieden und Kultur" (Berl. 1894);
außerdem verfaßte er das Märchenepos "Reinhart"
(ebd. 1859) und "Ein Jahr der Jugend", lyrische
Gedichte (Dresd. 1861), und gab die "Iugenderin-
nerungen K. F. von Klödens" (Lpz. 1874) heraus.
Jahr nennt man in der Regel den Zeitabschnitt,
welcher den einmaligen Wechsel der in regelmäßiger
Aufeinanderfolge stets wiederkehrenden Jahreszei-
ten umfaßt. Alle Verrichtungen des Ackerbaues sind
so eng an diesen Wechsel gemüpft, daß der Mensch
ihn, bevor er noch dessen astron. Ursachen völlig er-
kannt hatte, als einfachstes Maß größerer Zeitab-
schnitte benutzte. Die alten Kulturvölker mit Aus-
nahme der Ägypter und Römer, bei welchen letztern
sich wenigstens in der ältesten Zeit Spuren eines
^onnenjahres finden, kannten vermutlich nur das
Mondjahr. Man wählte als Einheit für das Zeit-
maß die Summe von 12 aufeinander folgenden
synodischen Mondumläufen (vgl. Monat), da diese
Periode etwa mit der des einmaligen Wechsels der
Jahreszeiten zusammenfiel (reines Mondjahr)
Da aber ein Umlauf des Mondes um die Erde
ungefähr 29^ Tage erfordert, so erhielt man ein
Jahr von 354 Tagen Länge, also eine Periode, die
gegen das Sonnenjahr um 11 Tage zu kurz war.
Trotzdem war dieses Mondjahr bei Griechen und
Römern (abgesehen von der ältesten Zeit) und ist
noch jetzt bei den Juden und Mohammedanern in
Gebrauch. Die allmähliche Verschiebung des Jahres-
anfangs beim Gebrauch dieser Zeitrechnung, welche
die Römer von Zeit zu Zeit durch Einschiebung eines
Schaltmonats auszugleichen suchten (gebundenes
Mondjahr), führte bei den meisten civilisierten
Völkern zur Annahme des Sonnenzahres, das den
Zeitraum eines einmaligen Umlaufs der Erde um
die Sonne (oder, nach dem irrigen Glauben der
Alten, der Sonne um die Erde) umfaßte.
Das Sonnenjahr ist entweder ein astrono-
misches oder ein bürgerliches. Das erstere
umfaßt die Zeitperiode, nach deren Ablauf die Erde
zu dem bestimmt gewählten Anfangspunkt ihrer
Bahn zurückgekehrt ist. Je nach der Wahl dieses
Anfangspunktes ist das I. ein siderisches, tropisches
oder anomalistisches. 1) Das siderische I. oder
Sternjahr ist die wahre Umlaufszeit der Erde,
nach deren Ablauf die Sonne wieder bei demselben
Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. IX.
Fixstern der Ekliptik erscheint; seine Dauer beträgt
nach .Hansen 365 Tage 6 Stunden 9 Minuten
9,35 Sekunden; seine Länge ist ganz unveränderlich,
es bildet daher die wahre Normalzeit des Astro-
nomen. 2) Das tropische I. ist die Zeit, die
die Sonne gebraucht, um vom Frühlingspunkte
ausgehend wieder zu demselben zu gelangen. Da
nun der Frühlingspunkt jährlich um 50,2" in der
Ekliptik zurückweicht, so erreicht die Sonne ihn wie-
der, ehe sie einen eigentlichen Umlauf vollendet hat,
und das tropische I. ist so um 20 Min. 23,3i Sek.
kürzer als das siderische, nämlich um diejenige
Zeit, die die Sonne gebraucht, um in ihrer Bahn
den Bogen von 50,2" zurückzulegen. Da aber das
Zurückweichen der Äquinoktialpunkte nicht immer
genau gleichbleibt, sondern allmählich im Wachsen
begriffen ist, so nimmt auch das tropische I. in
jedem Jahrhundert um 0,595 Sek. ab. Auch durch
die periodische Schwankung der Erdachse (Nutation,
s. d.) verändert das tropisä)e I. seine Dauer. Sieht
man von diesen Schwankungen ab, so erhält man
das mittlere tropische I., dessen Länge zu Be-
ginn dieses Jahrhunderts 365 Tage 5 Stunden
48 Min. 46,42 Sek. betrug, während gegenwärtig
die Zahl der Sekunden sich auf 46,04 reduziert hat.
Der Name "tropisches I." rührt daher, daß die
alten Astronomen seine Länge nach dem Eintritt
der Sonne in die Wendekreise (tropici) bestimm-
ten, bei welchem die Mittagshöhe der Sonne ihren
größten und kleinsten Wert erreicht. 3) Das ano-
malistische I. ist der Zeitraum, innerhalb dessen
die Erde wieder zum Perihelpunkt (Sonnennähe)
zurückkehrt. Da der Punkt der Sonnennähe infolge
der Störungen der übrigen Himmelskörper im Mit-
tel jährlich um 11,5" in der Ekliptik vorrückt, so ist
das anomalistischeI. im Mittel um 4 Min. 39,15 Sek.
länger als das siderische, seine Dauer beträgt daher
365 Tage 6 Stunden 13 Min. 48,5 Sek. Unserm
Kalender liegt das tropische H. zu Grunde, da dieses
den Wechsel der Jahreszeiten in sich begreift.
Großes oder platonisches I. nennt man die
Periode von etwa 26000 I., innerhalb deren die
verlängert gedachte Erdachse einen Umlauf um den
Pol der Ekliptik vollendet, wodurch das Zurück-
weichen des Frühlingspunktes (s. oben) veranlaßt
wird. Doch wird der erste Ausdruck auch von der
Trieteris, Pentaeteris, Ennaeteris und dem Meto-
nischen Cyrlus (s. Goldene Zahl) gebraucht.
Das astronomische I. wird zum bürgerlichen
I. dadurch, daß man dasselbe mit dem 365. Tage
abschließt und die Summe der überschießenden
Stunden, Minuten und Sekunden im Februar
jedem 4. I. als 366. Tag (Schalttag) hinzufügt.
Auf diesem Princip beruhen der Iulianische und der
Gregorianische Kalender (s. d.). Zu unterscheiden
von dem mit dem 1. Jan. beginnenden bürgerlichen
I. ist das Kirchenjahr (s. d.).
Jahrbücher, s. Annalen.
Jahresbilanz, s. Bilanz.
Jahresmittel, Mittel aus Meteorolog. Beob-
achtung, die sich auf die Dauer eines ganzen Jah-
res erstrecken. ftei Kühen s. Rinder.
Jahresring, s. Holz <S. 303 d). - über die I.
Jahresfchlag, die Waldfiäche, deren Bestand
jährlich abgetrieben wird. Die normale Größe des
I. wird für Niederwald- und Hochwald-Kahlschlag-
betrieb gefunden, indem man die Gesamtfläche einer
Vetriebsklasse (s. d.) durch den Umtrieb (s. d.), oder im
Falle der einzelne 1.1 oder 2, allgemein n Jahre
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