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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Jaroslaw I. - Jarotschin
meist kath. poln. E.), der Kommandos der 2. In-
fanterie- und einer Kavallerietruppendivision, der
4. Infanterie- und 5. Kavalleriebrigade und hat
(1890) 18005 meist poln. E., in Garnison (4452
Mann) 2 Bataillone des 9. Infanterieregiments
"Graf Clerfayt", 3 des 89. Infanterieregiments,
3 des 90. Infanterieregiments "Prinz zu Windisch- ^
grä'tz", 3 Eskadrons des 11. Ulanenregiments
"Alexander II., Kaiser von Rußland", die 1. Rei-
tende Batteriedivision des 1. Korpsartillerieregi-
ments "Luitpold, Prinz-Regent von Bayern",
die 3. Vatteriedivision und eine Compagnie des
3. Festungsartillerieregiments "Fürst Kinsty", Post,
Telegraph, Überreste der alten Mauer, em Männer-
kloster und ein Frauenkloster, ein poln. Staats-
obergymnasium (401 Schüler), eine Korbsiechtschule
und eine Erziehungsanstalt für Töchter höherer
Stände; Fabrikation von Leincnwaren, Spodium,
Kleie, Ziegeln, Topfwaren und Branntwein, ferner
Ackerbau, Holzflößerei und lebhaften Fell- und
Getreidehandel.
Iaroslaw I., Großfürst von Kiew (1015-54),
Sohn Wladimirs I., hatte als künftiges Erbteil
von seinem Vater Nowgorod erhalten. Als nach
dem Tode desselben sich Sswjatopolk von Turow
in den Besitz von Kiew setzte, gelang es I. mit
skandinav. Hilfe 1019 Sswjatopolk zu besiegen. Er
vermählte sich mit Indegerd, Tochter des jchwed.
Königs Olaf. Nach dem Tode seines ältern Bru-
ders Mstislaw (1039) war er Herr des ganzen da-
maligen Rußland mit Ausnahme des polozkischen
Teils. Unter den von ihm gegründeten Städten
ist besonders Iaroslawl an der Wolga zu nennen.
Im Lande der Esthen legte er 1030 eine Burg Iur-
jew, das spätere Dorpat, an, die aber 1060 ver-
loren ging. Auch die unter der Bezeichnung "NÜ88-
klrja. ki-Hväa." (Russisches Recht) bekannte Samm-
lung von Verordnungen und Satzungen wird ihm
zugeschrieben. I. spielt in den nordischen Sagas eine
große Rolle. Die bis auf Iwan IV. sich fortsetzende
Teilung der Fürstentümer nimmt mit den Söhnen
I.s ihren Anfang.
Iaroslawl, auch Iaroslaw. 1) Gouverne-
ment im nördl. Teil des mittlern Europäischen Ruß-
lands, zu Grohrußland gehörig, grenzt im N. an
das Gouvernement Wologda, im O. an Kostroma,
im S. an Wladimir, im W. an Twer, im NW. an
Nowgorod und hat 35013,4 hkm mit (1890)
1102798 E., d. i. 30,96 auf 1 ykm. Das Land, an
den Rändern sanft erhöht, bildet einen länglichen
Kessel, durch den die Wolga geht. Der Untergrund
gehört der Juraformation an. In den Aufschwem-
mungen finden sich Lager von Torf und Sumpferzen.
Vorherrschend ist schlammiger Boden, der nur durch
Amelioration fruchtbar wird. Im NW. münden
die Mologa und Scheksna, die zu den Kanal-
systemen gehören, welche die Wolga mit der Ostsee
und dem Nördlichen Eismeer verbinden. Die Ost-
grenze wird auf 50 km von der Kostroma berührt.
Der größte See ist der Nero (54,4 ykm) in der
Ebene bei Nostow, Sümpfe finden sich besonders
im NW. Das Klima ist unbeständig, aber im all-
gemeinen gesund. Die mittlere Temperatur beträgt
in der Stadt I. im Winter -10,8, im Sommer
-i-17,5, im Jahresdurchschnitt ^ 3,2° 0. Die Flora
hat schon einen nördl. Charakter mit Vorwiegen
von Nadelholz. Die Bevölkerung ist rein russisch,
obgleich zum Teil sinn. Ursprungs, und bildet
die Eparchie Iaroslawl-Rostow der russ.
Kirche mit einem Erzbischof an der Spitze. Da-
neben sind 1300 Katholiken, 770 Evangelische,
1020 Israeliten und 130 Mohammedaner. Der
Getreidebau deckt nicht das Bedürfnis des Landes;
sehr bedeutend ist der Flachsbau. Viele Bewohner
gehen auf Erwerb in die benachbarten Gouverne-
ments als Straßenverkäufer, Sckankvorsteher,
Maurer u. s. w. Sehr verbreitet ist die Haus-
industrie (Anfertigung von Handschuhen, Pelzen,
Böttcher-, Korbwaren, Schmiederei, Schlosserei
u. s. w.). Die Zahl der Fabriken betrug (1890)
3000 mit 27 780 Arbeitern und einer Produktion
von 25 Mill. Rubel, darunter Baumwollwaren für
5^ Mill., Leinenwaren für 4^ Mill. Rubel. Sehr
bedeutend ist der Handel, besonders in Getreide.
Vorhanden sind (1891) 7 Mittelschulen für Knaben,
6 für Mädchen, 3 Special-, 526 Volksschulen, serner
1 geistliches Seminar, 6 geistliche und 403 Kirchen-
schulen. An Eisenbahnen giebt es: von der Linie
Nybinsk-Vologoje 66, Moskau-I. 97, I.-Kostroma
35,1.-Wologda 114, zusammen 314 km. Das Gou-
vernement besteht aus 10 Kreisen: I., Danilow,Lju-
bim, Mologa, Myschkin, Poschechonje, Romanow-
Borissogljebsk, Rostow, Nybmsk und Uglitsch. -
1218 entstand ein besonderes FürstentumI., das
1471 mit dem Grohfürstentum Moskau vereinigt
wurde. 1777 ward die Statthalterschaft, 1796 das
Gouvernement I. errichtet, das 1822 seine jetzige
Gestalt erhielt. - 2) Kreis im südöstl. Teil des
Gouvernements I., durch die Wolga in einen nörd-
lichen kleinern und einen südlichen größern Teil ge-
teilt, hat 3400,5 hkm, 125322 E. (ohne die Kreis-
stadt), Getreide-, Flachsbau, Hausindustrie, 377
Fabriken mit 6352 Arbeitern und 5,3 Mill. Rubel
Produktion, namentlich Flachs- und Baumwoll-
manufaktur. - 3) Hauptstadt des Gouvernements
und des Kreises I., am rechten, hohen Ufer der
Wolga und an der Mündung des Kotorost in letz-
tere, sowie an den Eisenbahnen Moskau-I., I.-
Wologda und I.-Kostroma, Sitz des Gouverneurs,
eines Erzbischofs, des Kommandos der 35. Infan-
teriedivision sowie der 2. Brigade derselben, ist
schön gebaut und hat breite Straßen, schöne Pro-
menaden und 6 Vorstädte, davon eine links der
Wolga, ferner (1890) 65313 E., in Garnison das
137. und 139. Infanterieregiment, 76 russ. Kirchen,
1 evang. Kirche, 3 Klöster, ein Denkmal Demidows,
1 geistliches Seminar, das Demidowsche juridische
Lyceum (1805 von Fürst Demidow gestiftet), 2 Gym-
nasien, 1 Mädchengymnasium, 1 Mültarprogymna-
sium und 1 Theater. I. ist Mittelpunkt der sog.
Iaroslawlschen Manufaktur, hat 1 Baumwoll-
spinnerei (7277 Arbeiter, Produktion 8 Mill. Rubel),
4 Tabak- (887 Arbeiter, 1,8 Mill. Rubel), 5 Blei-
weihfabrikcn, bedeutenden Handel (schon ^eit dem
16. Jahrh.), eine Zweigniederlassung der Reichs-
bank und 3 andere Banken sowie 5 Zeitungen.
Die Zufuhr am Wolgahafen beträgt jährlich 8 Mill.,
die Abfuhr 1^ Mill.Rubel. - I/soll um 1030 vom
Großfürsten Iaroslaw I. gegründet sein und war
1218-1471 Hauptstadt der hürsten von I.
Iarotschin. 1) Kreis :m preuß. Reg.-Bez.
Posen, hat 720,28 ykni, (1890) 44513 (20 794
männl., 23719 weibl.) E., 4 Städte, 101 Landge-
meinden und 59 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im
Kreis I., unweit der Lutynia, an den Linien Gnesen-
Ols, Posen-Kreuzburg und der Nebenlinie I.-Lifsa
(68,6 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Land-
ratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht